Geheimer Reifentest führt zum Reifenkrieg Red Bull attackiert Mercedes
28.05.2013, 12:03 Uhr
Gute Reifen, schlechte Reifen? Auf jeden Fall ein Dauerthema in der Formel 1.
(Foto: dpa)
Der umstrittene Reifentest von Mercedes erhitzt weiter die Gemüter in der Formel 1. Nun macht Helmut Marko seinem Ärger Luft. Der Red-Bull-Motorsportchef fordert Konsequenzen für die Silberpfeile und eine Testfahrt für seinen Rennstall, um wichtige Erkenntnisse über die Reifen zu gewinnen.
Im Formel-1-Streit um den Reifentest von Mercedes hat Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko den Ton noch einmal verschärft und Konsequenzen gefordert. "Erstens wollen wir eine Klarstellung über die Regeln, denn sonst macht jeder, was er will. Zweitens ist es ein Wettbewerbsvorteil, und den wollen wir genauso haben, denn der zieht sich durch die gesamte Saison", sagte Marko beim firmeneigenen Sender ServusTV.
Dass Mercedes Reifenlieferant Pirelli nur einen Gefallen getan haben will und selbst keinen Vorteil für die WM aus dem 1.000-Kilometer-Test gezogen hat, bezeichnete der Österreicher als "Geschwafel sondergleichen. Es ist sofort ein Vorteil, und noch dazu hat man - wenn es unmittelbar nach dem Rennen passiert - (der Test fand in der Woche nach dem Spanien-GP auf dem Circuit de Catalunya statt / d. Red.) die ganzen Vergleichsdaten. Dort, wo man geschwächelt hat, sieht man genau", so Marko weiter.
In Monaco war von den bisherigen Reifenproblemen bei Mercedes keine Spur. Nico Rosberg feierte einen souveränen Start-Ziel-Sieg und dominierte jede einzelne Session - Bestzeit vom 1. Freien Training bis zum Qualifying. Hätte sich Lewis Hamilton im Rennen während einer Safety-Car-Phase nicht bei seinem Boxenstopp verzockt, wäre der Mercedes-Doppelsieg nicht zu vermeiden gewesen.
Reifenprobleme plötzlich weg
Für Red Bull war die plötzliche Dominanz der Silberpfeile überraschend, auch wenn es sich bei dem langsamen Stadtkurs in Monte Carlo um einen verhältnismäßig Reifen schonenden Kurs handelt. "Mercedes hat in den ersten Rennen mit Reifenproblemen gekämpft. Diese Reifenprobleme waren jetzt in Monaco nicht sichtbar. Das große Hinterrad-Problem war auch nicht da. Also haben die Testfahrten ganz klar was gebracht", ist sich Marko sicher. "In Monte Carlo fuhren sie mit einer Traktion aus den Kehren, da konnten wir nur voll Neid zuschauen."
Dass es sich bei dem Triumph von Rosberg um eine Eintagsfliege handelt, glaubt er nicht. Deshalb legten Red Bull und Ferrari am Sonntagmorgen auch Protest ein. Früher war es laut Marko auch nicht möglich: "Wir haben von dem Test erst Samstagabend erfahren." Die Rennkommissare in Monaco beschlossen aber nach einer mehrstündigen Sitzung, dass der Fall nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich liege, sondern Sache des Automobilverbandes sei.
Weitere Verstöße von Mercedes?
Red Bull fürchtet für Weltmeister Sebastian Vettel einen Wissensnachteil in den kommenden Rennen.
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F ür Marko kann es nur eine Konsequenz geben: "Nachdem das passiert ist, muss eine Gleichstellung erfolgen. Natürlich wollen wir noch in der Saison so bald wie möglich auch die Möglichkeit eines Tests haben." Ansonsten könne man den Rückstand "nicht mehr aufholen". Rein logistisch sei ein solcher Test aber erst nach Silverstone (30.6.) möglich. "Das heißt, wir verlieren noch zwei Rennen, bis wir auf diesem Wissensstand sind."
Der Reifentest ist nun ein Fall für den Weltverband FIA. Er muss darüber entscheiden, ob Mercedes die Regeln gebrochen oder nur geschickt ausgelegt hat. Nach Meinung von Red Bull hat das Werksteam aber nicht nur gegen das Testverbot verstoßen. "Es sind noch wesentliche andere Vorschriften verletzt worden. Man hat vom ersten Rennen an bis Saisonende acht Motoren zur Verfügung. Jetzt sind 1.000 Kilometer gefahren worden. Theoretisch müssten die aus dem Kontingent von acht Motoren herausgenommen werden."
Nicht alle Teams wurden gefragt
Die Statuten sind eindeutig: In den Fia Sporting Regulations steht in Artikel 22.4, dass Tests während der laufenden Saison mit aktuellen Boliden verboten sind, es sei denn, es handelt sich um Geradeaus-Tests (Aerodynamiktests beispielsweise auf einem Flugfeld) oder um Tests mit kontinuierlicher Geschwindigkeit (Filmaufnahmen). Pirelli stützt sich allerdings auf einen eigenen Vertrag mit dem Weltverband. "Es gibt keinen Zweifel, dass wir bis zu 1.000 Testkilometer mit einem der Teams durchführen dürfen, wenn die Umstände es nötig machen", sagte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery.
Allerdings wurden nicht alle Rennställe darüber informiert. Und damit ist eine wichtige Bedingung nicht erfüllt: Die Fia teilte nämlich mit, dass sie derartige Tests zwar genehmigt habe, allerdings unter der Auflage, dass alle Rennställe diese Möglichkeit erhalten müssten. Außer Mercedes und Red Bull, die sich beide zuvor lauthals über die Pneus beschwert hatten, fragte Pirelli aber kein weiteres Team an.
RB-Chef Marko bestätigte eine Anfrage von Pirelli: "Wir haben uns die Regeln angeschaut und gesagt: Nein, das kommt für uns nicht in Frage, weil es regelwidrig ist und wir als WM-Führender so etwas nicht riskieren." Nun sind die Regelhüter des Weltverbandes in Paris am Zug.
Quelle: ntv.de, sport.de