Biathlon-WM in Schweden Zweites Gold für Henkel
10.02.2008, 12:38 UhrAndrea Henkel krönte sich mit einem historischen Rekord zur neuen Biathlon-Königin, Alexander Wolf holte mit einer unglaublichen Aufholjagd noch WM-Bronze. "Einen besseren Start in die Titelkämpfe kann man sich nicht vorstellen", lobte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), seine Skijäger, die bereits am Auftaktwochenende vor der Östersunder Rekordkulisse von mehr als 35.000 Zuschauern die Erwartungen übertrafen.
30 Schuss, 30 Treffer waren die Grundlage für Henkels einmalige Leistung. Mit fehlerfreien Vorstellungen am Schießstand gewann sie sowohl den Sprint als auch die Verfolgung und erkämpfte sich als erste Skijägerin WM-Titel in allen fünf olympischen Disziplinen. "Schön, dass es so ist", sagte die 30-Jährige. Über die historische Dimension ihrer Siege hatte sich die Thüringerin aber "noch keine Gedanken gemacht".
"Ich bin überglücklich. Für mich hat sich ein Traum erfüllt", sagte Wolf mit Freudentränen in den Augen. Der 29-Jährige fiel nach dem Husarenritt auf der letzten Laufrunde im Ziel seinem Vater Karl- Heinz um den Hals, der in Östersund als Kampfrichter eingesetzt ist. Mit einem Rückstand von 85 Sekunden gestartet, katapultierte sich der bärenstarke Oberhofer auf den letzten 2,5 Kilometern noch in die Medaillenränge.
"Am letzten Anstieg habe ich gesehen, dass der Russe Jaroschenko viele 'Körner' gelassen hat. Da habe ich ihn mir zurechtgelegt und auf der letzten Rille angegriffen", erzählte er und drückte das innig erhoffte Edelmetall ganz fest an die Brust. "Diese Medaille hat eine Signalwirkung für die Männermannschaft", kündigte der sichtlich erleichterte Bundestrainer Frank Ullrich an, der auf den erkälteten Dreifach-Olympiasieger Michael Greis verzichten musste. Zum zehnten Mal Weltmeister wurde der Norweger Ole Einar Björndalen vor dem russischen Sprint-Titelträger Maxim Tschudow.
Bei den Damen bescherte Andrea Henkel bei ihrer zehnten WM- Teilnahme dem Team genau wie im Jahr zuvor die junge Magdalena Neuner bei ihrem WM-Debüt mit den Titelgewinnen im Sprint und in der Verfolgung einen Traumstart. "Es sah cooler aus, als es war", sagte Andrea Henkel am Sonntag nach ihrem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Die Sportsoldatin freute sich über ihren Coup: "Der Doppelerfolg zählt schon einen Tick mehr, als die vorherigen drei WM-Titel." Henkel will am Mittwoch als neue Weltcup-Spitzenreiterin im Einzelrennen wieder angreifen.
Beim Jagdrennen hatte sie sich vor den beiden Russinnen Jekaterina Jurjewa und Albina Achatowa behauptet und sich dabei sehr nervenstark gezeigt. "Mir hat vor allen Dingen die Art imponiert, wie Andrea geschossen hat. Sie hat sich nicht verrückt machen lassen, ist ihr Rennen gelaufen. Man hatte nie den Eindruck, sie war auf der Flucht", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang, der seine 60. WM- oder Olympia- Medaille bejubelte. Henkel selbst schränkte ein: "Beim letzten Schuss habe ich mir ganz schön viel Gedanken gemacht und war froh, dass die Scheibe gefallen ist." Danach schaute sie beim Weglaufen auf die große Videowand. "Da ist eine lange Gerade, und da hat man Zeit, Fernsehen zu gucken. Und ich wollte wissen, wie weit die Verfolgerinnen zurücklagen."
Als Sechste war die entthronte Titelverteidigerin Magdalena Neuner zweitbeste Deutsche. Das überzeugende Teamergebnis komplettierten Martina Glagow (Mittenwald) auf Rang sieben, Kathrin Hitzer (Gosheim) auf Position neun und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) auf Platz 13. Nach ihrem Absturz im samstäglichen Sprint mit vier Fehlschüssen im Stehendanschlag - ausgerechnet an ihrem 21. Geburtstag - rehabilitierte sich Neuner und ballte im Ziel die Faust. "Das Rennen war total wichtig für mein Selbstvertrauen. Beim Sprint hätte ich am liebsten das Gewehr in den Schnee geschmissen", sagte sie. "Ich weiß, dass ich es noch besser machen kann", kündigte sie an und hofft auf einen Einsatz in der Mixstaffel. "Das würde mir Spaß machen." Dann will auch Michael Greis wieder angreifen.
Quelle: ntv.de