Vettels Fehlstart in der Formel 1 Red Bull, der Problemstier
01.04.2010, 09:48 Uhr
Sind sie wirklich reif für den Titel? Momentan offensichtlich noch nicht. Sebstian Vettel, der Technische Direktor Adrian Newey, Mark Webber und Teamchef Christian Horner (v.l.n.r.).
(Foto: REUTERS)
Bitterer hätte die Saison für Sebastian Vettel nicht beginnen können. In den ersten beiden Saisonrennen lag er jeweils in Führung – und erntet am Ende doch nur Mitleid. So kann es nicht weitergehen mit Red Bull. Wer Weltmeister werden will in der Formel 1, muss vor allem eines: ankommen!
Als Sebastian Vettel am Sonntag die Formel-1-Rennstrecke im Albert Park von Melbourne verließ, war er der traurigste Geselle weit und breit. Wieder ein Sieg futsch, wieder ein technisches Problem - und dieses Mal stand der Jungstar sogar ganz mit leeren Händen da. Statt mit 50 Punkten souverän die Fahrerwertung anzuführen, rangiert Vettel nun auf Platz sieben und musste erneut den anderen beim Feiern zusehen.
Das Auto von Red Bull steht nicht erst seit dem zweiten Defekt im zweiten Rennen unter verschärfter Beobachtung. Im vergangenen Jahr hatten Fehler und Pannen des Teams dem Shooting-Star aus Deutschland die letzten WM-Chancen gekostet. Allerdings darf man, die vergangene Saison betrachtend, den Heppenheimer selbst da nicht rausnehmen. In den ersten beiden Rennen der Vorsaison war er es, der die Punkte herschenkte. Insgesamt stehen aber auch drei Ausfälle in den Annalen. Mehr als bei jedem anderen Fahrer unter den Top 5.
Es kristallisiert sich im Laufe der Zeit heraus, dass Red Bull zwar schnelle, sogar sehr schnelle Autos auf die Räder stellen kann, diese aber auf die Distanz einer Saison nicht standhaft genug sind. Ähnlich wie im Fußball die Offensive zwar Spiele, die unscheinbarere Defensive aber Meisterschaften gewinnt, so kann nur ein regelmäßiges Ankommen in den Punkten am Ende einen WM-Titel bringen. Das hat nicht zuletzt Weltmeister Jenson Button in der zweiten Saisonhälfte 2009 gezeigt. Nach dem Sieg in der Türkei erreichte er nur noch zweimal überhaupt das Podium, fuhr aber keinen Sieg mehr ein. Dennoch reichte es am Ende für den Titel.
Sie forschen nach den Ursachen

So viel Pech gleich zu Beginn der Saison. Hoffentlich hat Sebastian Vettel das jetzt aufgebraucht.
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Ist Red Bull also einfach nicht reif für den Titel? Angesichts der ersten zwei Saisonrennen könnte man diese These fast unterschreiben. Doch Mark Webbers Auto hielt und der Australier punktete bei beiden Grand Prixs. Fährt Vettel falsch oder nimmt das Auto zu hart ran? Dieses Argument kann es eigentlich nicht geben in einem Sport, der von seiner Natur her auf den Grenzbereich ausgerichtet ist.
Die Ursache ist wohl doch eher beim Team zu suchen. Doch die Aussagen von Chef Christian Horner lassen wenig Kritikfähigkeit erkennen. "Es ist frustrierend, aber ich tröste mich damit, dass wir ein sehr schnelles Auto haben", ließ er verlauten. Beim ersten Mal war es der Zulieferer, beim zweiten Mal ein Problem an der Karosserie des Autos. Beides sind aber Dinge, die dem Team obliegen. Ersteres ist Thema für die interne Qualitätssicherung, selbst wenn auch eine Zündkerze für Hochleistungsmotoren mal den Geist aufgeben kann.
Ist die Saison lang genug?
Der zweite Defekt ist klar eine Sache des Chassis. Noch ist zwar nicht klar, ob die Konstruktion der Verzahnung zwischen Felge und Achse oder schlicht Schlamperei beim Boxenstopp die Ursache war. Wo auch immer der Grund für die neuerliche Panne liegen mag, das Team muss sich langsam Gedanken machen.
Selbst wenn in diesem Jahr zwei Rennen mehr im Kalender stehen und die "Saison noch lang ist", wie Teamchef Horner betont. Die bereits verschenkten Punkte sind schon jetzt schmerzhaft. In der Endabrechnung dürften sie fast tödlich werden, denn Favorit Alonso hat mit seinem vierten Platz in Australien weitere zwölf Zähler gesammelt und liegt jetzt mit 37 Punkten in der Fahrerwertung vorne.
Nagelprobe in Malaysia
Dass der Technische Direktor von Red Bull, Adrian Newey, schnelle Autos konstruieren kann, hat er bei Williams und McLaren ausreichend bewiesen. Und auch der aktuelle RB6 ist ein Volltreffer. Ihm alleine jetzt die Instabilität des Autos vorzuwerfen, ginge an der Sache vorbei. Dafür gibt es im Team Ingenieure und zahllose Techniker, die sich um das Auto kümmern. Vielleicht sollte sich Vettels Renningenieur Guillaume Rocquelin mal bei seinem Kollegen Ciaron Pilbeam erkundigen, was er anders macht.
Aber ganz ernsthaft: Schon beim dritten Rennen am Wochenende in Malaysia ist der Druck auf das Team enorm. Ein weiterer Ausfall von Vettel wäre ein Desaster für die Mannen von Red Bull und für den Deutschen selbst würde der Titel in ganz weite Ferne rücken. Immerhin kommt die Strecke dem Auto entgegen, denn in Sepang gibt es reichlich schnelle Kurven und Hochgeschwindigkeitspassagen. Ein Problem könnte hingegen die Hitze werden. Beim heißesten Rennen der Saison gilt es für Red Bull, kühlen Kopf zu bewahren und keine Fehler zu machen. Sonst hat sich der wilde Stier schon im Frühjahr ausgetobt.
Quelle: ntv.de