Formel1

Teamvorstellung: Mercedes GP Jetzt gilt's für Schumacher und Rosberg

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Im Jahr zwei nach Michael Schumachers Rückkehr muss Mercedes zeigen, dass der Formel-1-Rennstall siegfähig ist. Ob das gelingt, hängt vom Auto ab. Denn das Duo mit Nico Rosberg und Schumacher hat sich bewährt.

Bei den ersten Tests im vergangenen Jahr stahl er noch allen die Show: Die Rückkehr des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher war im im Frühjahr 2010 die Attraktion im Formel-1-Zirkus. Ein Jahr später sieht das etwas anders aus. Schumacher ist ein Fahrer unter vielen. Natürlich steht er, vor allem bei deutschen Medien, immer noch einen Tick mehr im Fokus. Aber die Helden sind andere, allen voran sein Landsmann und Freund Sebastian Vettel. Das dürfte auch einen Michael Schumacher wurmen, selbst wenn sich der Kerpener nach außen hin gelassen gibt.

Noch härter trifft das aber das mit großen Erwartungen gestartete Mercedes-GP-Team. Neben der mit dem Namen Schumacher verbundenen Publicity suchte der schwäbische Rennstall vor allem das Knowhow des F1-Veteranen. Das scheint dieser im Winter erfolgreich in das neue Auto eingebracht zu haben. Denn beim außerplanmäßigen letzten Test in Barcelona bekam der Silberpfeil plötzlich Flügel. Vergangenen Freitag am Vormittag fuhr nämlich besagter Michael Schumacher im MGP W02 aus der Box, um eine Qualifying-Simulation zu fahren. Die Zeit, die nach zwei Runden auf der Anzeigetafel stand, verschlug der Konkurrenz die Sprache. 1:21,268 bedeuteten neuen Streckenrekord. Eine halbe Sekunde nahm der Rekordchampion dem bisherigen Rekordhalter Sergio Perez ab. Auch die Experten mussten sich danach erst mal sortieren.

Der Meistermacher und seine Piloten: Ross Brawn in der Mitte zwischen Michael Schumacher (l.) und Nico Rosberg.

Der Meistermacher und seine Piloten: Ross Brawn in der Mitte zwischen Michael Schumacher (l.) und Nico Rosberg.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Was war geschehen? Natürlich zeigten alle Teams bei den Tests nur Evolutionsstufen ihrer Fahrzeuge. So auch zuvor Mercedes. Neu in Barcelona waren vor allem die finale Version der Auspuffanlage und einige Kleinigkeiten einer neuen Ausbaustufe, die eigentlich erst beim ersten Saisonrennen eingesetzt werden sollte. Unter den Fahrern wurde gemunkelt, Mercedes habe die Zeit mit Supersoft-Reifen gefahren. Aber dem war nicht so, Schumacher war mit normalen Soft-Reifen unterwegs. Es war ein Ausrufezeichen von Mercedes. Und das zur rechten Zeit. Die Silberpfeile brauchen in diesem Jahr dringend ein Erfolgserlebnis. Alleine schon, um den Piloten Schumacher zu rechtfertigen, aber auch als Argument für die Trennung von McLaren. Beide Entscheidungen haben sich bisher als nicht so recht erfolgreich erwiesen. Das soll dieses Jahr anders werden.

Trotz des Paukenschlags am letzten Rennwochenende sieht Mercedes-Sportchef Norbert Haug noch viel Arbeit vor sich und relativiert den Triumph von Barcelona: "Favoriten sind wir deshalb jetzt noch lange nicht. Ich sehe uns noch nicht als Siegesaspirant." Einen Rennsieg will man aber dieses Jahr auf jeden Fall einfahren. Dann dürfte auch das Selbstbewusstsein bei den Silbernen wieder steigen.

Wer fährt?

Michael Schumacher will es dieses Jahr allen zeigen. So würde das der Kerpener Medien-Profi natürlich nie sagen. Aber wer etwas vom Innenleben des Rekord-Champions erahnen kann, dem ist klar, dass er mit dem Saisonverlauf 2010 keineswegs zufrieden war. Ein Michael Schumacher tritt, zumindest langfristig, nicht an, um Plätze fünf, sechs oder sieben zu erreichen. Innerlich brennt er - auf weitere Siege. Dass er noch schnell genug ist, hat er gegen Ende der letzten Saison gezeigt.

