F1: Webber profitiert in Sao Paulo Nur ein Defekt kann Vettel stoppen
27.11.2011, 19:52 Uhr
Red Bull vor Red Bull und McLaren: In dieser Reihenfolge fuhren Mark Webber, Sebastian Vettel und Jenson Button in Sao Paulo über die Ziellinie.
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Ein defektes Getriebe bringt Weltmeister Sebastian Vettel beim Formel-1-Finale um den zwölften Sieg. So steht nach einer Saison im Schatten Vettels doch noch einmal Teamkollege Mark Webber ganz oben. WM-Zweiter wird Jenson Button. Michael Schumachers Saison endet verkorkst.

Applaus für den finalen Sieger: Doppel-Weltmeister Sebastian Vettel gratuliert Teamkollege Mark Webber zum Erfolg in Brasilien.
(Foto: dpa)
Nach einem Rennen im Stile des großen Ayrton Senna konnte Sebastian Vettel auch den verpassten zwölften Sieg zum Abschluss einer phänomenalen Saison verschmerzen. Wie den legendären Brasilianer vor 20 Jahren hatte Vettel ein streikendes Getriebe gebremst, doch für den großen Dominator der Königsklasse war Platz zwei hinter Teamkollege Mark Webber kein Grund, enttäuscht zu sein.
"Das wäre nicht angebracht, denn es war eine unglaubliche Saison, die wir mit einem Doppelsieg für das Team abgeschlossen haben. Ich bin sehr stolz", sagte der Weltmeister. Er tröstete sich auch mit dem Pole-Position-Rekord, den er am Samstag durch die 15. Bestzeit des Jahres dem Briten Nigel Mansell entrissen hatte.
"Ich fühle mich wie Senna 1991", hatte Vettel schon während des Rennens über den Boxenfunk gesagt. Der legendäre Brasilianer war damals bei seinem ersten Heimsieg in Sao Paulo lange Zeit nur mit dem sechsten Gang gefahren und musste nach dem Rennen völlig erschöpft aus dem Auto gezogen werden. "Der Unterschied war, dass er damals gewonnen hat", meinte Vettel nachher mit einem Lächeln: "Es war ganz schön schwer während des Rennens, ich musste immer mehr Tempo rausnehmen und in nur noch höheren Gängen fahren." Dem Teamkollegen gönnte er dessen ersten Saisonsieg. "Mark hat den Sieg verdient, er ist ein fantastisches Rennen gefahren", sagte Vettel, der seinen Teamkollegen wegen dessen besserer Siegchancen freiwillig passieren ließ.
Webber siegt, Button feiert
Webber widmete den Sieg "einem guten Freund, der sehr krank ist". Den fast geschenkten Erfolg nahm er mit gemischten Gefühlen entgegen: "Für mich persönlich ist es natürlich ein sehr wichtiger Sieg, die letzten Runden haben richtig Spaß gemacht", sagte er: "Aber es wäre schön gewesen, das Ganze mit Sebastian auf der Strecke auszufechten."
Den Dreikampf um die Vize-Weltmeisterschaft entschied der Brite Jenson Button für sich. "Es war kein perfektes Jahr, aber ein gutes Jahr", sagte der McLaren-Pilot (270 Punkte), der direkt vor seinem schärfsten Konkurrenten Fernando Alonso im Ferrari (257) auf Rang drei. Webber schob sich durch seinen insgesamt siebten Sieg und den zweiten in Sao Paulo nach 2009 in der Gesamtwertung noch an Alonso vorbei auf Rang drei (258). Vettel brachte es auf insgesamt 392 Zähler.
Deutsche Piloten historisch gut
Jubeln durfte Force-India-Pilot Adrian Sutil, der mit dem hervorragenden sechsten Platz sein bestes Saisonresultat einstellte und in der Gesamtwertung noch um zwei Plätze auf den neunten Rang kletterte. Die erste Top-10-Platzierung war vor Saisonbeginn sein großes Ziel gewesen. "Ich bin sehr zufrieden", sagte Sutil.
Mercedes-Pilot Nico Rosberg landete mit einer Runde Rückstand auf dem siebten Rang, Teamkollege Michael Schumacher wurde nach einem frühen Reifenschaden 15. und verlor damit das interne Silberpfeil-Duell gegen Rosberg (76:89). Die beiden landeten auf den WM-Plätzen sieben und acht. Damit landeten erstmals in der Formel-1-Geschichte vier deutsche Fahrer am Jahresende in den Top 10.
Noch ein Rekord für Vettel
Vettel hatte beim Start die Führung behauptet und gleich die nächste Bestmarke eingesammelt. Er blieb vor Webber und holte sich zum 17. Mal in diesem Jahr in einem Rennen mindestens eine Führungsrunde. Das hatte vor ihm nur Schumacher 2004 geschafft.

Fatale Kollision: Bei einer Berührung mit Bruno Sennas Renault ging das Hinterrad an Michael Schumachers Mercedes kaputt.
(Foto: AP)
Der versuchte zu Beginn der zehnten Runde, an Bruno Senna vorbeizugehen, kollidierte dabei aber leicht mit dessen Renault. An Sennas Auto wurde der Frontflügel leicht beschädigt, bei Schumacher ging dagegen der rechte Hinterreifen kaputt. Er schleppte sich langsam an die Box und kam nach dem Reifenwechsel als Letzter mit einer Runde Rückstand zurück auf die Strecke.
Quelle: ntv.de, dpa