Formel1

Hamilton stichelt gegen Rosberg Der Krieg der Sterne eskaliert

Gemeinsam auf dem Podium: Nico Rosberg und Lewis Hamilton.

Gemeinsam auf dem Podium: Nico Rosberg und Lewis Hamilton.

(Foto: AP)

Sie fahren im selben Team, sie dominieren die Formel 1 - und sie mögen sich nicht besonders. Zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg herrscht gefühlte Eiszeit. Die Frage ist, wie weit die Mercedes-Bosse den Streit ihrer Fahrer eskalieren lassen.

"Nico war heute schneller als ich", gab Formel-1-Pilot-Lewis Hamilton nach dem Großen Preis von Spanien zu und feixte: "Aber am Ende hat es trotzdem zum Sieg gereicht." Mit solchen Psychospielchen versucht der Brite, Nico Rosberg, seinen Teamkollegen bei Mercedes, zu schwächen. Weitere Kostproben: "Nico war schon in Bahrain schneller", "Nico hatte schon am Samstag das bessere Paket". Hamiltons Botschaft ist klar: Rosberg mag das Auto noch so gut abstimmen, taktisch klüger und durch beides am Ende auch vielleicht schneller fahren - am Ende gewinne ich die Rennen.

Mercedes-F1-Aufsichtsratsboss Niki Lauda drückte es so aus: "Lewis Hamilton ist unschlagbar - so einfach ist das. Denn er wird Rennen für Rennen noch besser und macht keinen einzigen Fehler. Er hat einen starken Charakter und ist absolut fokussiert." Anders ausgedrückt: Hamilton ist der abgebrühtere und brutalere Racer - und er macht momentan weniger Fehler als Rosberg. Größter Knackpunkt des Deutschen bisher: der Start. "Da sind wir nicht konstant genug. Leider hat es mich in letzter Zeit häufiger getroffen. Drei Mal hintereinander jetzt. Das ist einfach Pech", suchte Rosberg nach Erklärungen für den dritten Fehlstart in Folge.

Trotzdem war noch nicht alles verloren - dem 28-Jährigen gelang es dank einer klugen Strategie, den Druck auf Hamilton über die gesamte Renndistanz aufrechtzuhalten. Der Plan: Mit dem weicheren Reifen im letzten Stint Hamilton kurz vor dem Ziel noch abfangen. "Meine Strategie war in der Gesamtrennzeit um einige Sekunden langsamer. Aber nur damit hatte ich eine Chance in den letzten beiden Runden", erläuterte Rosberg. "So etwas kann man nur machen, wenn man insgesamt schneller ist." Rosbergs Plan wäre fast aufgegangen. "Wenn das Rennen 67 Runden gedauert hätte, wäre es für Lewis deutlich schwieriger geworden", bestätigte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Das Überholen ist hier nicht einfach, aber mit DRS und noch ein, zwei Runden hätte er ihn sich vermutlich gegriffen." Im Ziel trennten die beiden Silberpfeile lediglich 0,6 Sekunden. Wolf: "Und das mit unterschiedlichen Strategien. Die beiden führen einen Kampf auf Messers Schneide."

Wie weit lässt Mercedes den Krieg eskalieren?

"Lewis weiß, dass er langsamer war. Wenigstens habe ich da einen Haken reinbekommen", versuchte Rosberg, sich selbst Mut zu machen. Nach dem vierten Sieg in Serie seines Teamrivalen hat der Deutsche in Barcelona auch seine WM-Führung an Hamilton verloren. Im Rennen war der Champion von 2008 allerdings weit weniger souverän, als er im Nachhinein vorgab. Das offenbarte der Funkverkehr zwischen Hamilton und seinem Renningenieur Peter Bonnington während des Grand Prix.

Hamilton, der aufgrund einer nicht optimalen Abstimmung zeitweise schwer mit seinem Silberpfeil kämpfte, beschwerte sich zunächst über zu wenige Informationen vom Kommandostand. Kurz darauf stellte er die eigene Strategie in Frage und gegen Rennende die Kommunikation ein: "Kein Feedback mehr, bitte!", so Hamiltons Ansage. Wolff versuchte, der Sache die Brisanz zu nehmen. "Ich denke, man kann es keinem Fahrer verübeln, dass man in dieser Intensität, in der es gegen den Teamkollegen um jeden kleinen Vorteil geht, emotional reagiert", sagte der Österreicher. "Wir kennen Lewis. Das kommt am Funk ganz anders rüber, als er eigentlich ist."

Bei Mercedes-Konzernchef Dr. Dieter Zetsche, der den Europa-Auftakt in Barcelona in der Box mitverfolgte, klang das anders. "Sie glauben gar nicht, was sich in der Box bei uns in den letzten Runden abgespielt hat. Die Crews von Lewis und Nico sind sich beinahe an die Gurgel gegangen", erzählte Zetsche der "Bild"-Zeitung. Spaltet das Duell zwischen Rosberg und Hamilton bereits das Team? "Diese kleinen Spielchen sind ganz normal. Das passiert bei allen Teamkollegen. Solange das große Ganze nicht darunter leidet, ist das in Ordnung", meinte Wolff. Soll heißen: Solange nur Hamilton und Rosberg um den Titel fahren, soll es keine Stallregie geben. "Die können sich in Grund und Boden fahren, und wer auch immer gewinnen mag, ist Weltmeister", bestätigte Lauda. "Das ist mein Traum. Aber so weit sind wir noch nicht. Wenn wir dahin kommen, dann wird es ein Krieg werden." Die Frage lautet: Wie weit wird Mercedes diesen Krieg eskalieren lassen?

Quelle: ntv.de, sport.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen