RTL nimmt Abschied von der F1 Nicht nur Ebel bedauert das Ende einer Ära
11.12.2020, 05:58 Uhr
Immer ganz nah dran.
(Foto: imago images/HochZwei)
Nach fast 30 Jahren und mehr als 500 Rennen ist für RTL an diesem Sonntag Schluss mit der Formel 1. Der große Erfolg dieser langen Beziehung ist ganz eng mit dem Namen Schumacher verbunden. Ein Comeback ist allerdings nicht ausgeschlossen.
Kai Ebel, dieser nie um ein Wort verlegene Farbklecks der Formel 1, muss kurz überlegen. "Komisch" werde es sich gewiss anfühlen, sagte der 56-Jährige beim Gedanken an die letzte Klappe. Das Saisonfinale der Motorsport-Königsklasse in Abu Dhabi (Sonntag, 14.10 Uhr/RTL und im ntv.de-Liveticker) markiert für RTL eine epochale Zäsur: Nach fast 30 Jahren und dann 533 übertragenen Rennen ist Schluss. RTL-Geschäftsführer Jörg Graf rechtfertigte Anfang der Woche noch einmal die schwere Entscheidung, auf ein Markenzeichen und einen Quoten-Garanten zu verzichten und fügte an: "Unternehmerisch stehen wir auch jetzt voll und ganz dazu."
Bei der Verkündung im Juni hatte RTL auf einen "teils überhitzten" Markt verwiesen, es war allerdings auch eine Zeit der Ungewissheit: Die Saison war wegen der Corona-Pandemie noch nicht gestartet - und es sah nicht unbedingt danach aus, als gäbe es 2021 ein deutsches Zugpferd.
Sebastian Vettel wurde von Ferrari gerade abserviert, Mick Schumacher war vor seiner zweiten Formel-2-Saison nicht mehr als eine Zukunftshoffnung. Mittlerweile ist man schlauer. Dass er den 21-jährigen Schumacher bei seinen ersten Schritten in der Formel 1 nicht begleiten wird, findet Boxengassen-Reporter Ebel "wirklich schade".
Der Aufstieg des Sohnes von Rekordweltmeister Michael Schumacher überrasche ihn "überhaupt nicht", sagte Ebel. Es bleibt ein gewisser Schmerz: "RTL hat gerade eine zweiteilige Doku gezeigt, die seinen bisherigen Karriereweg nachzeichnet. Leider können wir im nächsten Jahr nicht mehr daran anknüpfen."
"Weder Yellow Press noch Fachmedium"
Formel 1 bei RTL war immer ganz eng mit dem Namen Schumacher verbunden. Am 7. Juli 1991 begann der Privatsender seine Übertragungen mit dem Grand Prix in Frankreich, sieben Wochen später gab Michael Schumacher sein Debüt. Es war der Beginn einer Symbiose: Schumacher bescherte dem Sender mit seinen Erfolgen teilweise mehr als zehn Millionen Zuschauer. Im Gegenzug bot RTL dem Kerpener eine grandiose Plattform zur Markenpflege. Die Formel 1 in Deutschland war eine Formel Schumacher.
Die Berichterstattung bei RTL war "immer sehr informativ und auch unterhaltsam, aber weder Yellow Press noch Fachmedium", erklärte Ebel den Spagat. Der Mönchengladbacher trug seinen Teil dazu bei. Mit schrillen Outfits und bisweilen ungewöhnlichen Fragen sorgte Ebel, der bei 498 Rennen vor Ort war, für Aufsehen. Dabei fing alles ganz harmlos an: "Es gab anfangs klare Kleidervorschriften, da kam man nur mit Schlips vor die Kamera. Später musste ich dann wegen der Feuergefahr in der Boxengasse Overall getragen. Als diese Pflicht wegfiel, sagte ich mir: Feuer frei!"
Optisch und auch inhaltlich weniger bunt geht es bei Sky zu. Der Pay-TV-Sender aus Unterföhring ist ab 2021 alleiniger Rechteinhaber in Deutschland und hat sich diese Exklusivität einiges kosten lassen. Ab dem kommenden Jahr werden nur noch vier Rennen frei empfangbar zu sehen sein, ausgestrahlt beim Free-TV-Angebot Sky Sport News.
RTL will die Formel 1 indes nicht aus den Augen verlieren. "Sag niemals nie. Die Formel 1 war und ist RTL-DNA", sagte Sportchef Andreas von Thien zuletzt im Branchenmagazin "Sportjournalist".
Quelle: ntv.de, Marco Heibel, sid