Formel1

Teamvorstellung: McLaren Suche nach Anschluss

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit Lewis Hamilton und jenson Button zwei Weltmeister im Cockpit, nah dran an der Spitze und dennoch stand McLaren am Ende der vergangenen Saison mit leeren Händen da. Da soll sich eigentlich nicht wiederholen, aber es droht dieses Jahr gleich ein Fehlstart.

Die Sorgenfalten auf der Stirn von Martin Whitmarsh bei den letzten Tests vor zwei Wochen in Barcelona waren nicht zu übersehen. Gleich zweimal blieb ein McLaren mit technischen Problemen stehen. Erst stoppt ein Hydraulikleck Lewis Hamilton schon in der Box und später gibt es noch Probleme mit dem Auspuff am MP4-26. Nur 57 Runden konnte der Weltmeister von 2008 absolvieren. Der Abstand in den Rundezeiten zur Spitze betrug eine satte Sekunde. Keine Leistung, mit der man sich für Rennsiege empfehlen könnte.

Irgendwie war schon den ganzen Winter bei den Vorbereitungen von McLaren der Wurm drin. Man wollte alles besser machen als im vergangenen Jahr und ist dabei möglicherweise in einigen Punkten übers Ziel hinausgeschossen. "Wir gehen als Team keine Kompromisse ein und gehen bei jedem Auto, das wir bauen, ans Limit. In einigen Bereichen haben wir die Limits überschritten", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh einsichtig.

Zwei Weltmeister, die aber derzeit nicht das Material für einen weiteren Titel haben: Lewis Hamilton (r.) und Jenson Button.

Zwei Weltmeister, die aber derzeit nicht das Material für einen weiteren Titel haben: Lewis Hamilton (r.) und Jenson Button.

(Foto: REUTERS)

Diese Einsicht könnte aber für diese Saison etwas spät kommen. Nach dem Debakel der Testtage hat man das gesamte Auto noch mal einer Komplettüberarbeitung unterzogen. Das wirkt natürlich alles andere als souverän und riecht nach mittelschwerer Panik. So glaubt Whitmarsh auch nicht mehr so recht an eine starke Vorstellung zum Saisonauftakt in Australien.

Dabei steht der traditionsreiche Rennstall vor einem entscheidenden Jahr. Nach der durchwachsenen Saison 2010, wo sich Jenson Button etwas früher und Lewis Hamilton etwas später aus dem Titelrennen verabschieden mussten sollte heute eigentlich alles etwas besser laufen. Auch nach der Trennung von Mercedes Ende 2009 geht der Rennstall mit einem enormen Budget an den Start und tritt stets mit hohen Zielen an. Die glorreichen Zeiten sind allerdings schon lange vorbei. Den letzten von insgesamt acht Konstrukteurstitel gab es 1998 und Lewis Hamilton konnte 2008 seitdem mit seinem Fahrertitel den einzigen Erfolg einfahren. Immerhin holten die beiden Weltmeister hinterm Lenkrad letztes Jahr fünf Siege und damit drei mehr als im Vorjahr.

Ob sich das Team auf lange Sicht diesen enormen finanziellen Aufwand leisten kann, bleibt fraglich, wenn man sich auf Position vier oder sogar fünf im Teamranking einreihen müsste. Zwei Weltmeister verdienen auch weltmeisterlich und McLaren hat schon einige gute Ingenieure an die Konkurrenz abgeben müssen. Zuletzt 2006 den Star-Konstrukteur Adrian Newey, der für Red Bull als dritten Team ein Weltmeisterauto baute.

Wer fährt?

So unterschiedlich sie sind, so gut harmonieren sie zusammen. Die beiden Weltmeister Lewis Hamilton und Jenson Button haben sich bisher keine Stallfehden geliefert und werden das wohl auch künftig nicht tun. Beide haben immer noch ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Doch die Paarung ist sicher eine der stärksten im Feld.

