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F1-Imperium wankt, Haftstrafe möglich Formel-1-Boss Ecclestone steht vor Gericht

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Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sitzt in München auf der Anklagebank. Es geht um Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Verliert der 83-jährige Brite den Prozess, büßt er auch die Macht in der Formel 1 ein. Zu Prozessbeginn beteuert er seine Unschuld.

In München hat der Prozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone begonnen. Dem 83-jährigen Briten wird Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Ecclestone soll dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar gezahlt haben, um damit im Jahr 2006 den Verkauf der Formel 1 in seinem Sinne zu beeinflussen. Er bestreitet die Vorwürfe und kündigt an, vor Gericht seine Unschuld beweisen zu wollen. Zunächst sind 26 Verhandlungstage angesetzt.

Ecclestone betrat um 9.35 Uhr äußerlich ungerührt Saal A 101 des Gerichtsgebäudes an der Nymphenburger Straße 16. Vorab gab er sich vor Fernsehkameras noch optimistisch: "Ich bin zuversichtlich. Die Sonne scheint." Anschließend stellte er sich vor der Anklagebank stehend dem Blitzlichtgewitter der Pressefotografen. Von den gut 200 Plätzen für Journalisten und andere Zuschauer waren zu Verhandlungsbeginn trotz großen Andrangs noch einige frei.

Machtverlust und Gefängnisstrafe

Für den Briten geht es in München um seine Zukunft, um seine Macht, um sein Lebenswerk. Im Falle einer Verurteilung wäre Eccelstone an der Spitze der Formel 1 wohl nicht mehr zu halten. Im schlimmsten Falle droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Ein Deal zwischen den Parteien ist möglich, gilt aber als unwahrscheinlich. Ecclestone selbst hatte einen möglicherweise strafmildernden Handel im Vorfeld stets ausgeschlossen und seine Unschuld beteuert.

Bernie Ecclestone bestreitet die Vorwürfe der Anklage.

Bernie Ecclestone bestreitet die Vorwürfe der Anklage.

(Foto: REUTERS)

Laut Anklage soll Ecclestone mit der Bestechung des früheren BayernLB-Vorstands Gribkowsky im Zuge des Verkaufs von Formel-1-Anteilen der BayernLB an den britischen Investor CVC seine "bestimmende und maßgebliche Stellung" innerhalb der Formel 1 gesichert haben. Ecclestone wollte sicherstellen, dass die BayernLB ihre Formel-1-Beteiligung an einen Investor veräußert, der ihm genehm war. Später wurde der Brite Geschäftsführer von CVC.

Zudem soll sich Ecclestone einen Großteil der an Gribkowsky gezahlten 44 Millionen Dollar in Form einer Beraterprovision von der BayernLB zurückgeholt haben. Der BayernLB ist dadurch laut Anklage ein Schaden von umgerechnet knapp 35 Millionen Euro entstanden.

"Unwahrheit in entscheidenden Punkten"

Zum Prozessauftakt bezeichneten Ecclestones Verteidiger die Vorwürfe in der 24-seitigen Anklageschrift als "unzutreffend, irreführend und unschlüssig". Sie betonten: "Die behauptete Bestechung gab es nicht." Im Prozess werde es darum gehen, den Zeitpunkt, den Inhalt und die Umstände der "vielfältigen Aussagen von Herrn Dr. Gribkowsky" zu hinterfragen. Die Verteidiger kündigten neue Beweise an, die sie im Prozess vorlegen wollen.

In einer schriftlichen Erklärung Ecclestones, die seine Verteidiger vorlasen, versicherte der 83-Jährige: "Herr Dr. Gribkowsky hat in den entscheidenden Punkten die Unwahrheit gesagt." Ecclestone selbst will sich zunächst nicht äußern, sondern nur über seine Anwälte.

Gribkowsky wird der wichtigster Zeuge der Anklage sein. Der wegen der Annahme der Millionen mittlerweile zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte Ex-Manager hatte Ecclestone in seinem Prozess schwer belastet. Ecclestone bestreitet die Vorwürfe und behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Gribkowsky soll Anspielungen gemacht haben, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell den britischen Steuerbehörden melden zu wollen.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/AFP/dpa

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