Unfall-Skandal der Formel 1 Freibrief für Briatore
13.04.2010, 15:41 UhrTrotz des Vergleichs mit dem Automobil-Weltverband Fia weist Flavio Briatore weiter jede Schuld in dem Unfall-Skandal der Formel 1 von sich. "Er räumt aber keinerlei persönliche Schuld an diesen Zwischenfällen ein", lässt er verlauten.
Flavio Briatore hat den Freibrief für eine Formel-1-Rückkehr auch ohne ein Schuld-Bekenntnis im Unfall-Skandal erzwungen. Die Anwälte des schillernden Italieners betonten nach dem Deal mit dem Automobil-Weltverband Fia, der 60-Jährige übernehme lediglich in seiner Funktion als damaliger Renault-Teamchef die Verantwortung für den fingierten Crash von Nelson Piquet jr. beim Singapur-Rennen 2008. Eine persönliche Beteiligung gestehe Briatore damit aber nicht.
Dennoch hatte die Fia am Montagabend die unbefristete Sperre des schwerreichen Lebemanns aufgehoben. Nach Ablauf einer Schamfrist darf Briatore 2013 wieder eine Position in der Formel 1 übernehmen. Schon ein Jahr früher kann er in allen anderen FIA-Rennserien tätig werden. Italienische Medien spekulierten am Dienstag bereits, Briatore wolle nun nach Ende seiner Verbannung Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ablösen. "Hinter den Kulissen wird er sofort loslegen", schrieb die "Gazzetta dello Sport".
"Freie Fahrt für Briatore"
"Freie Fahrt für Briatore", jubelte der "Corriere dello Sport" nach der Einigung zwischen dem Dachverband und dem flamboyanten Ex-Teamchef, unter dessen Führung Michael Schumacher seine ersten beiden Weltmeister-Titel gewann. Die Fia erklärte, mit dem Vergleich einen Schlussstrich unter die schmutzige Affäre ziehen zu wollen. Im September 2009 hatte der Motorsport-Weltrat Briatore als Drahtzieher im "Crashgate"-Skandal zu einer lebenslangen Sperre verurteilt. Doch ein Pariser Gericht hob die Verbannung wegen formeller Fehler im Januar auf und monierte vor allem die Rolle des damaligen FIA-Präsidenten Max Mosley als Kläger und Richter.
Mosleys Nachfolger Jean Todt verzichtete nun auf die angekündigte Berufung. Mit dem Vergleich wolle er weitere Negativ-Schlagzeilen für die FIA und den Motorsport verhindern, hieß es in einer Mitteilung. Mit Mosley hatte Briatore auch eine persönliche Fehde verbunden. Todt hingegen will weg vom Konfrontationskurs seines Vorgängers.
Zum Schluss ein kleiner Seitenhieb
Als Konsequenz aus dem quälenden Streit und der Rüge der französischen Justiz überdenkt die Fia nun ihre Sportrechtsordnung. Ende des Jahres will Todt der Fia-Generalversammlung eine Struktur-Reform vorschlagen. Möglich sei die Einführung einer Lizenz für Teamchefs, die im Falle von schweren Verstößen unbefristet entzogen werden könnte, berichtete die englische Zeitung "The Independent". Die Piloten benötigen bereits eine Fia-Fahrerlaubnis für die Formel 1, die sogenannte Superlizenz.
Briatore konnte sich auch zum Abschluss der Affäre einen Seitenhieb gegen den Verband nicht verkneifen. Das ursprüngliche Urteil gegen ihn erkenne er weiterhin nicht als begründet an, erklärten seine Anwälte. Er habe die Fia informiert, bis 2012 keine verantwortliche Rolle in der Formel 1 anzustreben - für die Zeit nach der Sperre aber lässt sich der Ausgestoßene alle Optionen offen.
Quelle: ntv.de, dpa/sid