Münchens Olympiaträume Es fehlt an Geld und Zustimmung
17.03.2011, 22:15 UhrMünchens Olympia-Planer sind Kummer gewöhnt, aber das ist doch ein Nackenschlag: Eine IOC-Geheimumfrage ergibt, dass nur 61 Prozent der Deutschen die bayerische Kandidatur für Winter-Olympia 2018 unterstützen. Zudem klafft eine Finanzlücke im Bewerbungsetat, während in Garmisch das Volk aufbegehrt.

Berufsoptimist: Michael Vesper, Aufsichtsratschef der Münchner Olympiabewerbung, redet die Lage unverdrossen schön.
(Foto: dpa)
Durchwachsene Zustimmungsraten bei einer IOC-Geheimumfrage, ein Finanzloch im Bewerbungsetat, ein Bürgerbegehren gegen die Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen - an guten Nachrichten herrscht bei den Münchner Olympia-Planern derzeit akuter Mangel. Laut einer IOC-Auswertung befürworten nur 61 Prozent der Deutschen Olympische Winterspiele 2018 in München. Zudem fehlen immer noch vier Millionen Euro im 33 Millionen Euro-Bewerbungsbudget, für die wohl die Steuerzahler aufkommen müssen.
Gleichzeitig geht das Bürgerbegehren der Olympia-Gegner in Garmisch-Partenkirchen in die heiße Phase. An diesem Freitag wollen die Initiatoren im Rathaus ihre Unterschriften übergeben, die Voraussetzung für einen Bürgerentscheid in dem Wintersportort zu Füßen der Zugspitze sind. Die Initiative NOlympia will verhindern, dass 2018 in der knapp 28.000 Einwohner zählenden Kommune die olympischen Ski-Wettbewerbe über die Bühne gehen.
Pfeifen im Walde
111 Tage vor der Vergabe der Spiele am 6. Juli reiben sich die Olympia-Gegner die Hände, die Bewerbungsgesellschaft ist um Gelassenheit bemüht. "Diese Zahlen beunruhigen mich nicht, weil ich spüre, dass die Begeisterung in der Bevölkerung steigt und die Zahl der Gegner abnimmt", behauptet Aufsichtsratschef Michael Vesper. Worauf sich Vespers Beobachtungen stützen, bleibt offen. Sie klingen wie das berühmte Pfeifen im Walde.

Die Olympiagegner sehen sich durch die bescheidenen Zustimmungsraten in ihrer Ablehnung der Winterspiele bestätigt.
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Die Reaktion von NOlympia ließ nicht lange auf sich warten. "Für so ein Milliarden-Projekt ist dies eine bescheidene Zustimmung, die meilenweit von den stabilen Drei-Viertel-Mehrheiten, welche von den Befürwortern der Bewerbung immer wieder ins Feld geführt werden, entfernt bleibt", kritisierte NOlympia-Sprecher Ludwig Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen). Nicht nur in der Bevölkerung habe die Bewerbung mit sinkendem Zuspruch zu kämpfen, auch der Rückhalt in der Wirtschaft sei unverändert niedrig. Das Fazit des Landtagsabgeordneten: "Auf diesen zwei wackligen Beinen sind Olympische Winterspiele in Bayern nicht durchführbar."
93 Prozent Zustimmung in Südkorea
Die Zahlen zur Unterstützung der Bevölkerung fließen nun in den IOC-Evaluierungsbericht über die Olympia-Tauglichkeit der drei Bewerber ein. Der südkoreanische Favorit Pyeongchang, Hauptkonkurrent der Isar-Metropole im Dreikampf um Olympia 2018, darf sich nach dpa-Informationen über eine Quote von 93 Prozent freuen. Die Kandidatur des dritten Mitstreiters Annecy soll in Frankreich allerdings nur bei 51 Prozent der Befragten auf Unterstützung stoßen. Die Franzosen sind allerdings ohnehin krasser Außenseiter.
Die IOC-Werte seien im Dezember ermittelt worden, "einer Zeit, die durch den Höhepunkt der Grundstücksstreitigkeiten, durch den Grünen-Parteitag und durch die Ankündigung eines Bürgerbegehrens geprägt war", versuchte Vesper die schlechten Werte zu relativieren. Seitdem habe Deutschland drei Weltmeisterschaften erfolgreich ausgerichtet und im Januar sei die Werbekampagne im Fernsehen angelaufen. "Aktuelle repräsentative Umfragen von unabhängigen Instituten zeigen, dass die Zustimmung bei rund 75 Prozent liegt", behauptete der ehemalige Grünen-Politiker, "für mich ist das keine Frage: Die deutliche Mehrheit der Menschen in den Bewerbungsstädten, in Bayern und in Deutschland stehen hinter der Bewerbung. Sie wollen Olympia wieder nach Deutschland holen."
Bayern müssen blechen
Zumindest in Bayern könnte sich die Stimmung wieder etwas verfinstern. Knapp dreieinhalb Monate vor dem finalen Votum der 103 stimmberechtigten Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) deutet vieles darauf hin, dass die Finanzierung der bayerischen Olympia-Ambitionen doch nicht wie ursprünglich geplant ohne öffentliche Zuschüsse auskommt. Der Freistaat, die Stadt München, die Gemeinden Garmisch-Partenkirchen und das Berchtesgadener Land würden im Bedarfsfall haften. Bereits im Oktober 2009 hatte die Bewerbungsgesellschaft einen Überbrückungskredit von 1,5 Millionen Euro durch Stadt und Land benötigt.
"Es ist das eingetreten, was wir von Anfang an befürchtet haben. Die Steuerzahler werden zur Kasse gebeten", meinte Ludwig Hartmann, neben Axel Doering treibende Kraft der Olympia-Opposition, "das zeigt, dass die deutsche Wirtschaft nicht wirklich hinter der Bewerbung steht. Außerdem sind zahlreiche Sponsoren halbstaatliche Unternehmen."
Kinderkrippen und Kindergärten

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude muss demnächst erklären, warum entgegen der Zielsetzung wohl doch Steuergeld in die Olympiabewerbung fließen muss.
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Vesper hingegen bewertet die bisher gesicherten 29 Millionen Euro trotzig als Erfolg und redet die Tatsache schön, dass die vollmundigen Ankündigungen nicht erfüllt werden: "Es war ein sehr ehrgeiziges Ziel, die Bewerbung so weit gehend wie möglich aus privaten Mitteln zu finanzieren. Mittlerweile sind fast 90 Prozent des ursprünglich geplanten Bewerbungsbudgets von 30 Mio. Euro eingeworben. Das ist ein großer Erfolg, zumal mitten in der Wirtschafts- und Finanzkrise."
Fakt ist aber, dass sich die Bewerber an den Worten von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) aus dem Sommer 2008 messen lassen müssen, als er erklärt hatte: "30 Millionen, die man ja auch in Kinderkrippen und Kindergärten umrechnen kann, dürfen nicht aus Steuermitteln aufgewendet werden. Unser Ziel ist ja, den Betrag vollständig aus Sponsorengeldern zu decken." Nach einem Brandbrief des im Sommer 2010 offiziell aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Bewerbungschefs Willy Bogner war das Budget von 30 auf 33 Millionen Euro erhöht worden. Damit fehlen nun vier Millionen Euro - die man auch in Kinderkrippen und Kindergärten umrechnen könnte.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa