Rekordläufer besorgt um Familie Zwischen Traumzeit und plagendem Albtraum
06.12.2021, 21:00 Uhr
Petros läuft von Erfolg zu Erfolg.
(Foto: imago images/Jan Huebner)
Für Amanal Petros könnte es sportlich nicht besser laufen - im wahrsten Sinne. Der 26-Jährige unterbietet seinen eigenen deutschen Rekord im Marathon. Privat plagen ihn dagegen heftige Sorgen, er hat keinen Kontakt zu seiner Familie, die im Bürgerkriegsgebiet Tigray lebt.
Amanal Petros ließ im Ziel noch einmal die Muskeln spielen - trotz all der Strapazen, all der Anstrengung. Also zeigte der 26-Jährige der Welt noch seinen Bizeps, nachdem er zuvor in Valencia seinen deutschen Marathon-Rekord auf 2:06:27 Stunden verbessert hatte. "Harte Arbeit zahlt sich aus", schrieb Petros bei Instagram.
Schon im Vorjahr hatte Petros in der spanischen Küstenstadt mit 2:07:18 Stunden den alten deutschen Rekord von Arne Gabius geknackt, diesmal hatte sich das Lauf-Ass sogar eigentlich eine Zeit um die 2:05 Stunden vorgenommen. "Aber dafür war es zu windig. Ich habe trotzdem meinen deutschen Rekord gebrochen - und mit einer solchen Leistung bin ich natürlich sehr zufrieden", sagte Petros.
Die Leistung von Petros ist umso erstaunlicher, da ihn ständige Sorgen um seine Mutter und seine beiden Schwestern umtreiben. Ihn plagen Albträume, weil sie in Äthiopien im Bürgerkriegsgebiet Tigray leben. "Es ist nach wie vor sehr schwierig, und zurzeit habe ich gar keinen Kontakt zu meiner Familie. Zwischenzeitlich hatte ich über Dritte indirekt ein paar Nachrichten bekommen. Das ist sehr schlimm und stimmt mich traurig", sagte Petros zuletzt auf leichtathletik.de.
Seit einem Jahr leben die Menschen im Norden Äthiopiens im Krieg, Kinder und Familien sterben, angesichts des Konflikts befürchten die Vereinten Nationen ein "Zerbrechen" des Landes. "Es scheint aber niemanden mehr zu interessieren, was wirklich passiert", sagte Petros, der erst Ende Oktober den 28 Jahre alten deutschen Rekord im Halbmarathon von Carsten Eich um 25 Sekunden auf 60:09 Minuten verbessert hatte.
Mit zwei Jahren floh Petros mit der Familie aus seiner Heimat Eritrea nach Äthiopien, doch die Gefahr blieb. Mit 16 machte er sich auf den Weg nach Deutschland und fand dort als politischer Flüchtling eine neue Heimat. Angekommen in Bielefeld wurde es ihm in seiner Flüchtlingsunterkunft schnell zu eng, ihn zog es auf die Straße. Aus Hobbyläufen entwickelte sich im Verein systematisches Training. Seit Ende 2015 ist Petros deutscher Staatsbürger, der 26-Jährige dient seit 2017 als Sportsoldat in der Bundeswehr.
Quelle: ntv.de, ara/sid