Hamilton nimmt den Part des wilden, ungestümen Youngsters ein. Obwohl er mit seinen 25 Jahren nicht mehr zu den ganz jungen Piloten im Feld gehört. Sein Fahrstil ist aber immer noch draufgängerisch. Damit ist er zwar schnell und sorgt auf der Strecke immer für Spektakel. Aber er erzeugt auch einen recht hohen Materialverschleiß und ist stets mit viel Risiko unterwegs. In dieser Saison dürfte es spannend werden, wie Hamilton mit den sensiblen Reifen zurecht kommt.

Letzteres könnte für Jenson Button ein Vorteil werden. Der Weltmeister von 2009 gilt als Reifenflüsterer und sollte mit den Pirelli-Pneus einen Vorteil haben. Allerdings wird ihm nachgesagt nicht den nötigen Biss zu haben und nach seinem Triumph auch nicht mehr den nötigen Hunger auf Erfolg. In der vergangenen Saison hat er es allerdings allen Kritikern gezeigt und bewiesen, dass er immer noch ein Top-Fahrer ist.

Wer führt?

Auch in der Ära nach dem polarisierenden Chef Ron Dennis wird Disziplin bei McLaren immer noch groß geschrieben. Teamchef Martin Whitmarsh gilt zwar als lockerer als sein Vorgänger, aber auch bei ihm wird erst nach Feierabend gelacht. Als Lohn dafür kann das Team, das heute englischer den je ist, auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken.

Das Auto:

Der MP4-26 könnte sich als großes Problem herausstellen. Der radikale Umbau, den man nach Barcelona vorgenommen hat, muss erfolgreich sein. Sonst dürfte der Saisonstart gründlich in die Hose gehen. Das Auto hat noch keine einziges Mal eine komplette Renndistanz abgespult und die Fahrer klagen über zu wenige Abtrieb. Bei einer schnellen Runde lag der McLaren meist mindestens eine Sekunde hinter den Besten. Keine guten Vorzeichen für Melbourne.

Was war?

Acht Konstrukteurstitel hat das 1965 von Bruce McLaren gegründete Team bisher geholt und zwölf Fahrer-Weltmeister hervorgebracht. Außer Ferrari kann im derzeitigen Starterfeld einzig Williams eine ähnlich hohe Erfolgsquote vorweisen. Das Team ist über die Jahre zum festen Inventar der Formel 1 geworden und hat stets Spitzenleistungen gezeigt. Unter vielen Größen ist sicher Ayrton Senna der bekannteste Fahrername, der beim englischen Rennstall je ins Lenkrad griff. Er ist auch bis heute der erfolgreichste McLaren-Pilot mit 35 Grand-Prix-Siegen.

Was wird?

Es sieht nicht gut aus für die aktuelle Saison. McLaren dürfte in Australien als Wundertüte antreten. Entweder sie sorgen für eine riesige Überraschung oder eine große Enttäuschung. Alles ist drin. So oder so dürfte es aber in diesem Jahr nicht für ganz vorne reichen. Vielmehr müssen sich die Briten vor Renault als aufstrebende Kraft und dem Mittelfeld mit Sauber, Williams und Torro Rosso in Acht nehmen. Ob es dieses Jahr für Rennsiege reicht, muss die Zukunft zeigen. Aber der ganz große Wurf ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich.

Das Team
Teamchef: Martin WhitmarshPole Positions: 146
Budget: 240 MillionenChassis: McLaren MP4-26
Angestellte: 850Motor: Mercedes-Benz FO 108X
Starts (Siege): 684 (169)Testfahrer: Pedro de la Rossa, Gary Paffett
 
Saisonstatistik 2010
Konstrukteurs-WM: 2. (454 Punkte) 
Siege: 5Podestplätze: 16
Pole Positions: 1Ausfälle: 6
 
Lewis HamiltonJenson Button
Fahrerwertung: 3. mit 240 PunktenFahrerwertung: 5. mit 214 Punkten
Siege: 14Siege: 9
Pole Positions: 18Pole Positions: 7
Bester Startplatz: PoleBester Startplatz: Pole
Bestes Rennergebnis: 1.Bestes Rennergebnis: 1.

Quelle: ntv.de

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