Denn da konnte Schumacher gegen seinen starken, jungen Teamkollegen Nico Rosberg plötzlich mithalten. Die Gründe dafür waren eigentlich nicht wirklich klar, aber plötzlich stand Rosberg unter Druck. Dennoch hat der Sohn von F1-Weltmeister Keke Rosberg 2010 eine Saison hingelegt, die ihm im Vorfeld kaum jemand zugetraut hat. Experten trauen dem gebürtigen Wiesbadener auch in dieser Saison eine Vorreiterrolle im Team zu. Immerhin stand Rosberg schon mit dem unterlegenen Auto letztes Jahr dreimal auf dem Treppchen.

Wer führt?

Norbert Haug hat schon viel erlebt in der Welt des Motorsports. Jedenfalls so viel, dass er sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen lässt. Selbst nach einem mit den eigenen Ansprüchen verglichen schwachen Jahr wie dem letzten. Dennoch ist er auch der eher gemütliche Baden-Württemberger nicht von Druck befreit. Die Geburt von Mercedes GP auf Basis des Brawn-Rennstalls im letzten Jahr war ein Husarenstück, dem alle Ehre gebührt. Aber in Stuttgart will man so langsam auch Erfolge sehen. Und mit denen sieht es bisher dürftig aus.

Grund zu Panik besteht dennoch nicht, denn mit Ross Brawn hat Haug einen Guru der Königsklasse an Bord, der einst schon bei Ferrari zeigte, was er drauf hat. Legendär sein Titel mit dem eigenen Rennstall 2009. Aber auch die vielen Erfolge bei Ferrari haben den Oberstrategen der Formel 1 schon jetzt unsterblich gemacht.

Das Auto

Die Entwicklung für den MGP W02 hat bereits früh im letzten Jahr begonnen. Daher könnten sie in diesem Jahr tatsächlich gut dabei sein. Der Paukenschlag von Barcelona hat gezeigt, dass das Fahrzeug eine Menge Potenzial hat. Das Chassis scheint zu passen, der Motor auch. Und Mercedes hatte schon vor zwei Jahren das beste KERS an Bord. Aber so ähnlich sah es letztes Jahr auch aus und die Autos mit dem Stern verloren dennoch den Anschluss. Einfacher wird es dieses Jahr sicher nicht.

Was war

Das Team ist jung und die Historie entsprechend kurz. Das kann man von den Protagonisten bei Mercedes GP sicher nicht sagen. Teamchef Ross Brawn ist ein alter F1-Fuchs und die Geschichte von Michael Schumacher ist hinreichend bekannt. Erfahrung gibt es also ausreichend. Beide zusammen haben im Winter Zeit gehabt, endlich ihr Auto zu entwickeln. Die ersten Früchte wurden beim Testen bereits sichtbar.

Allerdings trägt der Rennstall die Historie der legendären Silberpfeile mit sich. Und deren ersten Sieg gab es bereits 1954. Ansonsten darf man sich bei Mercedes auch für die WM-Titel 1998 von Mika Häkkinen und 2008 von Lewis Hamilton verantwortlich fühlen. Auch wenn diese noch aus der Zusammenarbeit mit McLaren entstanden.

Was wird:

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Mercedes das schwache letzte Jahr vergessen machen kann. Tiefstapeln gehört bei den Schwaben zwar zum Geschäft, aber zwischen den Zeilen lässt sich durchaus herauslesen, dass man sich für halbwegs konkurrenzfähig hält. Ein Rennsieg sollte in dieser Saison auf jeden Fall her, sonst dürfte die Unruhe bei den Silbernen steigen.

Das Team
Teamchef: Ross BrawnPole Positions: 0
Budget: 180 MillionenChassis: Mercedes MGP W02
Angestellte: 420 (plus 400 in der MotorenentwicklungMotor: Mercedes FO 108X
Starts (Siege): 19 (0)Testfahrer:
 
Saisonstatistik 2010
Konstrukteurs-WM: 4. (214 Punkte)Schnellste Rennrunden: 0
Siege: 0Podestplätze: 3
Pole Positions: 0Ausfälle: 4
 
Michael SchumacherNico Rosberg
Fahrerwertung: 9. mit 72 PunktenFahrerwertung: 7. mit 142 Punkten
Siege: 91Siege: 0
Podestplätze: 154Podestplätze: 5
Pole Positions: 68Pole Positions: 0
Bester Startplatz: PoleBester Startplatz: 2.
Bestes Rennergebnis: 1.Bestes Rennergebnis: 3.

Quelle: ntv.de

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