Sport

Dopingschatten auf der Schwimm-WM Cielo erhält Persilschein vom CAS

Cesar Cielo: positiv getestet und trotzdem in Shanghai am Start.

Cesar Cielo: positiv getestet und trotzdem in Shanghai am Start.

(Foto: dpa)

Der Brasilianer Cesar Cielo darf bei der Schwimm-WM starten, obwohl er bei einer Dopingkontrolle positiv getestet wurde. Mit dieser Entscheidung konterkariert der Sport-Gerichtshof CAS die Bemühungen des Schwimm-Weltverbandes, Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Das Unverständnis ist groß.

Der verkappte Freispruch für den schnellsten Schwimmer der Welt hat Kopfschütteln ausgelöst. "Die Entscheidung ist schwer nachvollziehbar. Wenn er jetzt hier startet, wird es einen bösen Beigeschmack haben", kommentierte Lutz Buschkow, Leistungssport-Direktor im Deutschen Schwimm-Verband (DSV), das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS im Fall Cesar Cielo. Brasiliens Olympiasieger darf trotz positiven Dopingbefunds bei der WM in Shanghai starten, der Antrag auf eine Sperre wurde abgelehnt.

Der CAS bestätigte drei Tage vor Beginn der Becken-Wettkämpfe die Verwarnung für den Doppel-Weltmeister über 50 und 100 Meter Freistil durch den brasilianischen Verband und folgte damit der Argumentation des Weltrekordlers. Der 24-Jährige hatte erklärt, das verbotene harntreibende Medikament Furosemid unwissentlich mit einer Koffeinkapsel eingenommen zu haben. Der Weltverband FINA hatte eine dreimonatige Sperre beantragt.

"Das hat eine neue Qualität"

Der Freispruch für Cielo ist für Dopingexperte Werner Franke nicht nachvollziehbar.

Der Freispruch für Cielo ist für Dopingexperte Werner Franke nicht nachvollziehbar.

(Foto: REUTERS)

"Das hat eine neue Qualität. Ab jetzt wäre ja jeder dumm, wenn er nicht Furosemid nimmt", sagte Doping-Jäger Werner Franke, "das ist alles nicht nachvollziehbar, zumal die Einnahme anderer Verschleierungsmittel schon zu Strafen geführt hat." Er könne das alles nur noch ironisch und sarkastisch nehmen, meinte Franke.

Für Steffen Deibler ist der gesamte Fall "sehr suspekt". Der Kurzbahn-Weltrekordler muss nun in Shanghai über 50 Meter Schmetterling gegen Cielo antreten. "Da macht man sich natürlich seine Gedanken. Ich will jetzt nicht hoffen, dass sie kollektiv dopen, aber es kann natürlich sein", sagte der Hamburger: "Ich fände es gut, wenn die FINA jetzt mal konsequent durchgreift. Es gab ja einige Fälle in den letzten Jahren, wo es sehr lasch gehandhabt wurde. Es wäre ein gutes Zeichen, wenn da mal durchgegriffen wird."

Di Carli vermisst klare Regeln

"Genervt": Marco Di Carli, der Weltjahresbeste über 100 Meter und Gold-Konkurrent von Cielo.

"Genervt": Marco Di Carli, der Weltjahresbeste über 100 Meter und Gold-Konkurrent von Cielo.

(Foto: dpa)

Gegen Cielo schwimmt in Shanghai auch der Frankfurter Marco di Carli, der derzeit die Weltrangliste über 100 Meter Freistil vor dem Brasilianer anführt. "Es nervt schon ein wenig, dass man sich selbst Gedanken über alles macht und in anderen Verbänden unterschiedliche Vorgehensweisen praktiziert werden", sagte di Carli. Buschkow findet es problematisch, seinen Sportlern dieses Urteil zu erklären. "Er hatte eine Substanz im Körper, die nach den Regularien dazu führt, dass er gesperrt wird", sagte er: "Wir warten jetzt auf die Begründung. Wir haben keine Akteneinsicht. Aber offenbar war die Aktenlage nicht so eindeutig."

Mit Verwarnungen davon kamen auch Cielos Landsleute Nicholas dos Santos und Henrique Barbosa. Ein Jahr gesperrt wurde als Wiederholungstäter allerdings Vinicus Waked, ein vierter Brasilianer. Bei allen wurde Furosemid festgestellt, das zur Verschleierung von Dopingmitteln eingesetzt werden kann. Gesperrt wurde Waked, weil er bereits am 4. Februar 2010 eine zweimonatige Suspendierung wegen einer verbotenen Substanz erhalten hatte. Dos Santos und Barbosa fehlen bei der WM, weil die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) aufgrund des positiven Tests die Qualifikationszeiten strich.

"Ich halte das alles für Mumpitz"

Der CAS, vertreten durch Alan Sullivan (Australien/Präsident), Olivier Carrard (Schweiz) und Jeffrey Benz (USA), fällte sein Urteil 24 Stunden nach einer mehrstündigen Anhörung der Athleten am Mittwoch in Shanghai im Eilverfahren. Eine ausführliche Urteilsbegründung wird erst in den kommenden Wochen nachgereicht.

Werner Franke hatte die FINA trotz der Wiedereinführung der Bluttests in Shanghai scharf kritisiert. "Ich halte das alles für Mumpitz, Schwimmen ist bewiesenermaßen eine der dreckigsten Sportarten überhaupt", sagte der Molekularbiologe aus Heidelberg.

Quelle: ntv.de, Gerd Holzbach und Thomas Lipinski, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen