"Verdacht der Sonderbehandlung" Hill stänkert gegen Schumi
27.12.2009, 21:10 UhrMichael Schumachers Formel-1-Comeback ruft viel Begeisterung hervor, aber nicht nur. Sein früherer Erzrivale Damon Hill fürchtet, der Automobil-Weltverband FIA könnte für den Rekord-Weltmeister die Regeln ändern.
"Es gab immer den Verdacht, dass Schumacher von FIA-Seite eine Sonderbehandlung bekam. Viele Leute werden die Formel 1 nächstes Jahr unter diesem Gesichtspunkt verfolgen", wird der Brite in der "Bild am Sonntag" zitiert.
Hill spielt damit wohl auf die Tatsache an, dass Schumacher und der neue FIA-Präsident Jean Todt (63) gute Freunde sind. Die beiden holten von 2000 bis 2004 bei Ferrari gemeinsam fünf WM-Titel. Als Ex-Ferrari-Teamchef Todt dieses Jahr für den FIA-Chefposten kandidierte, rührte Schumi sogar die Werbetrommel.
Argwohn von Beginn an vermeiden
Deshalb fordert Hill den Weltverband auf: "Die FIA sollte von Anfang an so handeln, dass gar nicht erst Argwohn entsteht." Der Brite hatte 1996 den WM-Titel gewonnen und beendete drei Jahre später seine Formel-1-Karriere.
Während Hill lästert, freut sich die Königsklasse des Motorsports auf den Rückkehrer. Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone schwärmt bereits von einer "atemberaubenden" Saison, auch Ex-Weltmeister Niki Lauda sieht das Comeback positiv. "Michael Schumacher bedeutet für die Fahrer von Red Bull, McLaren und Ferrari eine besondere Motivation. Das Denkmal zu stürzen - dass sie dazu überhaupt die Gelegenheit bekommen würden -, haben die jungen Piloten doch nie erwartet", schrieb Lauda in der "Welt am Sonntag".
Schumacher optimistisch
Angst vor Kratzern im Image-Lack hat Schumacher nicht. "Was auch immer dabei rauskommt, ich sehe es positiv. Wenn es dann vielleicht anders laufen sollte, dann muss man das auch hinnehmen." Dass die Konkurrenz doppelt motiviert sein dürfte, steht außer Frage. Jedes erfolgreiche Überholmanöver gegen "Schumi", den siebenmaligen Weltmeister, wird ein Prestigeerfolg sein.
Schenken wird dem reaktivierten "Formel-1-Rentner" auf der Strecke keiner etwas. Das machte trotz Schumachers Werbens um Verständnis in einem Offenen Brief an die Tifosi auch Ferrari deutlich. "Wir werden alles geben, um ihn wie alle anderen zu schlagen", sagte ein Sprecher. Die italienischen Zeitungen formulierten es mitunter noch etwas drastischer. "Eiszeit in Maranello. Der Kannibale ist wieder da", befand "La Gazzetta di Modena". Für "Il Manifesto" ist es "ein Comeback, das stinkt". Die Furcht vor einer Niederlage gegen Schumacher, in dessen Herz "ein großes Stück Ferrari" bleiben wird, ist groß. "Sollte Schumacher gegen Ferrari gewinnen, wäre es ein nationales Drama", meinte "La Gazzetta dello Sport".
Erfahrung & Rennwitz
Dass Schumi an seine einzigartige Karriere mit sieben WM-Titeln und 91 Siegen in 250 Grand Prix anschließen kann, davon ist er selbst mehr als überzeugt. "Jeder traut es mir zu und ich mir am allermeisten", sagte Schumacher. In der Formel 1 zähle "nicht nur Jugend und Kraft wie beim 100 Meter-Sprint, sondern Erfahrung, Cleverness, Ausdauer, technischer Durchblick, Rennwitz", betonte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.
"Ich glaube nicht, dass viele seiner künftigen Rivalen annehmen, sie hätten Michael fitnesstechnisch im Sack", meinte der Mercedes-Mann. "Warum sollte der um drei Jahre ältere Michael das nicht können - vorausgesetzt natürlich, wir bauen ihm ein Auto, das dazu in der Lage ist" Zumal der letzte Weltmeister in einem Mercedes-Werksteam, Juan Manuel Fangio, bei seinem Silberpfeil- Triumph 1955 auch schon 44 Jahre alt war.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid