Renault: Unfall auf Anweisung? Formel 1 droht Skandal
01.09.2009, 13:29 UhrEin Unfall beim Grand Prix in Singapur könnte für die Formel 1 verheerende Folgen haben. Sollte sich herausstellen, dass das Nachtrennen im September 2008 durch einen absichtlichen Unfall manipuliert worden ist, drohen der Königsklasse ein Milliardenverlust und der Ausstieg weiterer Teams.
Diese Gefahr sieht Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und fordert eine lückenlose Aufklärung. "Das ist nicht gerade die Geschichte, die wir im Augenblick brauchen", sagte Ecclestone der Londoner "Times". Der Automobil-Weltverband Fia will die Vorwürfe überprüfen und den Rennverlauf von Singapur 2008 offenbar noch einmal komplett neu aufrollen. Die Fia nannte bisher aber weder das Rennen noch das betroffene Team. Es werde ermittelt, hieß es lapidar.
Für Ecclestone ist allerdings klar, welcher Rennstall am Pranger steht. "Das wird Renault zunächst ziemlich verärgern", sagt der 78-Jährige. "Sicher steht die Gefahr im Raum, dass sie den Sport verlassen. Ich kann deshalb nur hoffen, dass es sich nicht so verhält." Ecclestone hat inzwischen Renault-Teamchef Flavio Briatore zur Rede gestellt. "Flavio hat mir gesagt, dass er nichts darüber weiß", sagte der Brite. Doch die Zweifel bleiben. Ecclestone: "Für mich hört sich das alles sehr seltsam an, aber die Wahrheit kenne ich nicht."
Ecclestone gibt den Aufklärer
Die Angst, dass in der Formel 1 Rennen manipuliert werden, ist groß. Man habe schon von solchen Dingen gehört, die rund um Jockeys und im Fußball passiert sind, sagt Ecclestone. Und dies habe immer zu Problemen geführt. "Die Leute scheinen Geld auszugeben, um auf die Formel 1 zu wetten. Sie werden das aber sicherlich nicht tun, wenn sie denken, dass mit dem Ergebnis irgendetwas nicht stimmt", sagt Ecclestone. Deshalb müsse die Fia sich alles ganz genau anschauen.
Im Zentrum der Spekulationen steht der Unfall des inzwischen entlassenen Renault-Piloten Nelson Piquet junior beim Rennen am 28. September 2008 in Singapur. Der Brasilianer krachte mit dem Renault genau in dem Moment in die Mauer, in dem sein Teamkollege Fernando Alonso frisch aufgetankt aus der Boxengasse fuhr. Der Spanier war als einziger Pilot vor der Safety-Car-Phase zum Nachtanken in die Box gefahren. Alonso gewann schließlich das Rennen und war selbst völlig baff: "Ich kann es nicht glauben."
Schon unmittelbar nach dem Flutlichtrennen wurden Stimmen laut, dass es sich kaum um einen Zufall handeln könnte. Der brasilianische TV-Sender Globo will von einer namentlich nicht genannten Quelle erfahren haben, dass Piquet den Unfall auf Anweisung gebaut habe. Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, dürfte Renault angesichts der Dimension des Skandals vermutlich für viele Jahre aus der Formel 1 ausgeschlossen werden. Die Fia mit Präsident Max Mosley an der Spitze wäre laut Ecclestone "wohl ziemlich aufgebracht, wenn sie herausfinden, dass es wahr ist, was die Leute spekulieren".
Quelle: ntv.de, Ralf Loweg, sid