Lebensgefährlicher Ausraster Die schlimmste Geschichte des Motorsports
06.10.2020, 08:38 UhrBei einem Kartrennen in Italien passieren ungeheuerliche Dinge: Erst bewirft ein Fahrer seinen Kontrahenten auf der Strecke mit Teilen, dann greift er ihn im Fahrerlager an. Prominente Rennsportler sind geschockt und fordern drastische Strafen. Nun zieht der Angreifer selbst Konsequenzen.
Wenn sich der rasende Zorn eines Rennfahrers entlädt, wird es gefährlich. Mindestens, wenn man sich auf der Strecke mit Luca Corberi duelliert. Der Italiener produzierte beim Rennen der Kart-Weltmeisterschaft in der KZ-Klasse daheim in Lonato unfassbare Bilder - und einen Sturm der Entrüstung im internationalen Motorsport. Denn nur mit Glück hat der 23-Jährige nicht für verletzte Kollegen gesorgt.
Corberi hatte während des Rennens mit seinem Konkurrenten Paolo Ippolito um Platz 15 gekämpft. So erbittert, dass es zwischen beiden zum Crash kam. Corberi schied aus, Ippolito dagegen konnte weiterfahren. Der Ärger Corberis wäre verständlich, menschlich nachvollziehbar gewesen. Seine Reaktion auf den Rennunfall dagegen macht fassungslos: Der Fahrer wartete an der Strecke auf die Rückkehr Ippolitos eine Runde später, griff sich die Frontschürze seines angeschlagenen Karts - und versuchte, sie auf den in voller Fahrt vorbeifahrenden Ippolito zu schleudern. Statt des verhassten Konkurrenten traf er allerdings nur einen anderen Fahrer, verletzt wurde niemand.
"Lebenslange Strafe für beide Idioten bitte"
Doch die verrückte Aktion hatte keine reinigende Wirkung auf den Zustand Corberis: Nach dem Rennende stürmte Corberi in den Parc ferme, wo die Fahrer ihre Karts geparkt hatten, und stürmte auf den völlig arg- und wehrlosen Ippolito zu und wirbelte ihn gegen eine Wand. In die anschließende kurze Schlägerei griff auch noch ein Mann ein, bei dem es sich um Corberis Vater gehandelt haben soll. Die Familie Corberi betreibt die Rennstrecke in Lonato. Die heftige Auseinandersetzung konnte erst durch das Eingreifen mehrerer anderer Fahrer beendet werden.
Die Bilder von Corberis Amoklauf verbreiteten sich schnell - und sorgten für Entsetzen und deutliche Reaktionen der Motorsport-Prominenz: "Luca Corberi hat nach seinem widerlichen Verhalten heute bei den FIA-Kart-Weltmeisterschaften jede Chance auf eine Rennkarriere zunichtegemacht", twitterte der ehemalige Weltmeister Jenson Button unmissverständlich. "Seinem Vater gehört die Rennstrecke, und man sieht, wie er diesen Kerl mit aller Kraft gegen eine Mauer knallt. Lebenslange Sperre für diese beiden Idioten bitte." McLaren-CEO Zak Brown antwortete auf den Tweet: "Ich stimme dem voll und ganz zu." Formel-E-Champion Jean-Eric Vergne geht es ähnlich wie Button: "So etwas darf nicht sein. Ich bin schockiert und hoffe, dass angemessene Maßnahmen ergriffen werden."
"Schlimmste Episode in der Geschichte unseres Sports"
Der Präsident der Kartkommission des Weltverbandes FIA, Felipe Massa, bezog auf Instagram Stellung: "Dieses Verhalten ist in unserem Sport inakzeptabel. Diese Personen werden die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen haben", kündigte der ehemalige Ferrari-Teamkollege von Michael Schumacher bereits an. Nach dem Rennen waren beide Fahrer - Corberi und Ippolito - wegen ihres Crashs disqualifiziert worden. "Die FIA und der ACI (Automobile Club d'Italia, d. Red.) sind zutiefst besorgt wegen der beunruhigenden Szenen, die sich bei der Kart-Weltmeisterschaft in Lonato/Italien ereignet haben, und an denen Fahrer, Teammitglieder und Streckenposten beteiligt waren", teilte die FIA mit.
Die Konsequenzen für seinen mehrere hässliche Episoden langen Ausraster hat sich Corberi nun offenbar selbst auferlegt: Der Rennfahrer verkündete in einem inzwischen wieder gelöschten Social-Media-Posting, "für den Rest meines Lebens nicht mehr an Motorsport-Veranstaltungen teilzunehmen. Das ist kein Akt der Selbstjustiz, sondern einfach die richtige Entscheidung."
Der Italiener wolle sich "bei der Motorsportwelt für das, was ich getan habe, entschuldigen. Es gibt keine Ausrede, die erklären kann, warum ich mich so schändlich benommen habe", schrieb er weiter. Das sei ihm "in den 15 Jahren meiner Karriere noch nie passiert, und ich hoffe ernsthaft, dass wir das zukünftig auch von niemandem mehr sehen werden. (...) Diese Episode wird als die schlimmste in der Geschichte unseres Sports in Erinnerung bleiben, ich werde das nie vergessen."
Quelle: ntv.de, ter