"Nicht über die Zukunft nachdenken" Michael Schumacher ist traurig
12.08.2009, 14:58 UhrNur ein gezwungenes Lächeln, dunkle Ringe unter den Augen, der Blick oft starr ins Leere: Die Enttäuschung über sein geplatztes Formel-1-Comeback stand Michael Schumacher ins Gesicht geschrieben. Doch auch in den bittersten Stunden seiner Laufbahn hielt sich der schwer getroffene Rekordweltmeister eine Rückkehr in die Königsklasse offen.
"Ich fühle mich nicht in der Lage, jetzt über die Zukunft nachzudenken", sagte Schumacher sichtlich bewegt bei der 77-minütigen Pressekonferenz in einem Genfer Nobelhotel. "Es ist vielleicht der härteste Moment, den ich in meiner Karriere hatte." Immer wieder wich der siebenmalige Formel-1-Weltmeister einer konkreten Antwort über seine weiteren Pläne aus, nachdem Ferrari- Präsident Luca di Montezemolo höchstpersönlich die Spekulationen über einen weiteren Comeback-Versuch angeheizt hatte.
In Italien träumen die Tifosi schon von einer Rückkehr Schumachers beim Großen Preis in Monza am 13. September. "Im Moment ist das Wichtigste und Traurigste für mich, dass ich jetzt nicht dieses Comeback wahrnehmen kann", entgegnete Schumacher, der von den Folgen seines Motorrad-Unfalls vor einem halben Jahr ausgebremst wurde.
Schwerer Sturz am 11. Februar
Erstmals sprach Schumacher öffentlich über den schweren Sturz am 11. Februar im spanischen Cartagena. "Ich habe bei dem Motorradunfall nichts mitbekommen. Ich weiß nur, dass ich wachgeworden bin und meine Probleme hatte", sagte Schumacher und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass sie lebensbedrohlich waren." Sein Arzt, Dr. Johannes Peil, gab zu: "Wir haben uns damals große Sorgen gemacht." Schumacher zog sich bei seinem Abflug eine Fraktur des 7. Halswirbels und der ersten Rippe links zu. Zudem erlitt er eine Fraktur im Bereich der Schädelbasis und eine in der Halswirbelsäule. "Die Unfallfolgen waren die schwersten, die Michael in seiner Karriere zu tragen hatte", sagte Peil.
Und sie sorgten schon bei dem ersten Test mit einem alten Formel- 1-Ferrari für Schmerzen. Mit Medikamenten wurde versucht, diese zu lindern. Vergeblich. "Dass ich enttäuscht bin, ist selbstverständlich. Das hat sich niemand ausgesucht", sagte der 40- Jährige bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz einen Tag nach seiner Comeback-Absage. Als um 14 Uhr die Fragestunde beginnt, ist der Ballsaal B bis auf wenige freie Plätze voll. Mehr als ein Dutzend Fernsehteams, über 60 Journalisten. Einige warten seit den Morgenstunden vor dem 18- stöckigen Gebäude unweit der Vereinten Nationen. Zuerst betritt Schumachers Sprecherin Sabine Kehm den Saal, denn Schumacher, dahinter Manager Willi Weber und Peil, Chefarzt der Sportklinik Bad Nauheim, die den siebenmaligen Weltmeister seit Jahren betreut.
Dank an die Fans
Schumacher unterbricht seine Sprecherin bei deren Begrüßungsrede und Vorstellung des Ablaufs. Die Stimme stockt. "Dazwischen ein paar Worte", meinte Schumacher. Er wirkt zutiefst traurig, bedankt sich bei seinen Fans, "die mich wesentlich mehr motiviert und unterstützt haben, als ich mir das je erträumt hatte", sagte er. Zur Tatsache, dass nur 13 Tage nach der aufsehenerregenden Ankündigung die Notbremse gezogen wurde, meinte Schumacher: "Es hat sich ja keiner ausgesucht, dass Felipe diesen Unfall in Budapest hat. Es war ja nichts geplant. Ich war dann bereit, diesen Hilfedienst zu leisten."
Die Zeit, die man zur Verfügung gehabt habe, sei eingeschränkt gewesen. Peil hatte von Beginn an von einem Notprogramm gesprochen. "Insofern gab es keine bessere Vorbereitung als die, die wir jetzt gemacht haben", meinte Schumacher, der sich zu Hause in der Schweiz sowie mit dem Test in einem alten Formel-1-Wagen in Mugello und Runden im Kart auf eine Rückkehr nach fast drei Jahren vorbereitet hatte. Vier Kilo speckte er dabei ab. Es nützte nichts. Ob er mit nach Valencia reist, wo am 23. August Luca Badoer den verunglückten Felipe Massa ersetzen wird, ließ Schumacher offen.
Quelle: ntv.de, Christian Hollmann und Jens Marx, dpa