EM-Krimi mit Nowitzki-Hauptrolle Basketballer knacken Italien
01.09.2011, 22:17 Uhr
Chris Kaman hatte zunächst Probleme, war aber in der Crunchtime zur Stelle.
(Foto: AP)
Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft darf bei der EM in Litauen mit einem Auge in Richtung Zwischenrunde schielen. In einem hart umkämpften Spiel schlägt die DBB-Auswahl Italien mit 76:62 und bleibt damit in der Vorrunde ungeschlagen. Superstar Dirk Nowitzki ist mit 21 Zählern Topscorer der Partie, die erst kurz vor Schluss entschieden wird.
Zweites Spiel, zweiter Sieg: Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat sich bei der Europameisterschaft in Litauen eine hervorragende Ausgangsposition für das Erreichen der Zwischenrunde erarbeitet. Gegen Italien feierte das Team von Bundestrainer Dirk Bauermann in Vorrundengruppe B in einem intensiven Duell einen 76:62 (36:30)-Erfolg. Zum Turnierstart hatten Dirk Nowitzki & Co. Israel mit 91:64 bezwungen. Nächster Gegner ist am Freitag Frankreich, das ebenfalls mit zwei Siegen gestartet ist.

Italien und Deutschland lieferten sich einen Kampf auf Biegen und Brechen (hier Nowitzki gegen Gallinari).
(Foto: dpa)
"Ich finde, beide Teams haben großartig gespielt. Wir haben einfach am Ende die wichtigen Würfe getroffen", sagte Bundestrainer Bauermann nach dem Nervenspiel gegen Italien. "Es war ein großer Kampf. Beide Teams haben wirklich alles gegeben. Es war auch eine gewisse Feindseligkeit im Spiel, was mir persönlich gefallen hat", meinte Aufbauspieler Heiko Schaffartzik.
Befürchtungen, die DBB-Riesen könnten nach dem Kantersieg zum Auftakt auf Wolke sieben in die Siauliai Arena schweben und von Italien unsanft geerdet werden, hatte Schaffartzik schon vorab zerstreut. "Wenn ich bei den bisherigen Turnieren etwas gelernt habe, dann, dass sich die Situation von Spiel zu Spiel um 180 Grad drehen kann", hatte der 27-Jährige mit Blick auf die EM 2009 und die WM 2010 gewarnt.
Damals hatte das DBB-Team auf Nowitzki und Kaman verzichten müssen. Diesmal war das Duo dabei und wie schon gegen Israel die große Stütze des Teams. Topscorer Nowitzki verbuchte in dem "superhart umkämpften Spiel" schon vor der Pause 8 Rebounds und 14 Zähler. NBA-Kollege Kaman tat sich offensiv lange schwer, avancierte mit wichtigen Körben in der Schlussphase und insgesamt 17 Zählern aber noch zum zweitbesten deutschen Scorer. Hinzu kamen fantastische 17 Rebounds. "Jeder hat mal einen unglücklichen Tag. Aber als wir ihn am meisten brauchten, war er der Chris Kaman, den wir kennen", lobte der Bundestrainer die späte Leistungsexplosion des Centers.
Italien erzwingt Ballverluste
Trotz des gut aufgelegten NBA-Duos war der Erfolg gegen Italien keine Zwei-Mann-Show, sondern ein Erfolg der gesamten deutschen Mannschaft. Youngster Robin Benzing erzielte 7 seiner 14 Punkte im Schlussviertel, Heiko Schaffartzik lieferte mit fünf Assists, drei Rebounds und elf Zählern eine starke Leistung, Johannes Herber traf kurz vor Schluss einen immens wichtigen Dreier.
Dennoch tat sich die das deutsche Team gegen die harte und intensive italienische Manndeckung von Anfang an schwer und leistete sich bis zur Halbzeit bereits neun Ballverluste. Besonders erfreut war Bauermann, dass sich sein Team trotzdem mental sehr gefestigt präsentierte: "Die Italiener haben sehr bissig gespielt, mit Haken und Ösen. Aber so ist der europäische Basketball. Da musst du mit den Wölfen heulen. Und das geht nur, wenn du selber so kämpferisch, so bissig, so gallig bist wie der Gegner."
Die zahlreichen kleineren Rückschläge führten nie zu einem Bruch im deutschen Spiel, sondern zu Trotzreaktionen. Als Nowitzki nach fünf Minuten bereits mit zwei Fouls belastet war, antwortete er mit seinem ersten Dreier des Turniers. Als Johannes Herber zu Beginn des 2. Viertels von Andrea Bargnani spektakulär geblockt wurde, traf er kurz darauf von jenseits der Dreierlinie – obwohl der Wurf bei ihm in der Vorbereitung mächtig gewackelt hatte. Tim Ohlbrecht machte einen misslungenen Alley-Hoop-Versuch mit einem krachenden Dunk vergessen, trotz Fouls. Auch der Bonusfreiwurf saß.
Hamann mit schwacher Leistung
Sicherheit gab das dem deutschen Spiel nicht. Insbesondere der von Rückenproblemen gehandicapte DBB-Kapitän und Spielmacher Steffen Hamann erwischte einen gebrauchten Tag. Hamann blieb ohne Punkte, gab nur zwei Assists, leistete sich aber sechs Ballverluste. Das deutsche Aufbauspiel war oft zu statisch. Nowitzki wurde im 3. Viertel teilweise überhart verteidigt, bekam aber keine Fouls zugesprochen.
Mit einem knappen 46:45 für Deutschland ging es ins Schlussviertel. Die Führung wechselte weiter hin und her, insgesamt 23 Mal im Spiel. Zwischenzeitlich geriet Deutschland beim Stand von 48:51 erstmals in der Partie mit drei Punkten in Rückstand. Erst in der Schlussphase fand das DBB-Team seine Sicherheit im Angriff zurück. 1:36 Minuten vor Ende traf Johannes Herber auch seinen zweiten Dreierversuch im Spiel zum 67:60. Als Chris Kaman 31 Sekunden später den ersten deutschen Offensivrebound der Partie holte und per Korbleger zum 69:60 punktete, war eine Vorentscheidung gefallen.
Quelle: ntv.de