Ferraristi dürfen weiter hoffen Schumi plant "verrückte Dinge"
18.10.2009, 14:46 Uhr
Schumacher legt die Karten noch nicht offen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Michael Schumacher will sich auch in Zukunft "verrückte Dinge" nicht verbieten lassen und lehnt eine endgültige Absage an eine Formel-1-Rückkehr weiter ab. "Ich plane kein Comeback, aber wer weiß, was alles passiert", sagte der 40-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". "Bis Ende des Jahres wird meine Verletzung im Nacken so weit ausgeheilt sein, dass ich wieder fahren könnte", erklärte der Rekord-Weltmeister. Ein Halswirbelbruch nach einem Motorrad-Crash hatte im August seinen Einsatz als Vertreter für den verunglückten Ferrari-Piloten Felipe Massa verhindert. "Ja, ich beiße mir schon in den Hintern, dass mir das widerfahren ist", bekannte Schumacher.
Der Kerpener will trotzdem ein Grenzgänger bleiben. "Ich lebe. Ich will Spaß haben. Und dazu gehören verrückte Dinge", meinte der siebenmalige Champion, der in dem Interview ungewohnte Einblicke in sein Seelenleben als Rennfahrer und PS-Pensionär gewährt, über Schmerzen, Glücksgefühle und Leidenschaften spricht. Er wolle "frei sein und genießen", sagte Schumacher. Fallschirmsprünge sind ebenso Teil seines Unruhestands wie auch künftig Motorrad-Rennen. "Das Risiko halte ich für kalkulierbar, auch weiterhin", betonte er. Schumacher ist mit sich im Reinen. "Ich bin glücklich. Glücklich mit dem Leben, das ich jetzt führe. Aber wer weiß, was in ein paar Monaten ist oder in einem Jahr?"
Genau dieses kategorische "Vielleicht" lässt Ferrari und den Tifosi ihre kleine Hoffnung. "Wenn alles in Ordnung ist, warum sollten wir ihn nicht in einem unserer Autos sehen?", wiederholt Scuderia-Teamchef Stefano Domenicali beständig. Die Idee von einem dritten Ferrari für das kommende Formel-1-Jahr ist noch immer nicht ganz vom Tisch.
Zuspruch berührt Rekordweltmeister
Das enorme Echo der Öffentlichkeit, die emotionale Achterbahnfahrt der vergangenen Monate und sein gewandeltes Image halten wohl auch Schumacher von einem absoluten "Nein" ab. Als "sehr schön" habe er den Hype um seine Rückkehrpläne empfunden. "Weil es mich stolz gemacht hat. Und weil mir wahrscheinlich zum ersten Mal so richtig bewusst wurde, was ich für eine Wirkung habe und was für eine Position", sagte der 91-malige Grand-Prix-Sieger.

Immer am Limit: Schumacher bei einem Crash auf dem Sachsenring 2008.
(Foto: REUTERS)
Spätestens seit dem Freundschaftsdienst für Ferrari und Massa wird Schumacher nicht mehr als kühler Rennroboter, sondern auch als verwundbarer Mensch wahrgenommen. Er habe sich in seiner Karriere manchmal "wie der Ungeliebte gefühlt", verriet er. Es habe ihn nun gewundert, "dass das plötzlich durch dieses Comeback alles ausgelöscht schien".
Dennoch bekräftigte Schumacher, er müsse niemandem mehr etwas beweisen. "Erst recht nicht mir selbst." Drei Jahre nach seinem Rücktritt am Saisonende 2006 werde er weder von Langeweile geplagt noch sei er auf der dringenden Suche nach einer neuen Aufgabe. "Ich muss nicht Rennleiter von Ferrari sein, um ein ausgefülltes Leben zu haben", sagte Schumacher, dessen Vertrag als Scuderia-Berater jüngst bis 2012 verlängert wurde. "Aber mir ist auch klargeworden, dass irgendwann etwas Neues kommen wird, ein neues Kapitel, dass ich Verantwortung übernehmen will. Irgendwann wird es so weit sein."
Werksfahrervertrag im Gespräch
Die "Bild-Zeitung" schürt derweil Spekulationen einen erneuten Umstieg aufs Zweirad. Demnach plane Schumacher einen Einsatz als Werksfahrer für den österreichischen Motorradhersteller KTM. "Wir wollten ihn sogar als Stammfahrer holen, er hat aber abgesagt", verriet KTM-Mitbesitzer Heinz Kinigadner der BamS: "Den Rennstress einer kompletten Saison will er sich nicht mehr antun."
Schumacher soll für KTM in der Internationalen Deutschen Meisterschaft mit einem 180 PS starken Superbike antreten. Bislang fuhr er eine Honda Fireblade für den Rennstall von Jens Holzhauser. Mit dieser Maschine hatte er im Februar im spanischen Cartagena jenen schweren Unfall, dessen Folgen sein geplantes Formel-1-Comeback verhinderten.
Quelle: ntv.de, Christian Hollmann/Jens Marx, dpa