Formel1

Nervenkitzel vor letztem F1-Rennen Alles liegt bei Vettel

Alonso auf Distanz: Red Bull hat nicht der Versuchung nachgegeben, einen Fahrer zu bevorzugen.

Alonso auf Distanz: Red Bull hat nicht der Versuchung nachgegeben, einen Fahrer zu bevorzugen.

(Foto: REUTERS)

Sebastian Vettel hat sich mit seinem Sieg in Brasilien wieder eine bessere Ausgangsituation im Titelkampf verschafft. Aus eigener Kraft Weltmeister werden kann er zwar nicht. Und doch hat er vieles selbst in der Hand.

Eines kann man Red Bull sicher nicht vorwerfen. Nämlich, dass sie nicht Wort gehalten hätten. Auch beim vorletzten Rennen der Formel-1-Saison 2010 haben die Bullen keinen ihrer Fahrer bevorzugt und beide frei fahren lassen. Sebastian Vettel durfte seinem zu keinem Zeitpunkt gefährdeten Sieg entgegen fahren und Mark Webber musste sich auf dem Kurs in Interlagos mit seinem zweiten Platz begnügen. So weit, so fair.

Sebastian Vettel darf sich nach dem Wochenende über ein perfektes Rennen und gestiegene Titelchancen freuen.

Sebastian Vettel darf sich nach dem Wochenende über ein perfektes Rennen und gestiegene Titelchancen freuen.

(Foto: REUTERS)

Allerdings schafft der Ausgang des Rennens, der dem Drittplatzierten von Brasilien, Fernando Alonso, 15 wertvolle Punkte für den Erhalt der WM-Führung bescherte, reichlich Raum für Spekulationen um das Saisonfinale in Abu Dhabi am nächsten Wochenende. Die Frage, "was ist, wenn …", wird die Presse bis dahin beherrschen. Zumal Red-Bull-Teamchef Christian Horner klar gestellt hat, dass es auch im Emirat keine Teamorder geben wird. "Wir haben entschieden, beide gleich zu unterstützen", sagt der Brite.

Vettel gibt weiter Vollgas

Das wirft natürlich die Frage auf, was wäre, wenn die Rangfolge beim letzten Rennen genauso aussehen würde wie jetzt in Brasilien. Dann wäre Fernando Alonso Weltmeister und für Mark Webber würde es nicht reichen. Horner schließt eine Hilfestellung von Vettel dann nicht aus, will aber keinesfalls über den Boxenfunk eingreifen. Könnte sein, dass der Deutsche seinen Teamkollegen vorbei ziehen lassen würde. Aber, so Horner: "Das muss dann vom Fahrer selbst kommen." Vettel selbst will sich nicht festlegen. Seine Taktik bleibt die gleiche wie in Brasilien: "Die Herangehensweise hat sich nicht geändert. Sie lautet Vollgas."

In Würde seinen Titel abgegeben: Der nun Ex-Weltmeister Jenson Button hatte nicht viel Glück am Wochenende.

In Würde seinen Titel abgegeben: Der nun Ex-Weltmeister Jenson Button hatte nicht viel Glück am Wochenende.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

In jedem Fall hat Red Bull schon in Brasilien etwas für den Sport getan. Ein Teil der Glaubwürdigkeit, die durch das unwürdige Schauspiel von Ferrari in Hockenheim beschädigt wurde, haben die Bullen in Sao Paolo wieder hergestellt. Auch wenn sich der Sieben-Punkte-Profiteur vom Rennen in Deutschland schon jetzt die Hände reibt. "Red Bull predigt seit drei Monaten immer wieder die Gleichbehandlung. Sie sollten jetzt ruhig mit ihrer Philosophie weitermachen", sagt der Spanier gegenüber der Zeitung "El Pais". Das Grinsen kann man sich wohl dazu denken, schließlich würde Alonso ohne das Zwangsgeschenk seines Teamkollegen Massa in Abu Dhabi nicht schon Platz zwei zum dritten WM-Titel reichen.

McLaren enttäuscht

Der Verlierer von Interlagos heißt McLaren. Jenson Button hatte erst Pech abseits der Strecke und dann auch im Qualifying, erreichte dort nicht den letzten Durchgang und musste sich mit Startplatz 13 begnügen. Durch eine beachtliche Leistung im Rennen konnte er sich noch den fünften Platz sichern. Dennoch ist er seinen Titel nun endgültig los. Aber auch für den zweiten Fahrer, der mit weitaus realistischeren Titelchancen nach Brasilien gereist ist, sieht es düster aus. Lewis Hamilton muss mit nunmehr 24 Punkten Rückstand auf ein Wunder der Wüste hoffen.

