Formel1

Supertalent drängt in Formel 1 Oscar Piastri und sein Kampf gegen das System

Oscar Piastri hat die Formel 1 fest im Blick.

Oscar Piastri hat die Formel 1 fest im Blick.

(Foto: IMAGO/HochZwei)

Der Australier Oscar Piastri steht vor dem Aufstieg in die Formel 1. Der 21-Jährige sorgt schon lange für Aufsehen und gilt als das größte Talent der letzten Jahre. Auf seinem Weg in die Königsklasse stellte er sogar zwei aktuelle Fahrer in den Schatten.

Der Sommer ist in der Formel 1 die Zeit, in der wegweisende Entscheidung getroffen werden. Und er ist die Zeit der "wilden Gerüchte", der "Silly Season", in der wild spekuliert wird, welcher Fahrer wo im nächsten Jahr landen könnte. Genau in dieser Phase befindet sich die Königsklasse gerade. Weit mehr als ein "wildes Gerücht" sind die jüngsten Meldungen über einen möglichen Formel-1-Einstieg des Australiers Oscar Piastri.

Der 21-Jährige steht offenbar kurz vor einer Beförderung und soll vom Alpine-Testfahrer spätestens mit Beginn der Saison 2023 zum Formel-1-Stammfahrer aufsteigen. Auf Leihbasis, so berichtet es die Fachpresse, könnte ihn der französische Rennstall zunächst bei Williams unterbringen, wo Nicholas Latifi schon jetzt nur noch als "Lame Duck" unterwegs ist. "Er ist zu gut, um nicht in der Formel 1 zu fahren", glaubt unter anderem Ex-Fahrer Martin Brundle, dass der Aufstieg Piastris überfällig ist.

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Auch Alpine-Geschäftsführer Laurent Rossi hält den Youngster für gewappnet. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: "Ich würde behaupten, dass es im Moment Fahrer [in der Formel 1] gibt, die nicht so gut wie Oscar sind." Aus dem Alpine-CEO spricht dabei die volle Überzeugung - und die Gewissheit, das größte Talent der letzten Jahre im eigenen Team zu haben, denn genau das scheint Piastri zu sein: ein Auserwählter unter Auserwählten.

Vom ferngesteuerten Auto bis in die Formel 1

Wie außergewöhnlich talentiert der 2001 in Melbourne geborene Sohn einer waschechten Motorsport-Familie ist, zeigte sich schon früh. Ein ferngesteuerter Monster-Truck, den ihm sein Vater von einer Geschäftsreise mitbrachte, weckte seine Leidenschaft für den Sport. "Das hat zu dem Weg geführt, den ich bisher genommen habe", schilderte Piastri dem "Guardian". Er nahm schnell an den ersten Wettkämpfen teil. "In seinem ersten Rennen überhaupt ist er gegen 20- und 30-Jährige gefahren und im Alter von sechs Jahren Dritter geworden", erinnerte sich Vater Chris im "Sydney-Morning-Herald"-Interview an die Anfänge. Im Alter von neun Jahren nahm Oscar dann erstmals in einem Kart Platz. Die Familie setzte schon da alles auf die Karte Motorsport und opferte Zeit und viel Geld für die Karriere des Sprösslings. Rund 50.000 australische Dollar kostete das Vergnügen - pro Jahr. Die Investition sollte sich auszahlen.

2015 entschied sich die Familie zu einem Umzug nach England. Das ermöglichte Oscar, sich über eine volle Saison mit den talentiertesten Nachwuchsfahrern der Welt zu messen. Der 14-Jährige schlug sich dabei so gut, dass der Aufstieg in die nächsthöhere Formel 4 zeitnah folgte. "Das war ein unglaublicher Lauf in den Junior-Kategorien", fasste Piastri Jahre später zusammen, was sich anschließend in der Formel Renault, Formel 3 und Formel 2 abspielte. Der Australier gewann 2019, 2020 und 2021 alle drei Serien nacheinander und trug sich damit in die Rekordbücher ein. Vor ihm gewannen überhaupt nur zwei Fahrer die Formel-3- und Formel-2-Meisterschaft in aufeinanderfolgenden Jahren. Ein gewisser Charles Leclerc und ein junger Mann namens George Russell, mittlerweile fest etablierte Formel-1-Piloten.

Dass Piastri, anders als Leclerc und Russell, der direkte Aufstieg in die Formel 1 verwehrt blieb, ist dem System geschuldet. Der Sieger der Formel-2-Meisterschaft muss die Serie verlassen, die Formel 1 aber weigert sich, den Talenten einen festen Platz für das Jahr darauf zu garantieren - weil Geld in der Königsklasse nach wie vor mindestens so wichtig wie Potenzial ist. Deswegen haben Fahrer wie Latifi, Stroll oder auch Zhou einen Platz, Oscar Piastri hingegen (noch) nicht.

Formel-1-Abenteuer kostet Oscar Piastri rund sechs Millionen

Ganz ohne Geld ist natürlich auch Piastri nicht an den Punkt gekommen, an dem er heute ist. Zwischen 5,5 und 6,5 Millionen australische Dollar pumpten seine Familie, Sponsoren und andere Unterstützer bisher in den großen Formel-1-Traum. "Wenn ich sagen würde, dass das keine außergewöhnliche Summe ist, würde ich lügen. Die Einstiegsbarriere in die Formel 1 ist sehr, sehr hoch", gibt der Australier zu. Dennoch will er es "aufgrund meiner Verdienste in die Formel 1 schaffen und nicht, weil ich mir einen Platz kaufen kann".

Der Preis für diese Einstellung ist hoch. Statt schon in diesem Jahr in der Formel 1 zu fahren, rückte er bei Alpine ins zweite Glied. "Es ist nie ideal, keine Rennen zu fahren, aber so sind die Würfel nun mal gefallen", gibt sich der Australier nach außen betont locker. Intern ist der Ton dagegen rauer. Alpine weiß, dass man schnell einen Platz für den eigenen Junior finden muss, um ihn nicht zu verlieren. Per Klausel soll sich Piastri eine Ausstiegsoption zugesichert haben. Das setzt den Rennstall unter Druck. Schon in Silverstone will Alpine eine Lösung präsentieren. Sie wird, so sieht es heute aus, Williams heißen.

Ob sich Oscar Piastri in der Formel 1 behaupten kann, bleibt trotz aller Vorschusslorbeeren ungewiss. Alles sehe zwar danach aus, glaubt Martin Brundle: "Aber man weiß es nie, bevor nicht die Scheinwerfer auf einen gerichtet sind. Entweder blüht man auf und wächst über sich hinaus, oder man geht unter dem Druck ein." Nahezu sicher ist, dass der Australier schon bald die Chance bekommen wird, zu beweisen, zu welcher Sorte Fahrer er gehört. Und diese Chance, das ist weitaus mehr als nur ein "wildes Gerücht", hat er sich mehr als verdient.

Quelle: ntv.de

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