Formel-1-Analyse Titel käme für Vettel zu früh
07.06.2009, 17:27 UhrIn der Formel 1 kann man nach dem Sieg von Jenson Button beim Grand Prix in der Türkei fast schon von einer Vorentscheidung sprechen. Für Sebastian Vettel scheint der Titelkampf verloren. Doch allzu sehr trauern muss der junge Wilde nicht.
Sieg Nummer sechs für Jenson Button beim Rennen in Istanbul. Man kann damit nach sieben Saisonläufen bereits von einer kleinen Vorentscheidung sprechen. Warum sollte BrawnGP in dieser Saison noch entscheidend einbrechen? Das Auto zeigt sich ausgesprochen stabil, auch wenn der Ausfall von Rubens Barrichello eine Premiere in dieser Saison für den Rennstall war. Button kann derzeit meist schon nach zwei Drittel der Rennen einen Gang zurückschalten. Mit seinem Teamkollegen ist im WM-Rennen nun auch der eigentlich härteste Verfolger deutlich zurückgefallen.
Entscheidende Fehler in entscheidenden Situationen
Kurz nach dem Start war für Vettel noch alles in Ordnung - dann kam er von der Strecke ab.
(Foto: REUTERS)
Der Kampf um die WM hat Sebastian Vettel in der Türkei wohl verloren. Alles sprach eigentlich für den Heppenheimer. Die Pole geholt, im Rennen in der ersten Kurve vorne und dann doch bereits in Runde eins den entscheidenden Fehler gemacht. Für Vettel käme der Titel dann offenbar doch etwas früh. Das zeigen seine Fehler in den entscheidenden Situationen in dieser Saison. Damit hat Vettel gegen einen absolut fehlerfreien WM-Führenden Button keine Chance, auch wenn er stets sehr schnell unterwegs ist.
Dazu ist andererseits auch der Red Bull immer noch nicht reif genug, das hat Istanbul auch gezeigt. Webber, der eine konservative Boxenstrategie fuhr, lag trotz des Schongangs von Button am Ende noch 20 Sekunden zurück. Das sind wohl die Machtverhältnisse. Vettel war mit einer fragwürdigen Drei-Stopp-Strategie unterwegs und beendet das Rennen als Dritter. Sicher wäre mehr drin gewesen, wenn er sich nicht diesen Patzer nach der vierten Kurve geleistet hätte. Aber zum Sieg hätte es wohl nicht gereicht. Auch das muss man anerkennen.
Kritik am Team
Sebastian Vettel äußerte denn auch leichte Kritik an der Entscheidung des Teams. "Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden", sagte er in der Pressekonferenz nach dem Rennen. Zur Drei-Stopp-Strategie erklärte er lapidar: "Das macht meiner Meinung nach keinen Sinn." Die Unzufriedenheit konnte man klar erkennen.
Allzu sehr grämen muss sich Vettel hingegen nicht. Mit zarten 21 Jahren gehört ihm immer noch die Zukunft. Die Rennfahrer-Legende Michael Schumacher fuhr mit 22 Jahren den ersten Grand Prix überhaupt und gewann drei Jahre später den ersten Titel. So gesehen hat der sympathische Deutsche immer noch einen deutlichen Vorsprung. Er kann es ganz ruhig angehen lassen, auch wenn das nicht gerade "Bastis" Stärke ist.
Rosberg überrascht positiv
Für eine freudige Überraschung sorgte Nico Rosberg. Am Start noch auf Position neun, konnte er das Rennen auf den fünften Platz beenden. Endlich war er in der Lage mit dem Williams auch mal im Rennen eine ansprechende Leistung in Punkte zu verwandeln. "Die erste Runde ist für mich super ausgegangen", erklärte der gebürtige Wiesbadener, "aber Trulli war zu schnell." Doch auch der fünfte Platz ist nach Monaco ein schöner Erfolg. Rosberg wäre zu Recht auch schon zufrieden künftig "jedes Rennen in die Punkte zu fahren".
Nach einem solchen lechzt man bei BMW-Sauber. Auch in Istanbul reichte die Leistung des Autos trotz eines Aerodynamik-Updates nicht für mehr als zwei Punkte, die Robert Kubica holte. Nick Heidfeld beendete das Rennen als Elfter.
Eindrucksvoll geriet hingegen das Comeback von Toyota. Jarno Trulli lag am Ende auf einem starken vierten Platz und Timo Glock holte mit Rang acht immerhin noch ein Pünktchen. Nach dem Desaster von Monte Carlo, wo das Team chancenlos war, eine positive Überraschung.
Quelle: ntv.de