Als Elfter im Niemandsland Plattfuß ruiniert Schumachers Laune
14.06.2010, 12:01 UhrEin kaputter Frontflügel, ein Plattfuß, abgefahrene Reifen, dann nach hinten durchgereicht und am Ende noch einmal zur Rennleitung - Michael Schumacher war nach dem Großen Preis von Kanada bedient.

Zwischenzeitlich war Schumi bis auf Platz vorgefahren.
(Foto: dpa)
Wenigstens die Nationalmannschaft konnte mit ihrem Sieg gegen Australien bei der Fußball-WM im fernen Südafrika die Laune von Michael Schumacher aufhellen. Ansonsten hatte der Fußball-Fan in seinem Mercedes-Cockpit einen Arbeitstag zum Vergessen erlebt. "Heute waren unsere Waffen stumpf", stellte der Formel-1-Rekordweltmeister in Montréal fest.
Erstmals seit seinem Comeback war ein Podiumsplatz möglich, stattdessen fand er sich am Ende als Elfter im Niemandsland wieder. "Ohne den Plattfuß hätte er sicher ein respektables Ergebnis erzielen können", war sich Mercedes-Motorsport Norbert Haug sicher. Teamkollege Nico Rosberg bewahrte mit Rang sechs die Silberpfeile vor einem noch größeren Rückschlag: "Viel mehr war nicht drin."
Schumacher war anzumerken, wie sehr ihn das Rennen gewurmt hatte. "Es hat sehr gut angefangen, und wir konnten es leider nicht durchführen wegen der genannten Gründe", meinte der ehemalige Champion, der nach einem perfekten Start von Position 13 innerhalb von wenigen Runden bis auf Rang drei vorgefahren war.
Plattfuß ruinierte das Rennen
Die genannten Gründe: das waren ein leicht beschädigter Frontflügel und der Zweikampf mit Renault-Pilot Robert Kubica nach Schumachers erstem Boxenstopp. Bei der Kollision mit dem Polen wurde der rechte Vorderreifen an Schumachers Wagen aufgeschlitzt. "Der Plattfuß hat mir das Rennen ruiniert", klagte Schumacher, der in Montréal mit sieben Erfolgen Rekordsieger ist.
Er musste einen zusätzlichen Besuch an der Box leisten und Reifen nehmen, mit denen er am Ende gegen die Konkurrenz keine Chance mehr hatte. In der letzten Runde zogen auch noch die Force India von Adrian Sutil und Vitantonio Liuzzi vorbei. Zum schlechten Schluss musste er zur Rennleitung wegen seines Duells mit Felipe Massa, das dem Ferrari-Piloten einen beschädigte Frontflügel einbrachte.
Seine persönliche (Ergebnis-)Bilanz nach acht Rennen fällt mager aus: zwei vierte, ein sechster, zwei zehnte, ein elfter und ein zwölfter Platz, zudem noch ein Ausfall. In der Gesamtwertung ist er nur Neunter, drei Plätze hinter Teamkollege Rosberg - nichts, was den Ansprüchen des erfolgreichsten Formel-1-Fahrer der Geschichte genügt.
Zu viele Baustellen
Dennoch bewahrt Schumacher die Ruhe. Die Gleichung "Weltmeister- Team + Premiummarke + Rekordweltmeister = Erfolge ohne Ende" konnte nicht auf Anhieb aufgehen. Das war ihm schon vorher klar. Denn das von Mercedes übernommene Brawn-GP-Team war trotz seiner WM-Titel 2009 zu schwach aufgestellt. Für diese Saison konnte wegen finanzieller Probleme lange nicht geplant und entwickelt werden. Erst mit dem Einstieg der Stuttgarter Ende des Jahres war die Zukunft gesichert.
Noch immer gibt es zu viele Baustellen im Team. Das Auto ist den Red Bulls und McLarens klar unterlegen. In Montréal funktionierte das Zusammenspiel zwischen Wagen und Reifen nicht. "Wir denken, dass es das Problem in Valencia nicht gibt. Ansonsten wäre es schwierig zu beheben, weil man einfach nicht weiß, was genau es ist", meinte Rosberg auf das nächste Rennen in Spanien vorausblickend.
Der WM-Titel in diesem Jahr ist für Mercedes kein realistisches Ziel mehr. Die Marke mit dem Stern ist derzeit sogar nur die vierte Kraft hinter McLaren mit Kanada-Sieger Lewis Hamilton und dem zweitplatzierten Weltmeister Jenson Button, Red Bull mit Sebastian Vettel und Mark Webber und - seit dem dritten Platz von Fernando Alonso in Montréal - auch hinter Ferrari. Die Hoffnung liegt in der Zukunft. Mit dem Modell 2011 muss sich zeigen, ob die Gleichung für Schumacher und Mercedes aufgeht.
Quelle: ntv.de, Claas Henning, dpa