Formel1

"Auf dem Weg zur Unsterblichkeit" Formel 1 verneigt sich vor Button

Von einem anderen Planeten, in einer anderen Liga, auf dem Weg zur Unsterblichkeit: Jenson Button eilt in seinem weißen "Monster" in bester Michael-Schumacher-Manier zum Titel, und die gesamte Formel-1-Welt schaut ehrfürchtig zu.

Sechs Champagner-Flaschen durfte Jenson Button in dieser Saison schon vor Publikum entleeren.

Sechs Champagner-Flaschen durfte Jenson Button in dieser Saison schon vor Publikum entleeren.

(Foto: dpa)

Mit seinem wieder einmal fehlerlos und scheinbar leicht herausgefahrenen Sieg in Istanbul stellte der 29-Jährige die erste Bestmarke von Schumacher ein und unterstrich seine derzeitige Ausnahmestellung eindrucksvoll. Die Konkurrenz gibt nach sechs Siegen des Brawn-Piloten in den ersten sieben Rennen - das schaffte in den letzten 44 Jahren nur Schumacher (1994 und 2004) - jedenfalls schon auf.

"Von einem anderen Planeten"

Auch Sebastian Vettel erkannte Buttons Überlegenheit an.

Auch Sebastian Vettel erkannte Buttons Überlegenheit an.

(Foto: dpa)

Selbst Sebastian Vettel musste bei allem Frust über Platz drei von der Pole Position eingestehen, dass Button auch ohne Fahrfehler und falsche Taktik nicht zu schlagen gewesen wäre: "Er fährt einfach wie von einem anderen Planeten."

Experten und Medien überbieten sich ebenfalls mit Superlativen. "Button ist auf dem Weg zur Unsterblichkeit", urteilt die "Times". "Diese Saison wird ein Anschlag auf die Rekordbücher", glaubt der "Telegraph". "Es ist eines der bemerkenswertesten Comebacks der britischen Sportgeschichte", schreibt die "Sun".

"Das Auto ist stark, Button ist stärker"

Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug fahren "Brawn und Button einfach in einer anderen Liga. Sie fahren Kreise um die Konkurrenten." Ex-Weltmeister Keke Rosberg sagte staunend: "Man könnte meinen, dass Brawn mit dem Rest der Welt spielt." Und der dreimalige Champion Niki Lauda bemerkte anerkennend: "Das Auto ist stark, Button ist stärker."

Der Dank des Briten galt derweil seinem Team: "Jungs, ich kann euch nur danken. Ihr habt mir da ein Monster hingestellt."

Der Dank des Briten galt derweil seinem Team: "Jungs, ich kann euch nur danken. Ihr habt mir da ein Monster hingestellt."

(Foto: AP)

Button selbst gab nach dem erneuten Triumph seine Zurückhaltung auf. Wie im Rausch rief er direkt nach der Zieldurchfahrt über das Mikrofon seinem Team zu: "Jungs, ich kann euch nur danken: Ihr habt mir da ein Monster hingestellt. Das Auto ist von einer anderen Welt." Nach dem Rennen strahlte der Brite über das ganze Gesicht. "Ich hätte noch 200 Runden fahren können, so einen Spaß hatte ich", meinte er. Und das, obwohl er in den letzten Runden "noch den Motor geschont" hatte.

Nächster Schumacher-Rekord wackelt

Angesichts solcher Dominanz scheint die Frage nicht mehr die, ob Button Weltmeister wird, sondern wann. In dieser Hinsicht jagt er schon den nächsten Rekord von Schumacher, der 2004 nach dem 11. von 17 Rennen als Champion feststand. Auch Button könnte theoretisch schon am 23. August in Valencia alle Zweifel beseitigen.

Bereits jetzt hat er einen Sieg mehr eingefahren als Landsmann Lewis Hamilton im Vorjahr zum Titelgewinn brauchte. Und im Vergleich mit Vettel reicht ihm in jedem der letzten zehn Rennen ein dritter Platz - selbst dann, wenn der Deutsche alle gewinnen sollte.

Barrichello gibt nicht auf

Sein Heimspiel in zwei Wochen in Silverstone könnte für den einst als Playboy und ewiges Talent verrufenen Briten zum wahren Triumphzug werden. Allerdings sagt ihm ausgerechnet Rubens Barrichello den Kampf an. Der 37-Jährige verweist darauf, dass ihm nach frustrierenden Jahren als ewige Nummer zwei hinter Schumacher bei Ferrari ein fairer interner Kampf zugesagt wurde.

Trotz der Nullnummer in Istanbul glaubt Rubens Barrichello weiter an seine Titelchance.

Trotz der Nullnummer in Istanbul glaubt Rubens Barrichello weiter an seine Titelchance.

(Foto: REUTERS)

"Wir waren bei Ross Brawn und haben ihm gesagt, dass wir es frei ausfahren wollen. Das war ganz anders als zu meiner Ferrari-Zeit", erzählte Barrichello: "Irgendwann wird Jenson nachlassen, und dann werde ich zur Stelle sein." Mit chaotischen Auftritten wie in Istanbul und 26 Punkten Rückstand ist der brasilianische Routinier allerdings derzeit eher ein dankbarer Teamkollege.

"Ich ärgere mich"

Vettel setzte als WM-Dritter mit der Pole zwar ein Highlight, hatte am Ende aber mehr mit sich und dem Team zu tun. Dass dieses ihm die falsche Drei-Stopp-Strategie verordnete und kurz vor Ende riet, nichts mehr zu riskieren statt den zweitplatzierten Teamkollegen Mark Webber zu attackieren, machte den 21 Jahre alten Shootingstar wütend.

Vettel schmeckte der Champagner wegen seltsamer Entscheidungen nicht so richtig.

Vettel schmeckte der Champagner wegen seltsamer Entscheidungen nicht so richtig.

(Foto: dpa)

"Dem Team ist es wurscht, wer Zweiter oder Dritter wird. Aber ich ärgere mich", sagte er der "Bild": "Ich muss mal checken, wer diese Entscheidung getroffen hat. Vielleicht kriegt derjenige von mir einen auf den Deckel."

Solche Sorgen haben Button und Co. derzeit nicht. Dennoch will sich Teamchef Ross Brawn noch nicht zurücklehnen. "So ganz restlos gut fühlt man sich nie", meinte er: "Das gibt es nicht, das gibt es nur zu Weihnachten am Kaminfeuer."

Quelle: ntv.de, von Holger Schmidt, sid

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