Der lachende Dritte: Fernando Alonso reibt sich schon die Hände über die Gleichbehandlung bei Red Bull.

Der lachende Dritte: Fernando Alonso reibt sich schon die Hände über die Gleichbehandlung bei Red Bull.

(Foto: REUTERS)

Deprimierend für den britischen Rennstall war aber vor allem, dass Fernando Alonso mit seinem Ferrari schon in der ersten Runde an Hamilton vorbeizog. Und das sogar relativ mühelos. Die Leistung des Autos war eindeutig schwächer als die der beiden anderen Top-Teams. Das macht wenig Mut für das Saisonfinale, wo Hamilton nur ein Sieg zum Titel verhelfen würde. Auch Teamchef Martin Whitmarsh gesteht etwas zähneknirschend ein: "Lewis konnte nicht so schnell fahren wie er wollte."

Hat Hülkenberg sein Cockpit gerettet?

Aber selbst wenn Hamilton faktisch raus ist aus dem Titelrennen bleibt die Saison 2010 denkwürdig. So spannend war ein Saisonfinale vielleicht noch nie. Vier Fahrer haben noch Chancen auf den Weltmeistertitel. Zweierduelle zum Saisonende gab es einige in der Königsklasse, aber drei Teams und vier Piloten mit Chancen, das ist schon was Besonderes. Man kann sagen, was man will: Die zahlreichen Regeländerungen der letzten Jahre haben am Ende wohl doch mehr Spannung in den großen Zirkus namens Formel 1 gebracht.

Rekord-Weltmeister Michael Schumacher mit Überraschungs-Polesetter Nico Hülkenberg.

Rekord-Weltmeister Michael Schumacher mit Überraschungs-Polesetter Nico Hülkenberg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Überraschungs-Sieger vom Samstag, Polesetter Nico Hülkenberg, hatte am Sonntag weniger zu lachen. Schon in den ersten Runden wurde er durchgereicht und musste sich am Ende mit Rang acht und vier Punkten zufrieden geben. Dennoch könnte ihm die Vorstellung von Brasilien seinen Job gerettet haben. Sein potenzieller Nachfolger, Pastor Maldonado, wird beim Saisonfinale in Abu Dhabi drei Tage lang für das HRT-Team testen. Das könnte ein gutes Zeichen für Hülkenberg sein, der wegen der Sponsoren-Millionen, die Maldonado mitbringt, schon auf dem Abstellgleis stand.

Schumacher im Pech

Für den Rekord-Champion Michael Schumacher ging auch in Brasilien die Saison weiter, wie sie bisher verlaufen ist. Beim Start musste er nach einem Zweikampf mit Robert Kubica leicht in die Wiese und verlor direkt zwei Plätze. Gegen Ende des Rennens musste er noch seinen Teamkollegen Nico Rosberg vorbeilassen, weil dieser mit frischen Reifen deutlich schneller unterwegs war. Auch der Boxenstopp kam wohl einen Tick zu früh. "Ich bin hinter Sutil zurückgefallen, wurde blockiert und kam nicht weiter nach vor", schildert der Kerpener die Situation nach dem Stopp. Einem wie Schumacher schmecken solche Dinge nicht, aber der siebenfache Weltmeister hat sich in dieser Saison wohl schon dran gewöhnt.

Nächstes Jahr will Mercedes vorne mitmischen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren.

Nächstes Jahr will Mercedes vorne mitmischen. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Flankiert wurde der Grand Prix von Brasilien von gegenseitigen Lobeshymnen und Treueschwüren zwischen Schumacher und Mercedes GP. Der Optimismus ist dem Team jedenfalls nicht abhanden gekommen. Mercedes-Sportchef Norbert Haug gratulierte Red Bull, garniert mit einer Warnung: " Glückwunsch an Red Bull zum heutigen Gewinn des Konstrukteurs-Titels - nächstes Jahr werden wir sie jagen." Auch wenn es derzeit nicht so aussieht, als könnte Mercedes in den Titelkampf eingreifen, unterschätzen sollte man die Truppe von Ross Brawn nicht. Der hat es vor zwei Jahren schon mal vorgemacht, wie man eine Saison abschreiben kann, um in der nächsten blendend da zu stehen. Damals holte er mit seinem Team beide Titel. Und die Vorbereitungen für 2011 laufen bei Mercedes bereits auf Hochtouren.

Quelle: ntv.de

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