Rückkehr ohne Glanz Schumachers Grenzen
15.03.2010, 12:21 Uhr
Ja, wo ist er denn? Michael Schumacher blieb bei seinem ersten Rennen eher unauffällig.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Rekordchampion Michael Schumacher ist wieder da. Doch sportlich hätte man ihn in seinem ersten Grand Prix nach drei Jahren fast übersehen können. Von einem Triumphzug war nicht auszugehen. Aber so unscheinbar hätte man Schumacher im Mercedes auch nicht erwartet.
Die Enttäuschung ist spürbar - bei den Zuschauern und der deutschen Presse. Nein, Michael Schumacher hat bei seinem Debüt nicht alle und alles in Grund und Boden gefahren. Er hat nicht mal besonders gut ausgesehen im Feld der Verfolger. Michael Schumacher hat eine ordentliche Leistung abgeliefert, nicht mehr und nicht weniger. Ein Triumphzug war es nicht. Der war aber auch nicht zu erwarten gewesen.
Dennoch musste auch das Phänomen namens Schumacher erkennen, dass drei Jahre eine lange Zeit sind und dass das beste Training nicht die Wettkampfpraxis auffangen kann. Das war bereits im Qualifying zu sehen, wo der siebenfache Weltmeister zunächst mit den neuen Regeln warm werden musste. Allerdings gab der Mercedes auch nicht mehr her. Die Einschätzung vieler Experten über die Kräfteverhältnisse hat sich bestätigt. Einzig Sebastian Vettel konnte gegen den Status quo rebellieren und den favorisierten Ferraris die Pole wegschnappen.
Die beste Referenz zur Beurteilung einer fahrerischen Leistung ist immer die Zeit des Teamkollegen. In dem Punkt hat Schumacher vom jungen Wilden Nico Rosberg die Grenzen aufgezeigt bekommen. 28 Hunderstel im Qualifying ist nicht viel, aber es ist dennoch deutlich. "Zufälligerweise ist es dieselbe Startposition wie zu Beginn meiner Karriere in Spa 1991", sagte Schumacher über seinen siebten Startplatz für das Rennen am Sonntag.
Cool in der ersten Kurve
Der Respekt war dem Rekordchampion bereits vor der ersten Kurve anzumerken. Mit den schweren, weil vollgetankten Autos gleichzeitig in die erste Kehre zu fahren, nötigte auch dem 41-Jährigen eine gewissen Ehrfurcht ab. Gleichzeitig setzt er aber auf sein Talent und sein Gefühl: " Ich bin ein Instinktfahrer. Ich sehe, was passiert."
Gemeistert hat er sie schließlich locker. Nicht der fast in Rauch aufgehende Red Bull von Mark Webber konnte ihn aus dem Konzept bringen. Wegen dessen Malheurs konnte sich Schumacher um einen Platz verbessern. Ebenso wie Teamkollege Rosberg, der Hamilton von Position vier verdrängen konnte. Immerhin hat er damit Weltmeister Jenson Button hinter sich gelassen und konnte mit Mark Webber, dessen Auto dann doch über die Renndistanz hielt, einen starken Red Bull kontrollieren.
Mit dem Ausgang nichts zu tun
Den schnellen Hamilton konnte Nico Rosberg im Rennen nicht aufhalten, also fuhren die beiden Mercedes hintereinander her. In den ersten Runden lag der junge Wiesbadener in seinen Rundezeiten teils deutlich vor Schumacher. Dieser zeigte mit zunehmender Distanz aber seine ganze Routine und, was für den Saisonverlauf noch viel wichtiger werden wird, seine Lernfähigkeit. Von Runde zu Runde wurde Schumacher schneller und konnte ein ums andere Mal die Zeiten seines Teamkollegen toppen.
Dass Schumacher mit dem Ausgang des Rennes nichts zu tun hatte, kann man ihm wahrlich nicht vorwerfen. Der Mercedes ist derzeit einfach kein siegfähiges Auto. Nur unter ganz besonderen Umständen könnte er derzeit auf das Treppchen fahren. Das musste auch Nico Rosberg erkennen, der sich noch an Pechvogel Sebastian Vettel herankämpfte, ihn aber nicht überholen konnte.
Potenzial war zu sehen
Schumachers Debüt war ordentlich, aber nicht berauschend. Es hat aufgezeigt, was dem Auto zur Spitze noch fehlt, aber auch die Distanz zwischen ihm und den absoluten Top-Fahrern klar gemacht. Schumacher ist auch fahrerisch sicher nicht ganz vorne. Sein Potenzial aber hat er dennoch gezeigt. Das sagt man allerdings auch gerne über ganz junge Fahrer, wie beispielsweise den F1-Debütanten Nico Hülkenberg. Und er hat selten zu Beginn einer Saison dominiert. Schon in früheren Jahren war er eher der Fahrer, der sein Auto über die Saison entwickeln konnte und am Ende das schnellste Gefährt hatte.
Allerdings durfte man damals noch unlimitiert Testrunden drehen und im Windkanal arbeiten. Das alles ist jetzt im Zeichen des Sparkurses streng begrenzt. Ob sich so noch große Entwicklungsschritte im Vergleich zu anderen Teams realisieren lassen, muss sich erst zeigen. Eines ist klar: Der Abstand zu den Ferraris ist groß. Das ist nicht zu übersehen. Und auch wenn Fernando Alonso der Sieg durch den Fast-Ausfall von Sebastian Vettel geschenkt wurde hat der Spanier doch eine großartige taktische Leistung gezeigt. Er wird sicher das Maß der Dinge sein in dieser Saison. Für Schumacher ist es bis dahin noch ein weiter Weg. Daran gibt es nichts zu beschönigen.
Quelle: ntv.de