"Schwer, Namen reinzuwaschen" Zverev ist erleichtert über Untersuchung
07.10.2021, 10:31 Uhr
Für Alexander Zverev hat die ATP "ein Jahr zu lange gewartet".
(Foto: picture alliance/dpa)
Tennisstar Alexander Zverev wird von einer Ex-Freundin beschuldigt, sie misshandelt zu haben. Zur Anzeige bringt sie die angeblichen Vorfälle jedoch nicht. Nun gibt es eine Untersuchung der Vereinigung der professionellen Tennisspieler. Zverev freut sich darüber und kritisiert die Wartezeit.
Nach dem oberkörperfreien Training auf Court 1 ging Alexander Zverev verbal in die Offensive und kommentierte die Untersuchung der ATP zu den Gewaltvorwürfen seiner Ex-Freundin voller Hoffnung. "Es ist für mich sehr schwer, meinen Namen reinzuwaschen. Ich habe selbst seit langem darum gebeten, dass das passiert. Ich weiß, dass die Medien das so drehen, dass es eine schlechte Entwicklung ist für mich - aber ich bin wirklich recht glücklich darüber, weil das hoffentlich dazu führt, dass das Thema dann erledigt ist", sagte der 24 Jahre Tennis-Olympiasieger.
Die frühere Freundin des Hamburgers, Olja Scharipowa, hatte ihm vorgeworfen, sie im Oktober 2019 während des Masters-Series-Turniers in Shanghai geschlagen zu haben. Zverev hat diese und weitere Anschuldigungen bereits mehrmals bestritten. Viele Fans in Kalifornien schienen sich von dem Thema nicht in ihrer Zuneigung beeinflussen zu lassen und freuten sich über die Autogramme und Selfies, für die sich Zverev nach der Einheit Zeit nahm. Dass die ATP am Montag eine Untersuchung angekündigt hatte, begrüßte Zverev anschließend bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Mitteilung. "Ich bin relativ froh, dass es jetzt endlich mal passiert. Die ATP hat, um ehrlich zu sein, ein Jahr zu lange gewartet", sagte der Weltranglistenvierte.
"Es hat etwas zu lange gedauert"
Die ATP verurteile jede Form von Gewalt oder Missbrauch und werde solchen Vorwürfen in Bezug auf ein von ihr veranstaltetes Turnier nachgehen, hatte die Organisation zu Wochenbeginn mitgeteilt - eine Entwicklung, die auch Andy Murray gut findet. Als einer der wenigen Profis auf der Tour hatte der Brite zu dem Thema zuvor schon öffentlich Stellung bezogen. "Es hat etwas zu lange gedauert, aber jetzt gibt es einen Prozess und einen Ablauf für Anschuldigungen dieser Art." Da es sich nun um ein laufendes Verfahren handele, wolle er nicht weiter darauf eingehen, sondern das Ergebnis der Untersuchung abwarten.
Wie genau die ATP die seit Monaten im Raum stehenden Vorwürfe untersuchen will, ist allerdings sogar Zverev selbst noch nicht klar. "Klar, ich werde befragt, sie wird befragt - aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung", antwortete er auf eine entsprechende Frage. Dass er trotz der Verdächtigungen sportlich Höchstleistung bringen kann, hat er mit dem Einzug ins Halbfinale der US-Open zuletzt bewiesen, als Tage vor dem Beginn des Grand Slams ein zweiter Artikel mit Vorwürfen veröffentlicht worden war. Dennoch hoffe er, dass eine unabhängige Untersuchung "durch eine dritte Partei" nun dazu beitrage, dass das Thema aufgeklärt und abgehakt werden könne.
Im August hatte Zverev verkündet, er habe seine "deutschen und amerikanischen Anwälte mit der Angelegenheit beauftragt. Sie haben bereits eine einstweilige Verfügung gegen die Quelle und den Autor, der die falschen Behauptungen veröffentlicht hat, erwirkt. Das Gericht ist unseren Argumenten gefolgt und stellt fest, dass die erhobenen Vorwürfe verleumderisch und falsch sind." Zverev bestritt abermals "kategorisch und unmissverständlich, dass ich Olja missbraucht habe. Ich unterstütze auch voll und ganz die Schaffung einer ATP-Richtlinie gegen häusliche Gewalt."
"Endlich bewegt die ATP ihren Arsch"
Der CEO der ATP, Massimo Calvelli, äußerte sich in einer Erklärung zu den Ermittlungen der Organisation: "Die gegen Alexander Zverev erhobenen Vorwürfe sind ernst zu nehmen, und wir haben die Verantwortung, uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Wir hoffen, dass unsere Untersuchung es uns ermöglichen wird, die Fakten zu ermitteln und angemessene Folgemaßnahmen zu bestimmen." Die ATP "bestätigt, dass Zverev alle Anschuldigungen bestritten hat. Wir werden auch alle weiteren rechtlichen Entwicklungen im Anschluss an die von Zverev vor den deutschen Gerichten erwirkte einstweilige Verfügung verfolgen.
Er habe sportlich ein herausragendes Jahr hinter sich und das sei wegen der Vorwürfe in den Hintergrund gerückt, sagte er. Er sei daher froh, "dass die ATP endlich mal ihren Arsch bewegt und ein bisschen was macht. Damit man das alles mal hinter sich lassen kann und ich mich wieder auf den Tennisspieler konzentrieren kann, der ich bin", sagte Zverev. "Ich bin Nummer vier in der Welt, ich habe die Olympischen Spiele gewonnen, zwei Mastersturniere gewonnen und vier Turniere gewonnen. Und in die meisten Pressekonferenzen gehe ich rein und rede über diesen Mist, leider."
Quelle: ntv.de, Maximilian Haupt, dpa