Formel1

Teamvorstellung: Ferrari Der Stachel sitzt tief

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Wer die Roten aus Maranello etwas besser kennt, der weiß, dass Ferrari die Niederlage im letzten Rennen der vergangenen Saison noch lange nicht verwunden hat. Geschlagen werden ist eine Sache, aber sich selbst schlagen ist die Höchststrafe. So steht das Team dieses Jahr noch mehr unter Druck.

Der Saison-Auftakt, der den Roten bislang eine gute Arbeit im Winter bestätigte, war ermutigend. Der F150, sollte das Auto trotz des Streits mit Ford den Namen behalten, ist konkurrenzfähig und in der Lage den dominanten Red Bull gefährlich zu werden.

Das wird den Roten in dieser Saison allerdings nicht reichen. "2011 werden wir wieder die Sieger sein. Wir sind auf Rache aus und wollen beide Titel", sagte Teamchef Stefano Domenicali im Vorfeld der neuen Saison. Wenn das mal keine Ansage ist.

Beim einzigen Team in der Formel 1, das in jeder Saison am Start war, liegt die Messlatte eben etwas höher als bei anderen. Seit nunmehr drei Jahren warten sie auf einen Titel, seit vier Jahren auf den wichtigsten, die Fahrer-Krone. Das Budget wurde im Vergleich zum Vorjahr nochmals aufgestockt und von Red Bull der Chefstratege Neil Martin geholt.

Offen ist noch, wie sich die Regeländerungen auf das Auto auswirken. Ferrari fuhr bereits 2009 mit KERS, aber das System zählte nicht zu den besten. Dennoch entnervte es damals die Red-Bull-Autos, die ohne Zwischenbeschleunigung fuhren und denen das Überholen so fast unmöglich gemacht wurde.

Wer fährt?

Die Qualitäten von Fernando Alonso sind unbestritten. Experten sehen in ihm immer noch den besten Fahrer im Feld. Vor allem, weil er weniger Fehler macht als Weltmeister Sebastian Vettel. An ihm hat es sicher nicht gelegen, dass der Titel 2010 nicht in Italien gelandet ist.

Anders sieht es bei Felipe Massa aus. Viel wird getuschelt, dass der sensible Brasilianer seit seinem Schrauben-Unfall von Budapest 2009 nicht mehr derselbe ist. Deshalb stand sein Cockpit auch zur Debatte. Aber es hat sich wohl kein Top-Fahrer gefunden, der hinter Alonso die Nummer zwei sein will. Und diese Rolle nimmt Massa ruhig und ohne zu Murren an.

Wer führt?

Stefano Domenicali steht schon aus Prinzip unter Druck. Team-Chef bei Ferrari zu sein ist einer der schönsten, aber sicher auch einer der unfairsten Jobs, die es gibt. Es in etwa vergleichbar mit dem Amt des Fußball-Bundestrainers. Wenn es gut läuft, waren es die Autos und die Fahrer. Wenn es schlecht läuft, steht erst mal der Teamchef unter Druck.

Domenicali dachte im Winter bereits daran aufzuhören. Wenn es in diesem Jahr nicht klappt mit zumindest dem Konstrukteurs-Titel, dann dürfte ihm diese Entscheidung abgenommen werden. Auf jeden Fall braucht der in Imola geborene Italiener Erfolge, denn unter seiner Regie gab es nur den Konstrukteurstitel 2008. Das mag woanders genug sein, in Maranello reicht das keineswegs. Das sieht auch die Graue Eminenz im Hintergrund, Luca di Montezemolo, so. Und der richtet am Ende über die Leistung seiner Roten.

Das Auto

Im letzten Jahr hat man bis zum Schluss um den Titel gekämpft. Den großen Entwicklungsvorsprung wie 2010, wo man sich Mitte der Vorsaison schon auf das neue Auto konzentrierte, hat Ferrari in diesem Jahr nicht. Dennoch zeigten sich die Roten bei den Tests wieder sehr stark. Allerdings hat Ferrari in diesem Jahr womöglich absichtlich weniger gezeigt als im Vorjahr. Daher kann es sein, dass der F150 zum Start in Melbourne noch für eine Überraschung gut ist. Bei den Test haben die Roten so viele Runden gedreht wie kaum ein anderes Team. An der Zuverlässigkeit dürfte es jedenfalls nicht scheitern. Die war auch letztes Jahr schon grandios.

Was war

Kein anderes Team kann auf eine solche Bilanz verweisen wie Ferrari. Mehr als 800 Starts in der Königsklasse, keine Weltmeisterschaft bisher verpasst und so viele Titel wie keine andere Truppe. Ferrari ist und bleibt das Maß der Dinge in der Formel 1. Das erzeugt aber auch Erfolgsdruck. In Maranello zählen Titel mehr als anderswo. Der Druck nach der verpatzten Chance letztes Jahr ist enorm.

Was wird

Ferrari ist stark, keine Frage. Aber die letzten Tests in Barcelona, die anstatt des verschobenen Grand Prix von Bahrain stattfanden, haben gezeigt, dass die Roten nicht so dominant sind wie im Vorjahr. Red Bull scheint in einer eigenen Liga zu fahren und wie sich Ferrari gegenüber den Mitkonkurrenten Mercedes, McLaren und möglicherweise Renault positionieren kann, ist noch unklar. Das dürfte kein befriedigendes Gefühl ergeben, mit sich das Team auf den Weg nach Melbourne begibt.

Das Team
Teamchef: Stefano DomenicaliPole Positions: 205
Budget: 290 MillionenChassis: Ferrari F150 Italia
Angestellte: GeheimMotor: Ferrari 056
Starts (Siege): 811 (214)Testfahrer: Jules Bianchi
 
Saisonstatistik 2010
Konstrukteurs-WM: 3. (396 Punkte)Schnellste Rennrunden: 5
Siege: 5Podestplätze: 15
Pole Positions: 2Ausfälle: 2
 
Fernando AlonsoFelipe Massa
Fahrerwertung: 2. mit 252 PunktenFahrerwertung: 6. mit 144 Punkten
Siege: 5Siege: 0
Podestplätze: 9Podestplätze: 1
Pole Positions: 2Pole Positions: 1
Bester Startplatz: PoleBester Startplatz: Pole
Bestes Rennergebnis: 1.Bestes Rennergebnis: 3.

Quelle: ntv.de

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