Formel1

Reifenhersteller Pirelli attackiert Rennställe F1-Teams selbst schuld an Stopp-Orgien

Weiche Reifen, harte Reifen, gute Reifen, schlechte Reifen - die Formel-1-Pneus bieten Grund für Streit. Jetzt wirft der kritisierte Reifenhersteller Pirelli den Teams eine Blockadehaltung vor. Und prophezeit für die nächsten Rennen: Weiter Chaos statt Speed.

(Foto: dpa)

Reifen, Reifen, Reifen - das Dauerthema lässt die Formel 1 einfach nicht zur Ruhe kommen. Nachdem Pirelli beschlossen hat, in den kommenden drei Rennen keine neuen Pneus an den Start zu bringen, rechnet der Reifenhersteller mit chaotischen Rennverläufen. Den Teams schmeckt das schon lange nicht, doch da sind sie selbst schuld - meint zumindest Paul Hembery.

Der Pirelli-Motorsportchef macht die Rennställe für das seit Wochen andauernde Streitthema verantwortlich. Weil der Wunsch nach der Einführung neuer Reifen am Veto einiger Teams scheiterte, sei auch bei den folgenden Grand Prix mit Vier-Stopp-Rennen zu rechnen. "Wir hätten diese Veränderung an der harten Mischung gebraucht, um dem entgegenzuwirken, aber wir hätten das Einverständnis aller Teams gebraucht - und das wird nicht passieren", sagte Hembery dem Fachblatt "Autosport".

Lotus motzt gegen Pirelli

Die Kritik richtet sich vor allem gegen das Lotus-Team, das sich gegen eine Veränderung der Reifen gestellt hatte. Der Grund dafür: Der Rennstall von Eric Boullier kam mit den weicheren Pneus besser zurecht als die Konkurrenz. Nun aber, da Pirelli in Silverstone, am Nürburgring und auch in Budapest die beiden härtesten Mischungen Medium und Hard anliefert, geht Lotus auf die Barrikaden. Es sei "unüblich, dass man die gleichen Reifen nach Ungarn wie nach Silverstone und Bahrain bringt", wird Lotus-Chefingenieur Alan Permane von der BBC zitiert.

Die Engländer sehen das wohl als Zugeständnis an Red Bull und Mercedes, die mit den härteren Mischungen besser zurechtkommen als die Reifenschoner von Lotus – und das, obwohl im letzten Jahr in Silverstone auf der weicheren Variante gefahren wurde. "Wir hatten Medium und Soft, und die Leute haben zwei Stopps gemacht. Also macht es absolut keinen Sinn - sie sind zu hart für diese Strecke", urteilt Permane.

Pirelli und die Teams schieben sich den Schwarzen Peter gegenseitig zu, ein Ende der leidigen Diskussion ist nicht in Sicht. "Wir werden wahrscheinlich noch manche Rennen mit vier Stopps haben, die wir nicht wollten", meint Hembery, der auf die Entwicklungsprozesse bei Lotus & Co. setzt: "Die Teams verbessern ihr Reifenmanagement, wie wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, als es zu Saisonbeginn immer sehr lebhaft war und sich dann etwa zum Ungarn-Grand-Prix einpendelte."

Reifenschonen ab Kurve 3

Bis dahin werden die F1-Fans möglicherweise das vermissen, was den Motorsport ausmacht: Speed, Rad-an-Rad-Duelle und Vollgas-Feeling. Das alles sei in den letzten Rennen ohnehin schon abhandengekommen, findet Mark Webber: "In Monaco musste ich in Kurve 3 damit anfangen, nach meinen Reifen zu schauen. Und ich habe gesehen, dass es bei Nico Rosberg genauso war", so der Red-Bull-Pilot. "In Sachen Tempo war das ein extremer Fall - es war fast so wie in der GP2. Das ist schon ein bisschen heftig."

Bei allem Gejammer muss festgehalten werden, dass sich die Reifen in dieser Saison zwar schneller abnutzen, trotzdem aber für alle Teams gleich sind. Hembery fasst zusammen: "Wir haben 19 Rennen in diesem Jahr, das bedeutet auch viele verschiedene Bedingungen. Manchmal wird es gut laufen, aber manchmal werden wir bis ans Limit der Reifen gehen müssen - das hängt ganz von der Strecke ab."

Quelle: ntv.de

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