"Der Schaden ist riesig" FIA attackiert FOTA-Teams
15.06.2009, 17:31 UhrDer Streit zwischen dem Automobil-Weltverband FIA und den gegen die geplanten Regeländerungen rebellierenden FOTA-Teams verschärft sich. Nach der harschen Kritik an ihrer Starterliste für 2010 warf die FIA den Rennställen nun fehlenden Einigungswillen vor. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone beklagt derweil einen unnötigen Imageschaden. Eine rasche Beilegung des Machtkampfes erwartet er nicht.

Bernie Ecclestone sieht sein Premium-Produkt Formel 1 durch die Querelen beschädigt.
(Foto: REUTERS)
"Es wird weiter viel geredet werden und sich wenig bewegen", sagte der 78-jährige Brite dem Fachmagazin "auto, motor und sport". Auf die Frage, was bis Freitag und damit zur endgültigen Bekanntgabe des Starterfeldes für 2010 passieren werde, antwortete Ecclestone: "Nicht viel, fürchte ich."
Heute passierte dann das: Die FIA prangerte in einer Presseerklärung unverhohlen das Verhalten der FOTA an. "Es gibt eindeutig ein Element in der FOTA, das entschlossen ist, jegliche Einigung zu verhindern, ohne Rücksicht auf den Schaden, den dies auf den Sport haben könnte", schrieb die FIA. Neben scharfer Kritik brachte der Dachverband mit Präsident und FOTA-Gegenspieler Max Mosley auch seine Verwunderung zum Ausdruck und spielte - ohne Ross und Reiter zu benennen - damit auf die Reaktionen nach der freitäglichen Veröffentlichung der Startliste fürs kommende Jahr an.
Die FOTA beabsichtige nicht, die Presseerklärung der FIA zu kommentieren, sagte ein FOTA-Sprecher anschließend. Die Teamvereinigung wolle sich nicht einbinden lassen in eine Serie polemischer Statements, "die für Verwirrung sorgen und die nicht helfen, ein positives Umfeld für die weiteren Diskussionen zu schaffen", sagte er.
FIA zeigt sich verwundert
Der Weltverband FIA erklärte hingegen, man habe das Blitztreffen am Donnerstagabend als "sehr konstruktiv" angesehen. Es sei in weiten Teilen mit den FOTA-Vertretern Ross Brawn von BrawnGP, Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, dessen Red-Bull-Kollege Christian Horner und Toyota- Motorsportpräsident John Howett sowie Simone Perillo von der FOTA zu Übereinstimmungen gekommen. Mansei daher "erstaunt" zu hören, dass FOTA-Mitglieder, die nicht bei dem Treffen in London dabei waren, fälschlicherweise behaupteten, dass nichts geklärt und das Meeting "Zeitverschwendung" gewesen sei.

Ein gütliches Übereinkommen zwischen der FIA und den FOTA-Teams scheint immer unwahrscheinlicher.
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Auch in Sachen Concorde Agreement, das die Verteilung der Gelder regelt, soll die FIA ein Entgegenkommen signalisiert und sogar eine Unterzeichnung bis 2014 in Aussicht gestellt haben. Das sei bei den anwesenden FOTA-Mitgliedern gut aufgenommen worden, hieß es in der Mitteilung.
Schreckgespenst Zweiklassengesellschaft
In dem seit drei Monaten tobenden Streit geht es vordergründig um die Regeln für 2010 und die Budgetobergrenze. Die Teams, die sich an das Limit von 45 Millionen Euro halten, sollen mit entscheidendem Vorteile im Motoren- und Aerodynamikbereich belohnt werden. Wegen der drohenden Zweiklassengesellschaft hatten die acht FOTA-Teams Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Renault, Toyota, BrawnGP, Red Bull und Toro Rosso ihre Einschreibung an Konditionen geknüpft. Diese wurden bei Ferrari, Red Bull und Toro Rosso von der FIA auf der Startliste 2010 ignoriert.
Es gehe nicht um die Sache, sondern um die Macht, meinte Ecclestone. Was sich derzeit in der Formel 1 abspiele, sei völlig unnötig. "Wir machen etwas kaputt, was gut lief. Der Schaden ist riesig. Und das ist umso trauriger, weil es zu nichts führen wird", sagte der 78-jährige Brite und bekam Unterstützung in seiner Entrüstung vom ehemaligen Weltmeister und Ferrari-Fahrer Niki Lauda. "Es geht nur um persönliche Fehden zwischen dem FIA-Boss Max Mosley, dem Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo und wie sie alle heißen", sagte Lauda der "Stuttgarter Zeitung".
Putsch wäre zum Scheitern verurteilt
Einem möglichen Putsch durch die FOTA, aus der Williams und Force India wegen deren vorbehaltloser Nennungen ausgeschlossen worden waren, räumte Lauda keine Chancen ein. "Fest steht: die Rennwagenhersteller oder die Fahrer können nie im Leben eine Sportbehörde stürzen. Das kann man beim Olympischen Komitee nicht und das kann man bei der FIA nicht", sagte er. Über jeden Sport gehöre eine Behörde, meinte Lauda.
Quelle: ntv.de, dpa