Mit echtem Sportsgeist zum Titelgewinn Vettel, der würdige Weltmeister
14.11.2010, 17:45 Uhr
Dank an sein Auto namens "Randy Mandy": Es hat gehalten und Sebastian Vettel zum Titel getragen.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Es ist vollbracht: Sebastian Vettel kürt sich selbst zum Formel-1-Weltmeister 2010 und zum jüngsten Titelträger der Geschichte. Und er hat es verdient, nicht nur weil er einer der besten Fahrer ist. Sondern vor allem, weil er alle Hindernisse überwunden und immer an sich geglaubt hat.
Sprachlos und glücklich, aber vor allem einfach fertig. Als Sebastian Vettel in der Pressekonferenz sitzt und nach seinen Gefühlen gefragt wird, ist dem frisch gebackenen Weltmeister förmlich anzusehen, dass er seinen Coup noch gar nicht fassen kann. Es ist die Leere des Siegers, wenn alles von ihm abfällt und der so lange ersehnte Triumph endlich da ist. "Es fühlt sich irgendwie unwirklich an", sagt Vettel. Die Sensation ist perfekt, das Unwahrscheinliche ist Wirklichkeit geworden.
Verdient hat es Sebastian Vettel in jedem Fall, das stand nie zur Debatte. Der junge Deutsche hat über die Saison gesehen die besten Leistungen gezeigt, sitzt im stärksten Auto und leistete sich in den letzten Rennen keinen einzigen Fehler mehr. Tadellos seine Fahrten in Abu Dhabi, in Brasilien, in Japan und selbst in Südkorea, wo ihm nur ein geplatzter Motor den Sieg stehlen konnte. Vettel hat die Größe, aber auch die Coolness gezeigt, die es braucht, um Formel-1-Weltmeister zu werden. Und deshalb hat er den Titel verdient.
Webber ganz schwach, Alonso verbittert

Im Ziel, aber noch nicht Champion: Nachdem Sebastian Vettel die Linie überquert, vergehen noch bange Sekunden. Erst als Nico Rosberg vor Alonso über die Linien fährt, ist klar: Vettel ist Weltmeister.
(Foto: REUTERS)
Ein ganz bitterer Tag hingegen für Fernando Alonso und Mark Webber. Der Australier hat seine große Chance nicht genutzt. Schon am Samstag hat er den Titel verloren, wo er beim Qualifying im letzten Durchgang keine richtig schnelle Runde zustande brachte. Der RB6 hatte es auf jeden Fall drauf, das hat Vettel gezeigt. Eigentlich hatte Webber daher am Sonntag nichts mehr zu verlieren und man hätte gedacht, dass er voll auf Angriff fährt. Aber der 34-Jährige hat auch während des Rennens nie wirklich den Willen gezeigt, das Unmögliche möglich zu machen. Vielleicht hatte er nicht mehr den Glauben, vielleicht war Webber auch schon vor dem Start klar, dass sein Traum wohl ausgeträumt ist. Nicht einmal als er gegen Rennende die Anweisung bekommt, den vor ihm fahrenden Alonso zu attackieren, schafft er es aus der Defensive. Nicht eine einzige Attacke, ein schwacher Abgang für einen, der sich in den letzten Wochen so kämpferisch zeigte.
Der große Verlierer heißt aber Fernando Alonso. Der Spanier sah schon wie der sichere Weltmeister aus, schien ganz gelassen seinem dritten Titel entgegen zu fahren. Jetzt muss er Red Bull beim Feiern zusehen und sich fragen, an welcher Stelle er die Krone verloren hat. Sicher war es der frühe Boxenstopp, teilweise auch das schon schwierige Qualifying am Samstag und ein schwacher Start beim Rennen. Aber der Spanier hat auch Nerven gezeigt, konnte den Renault von Vitaly Petrov, der ihn unzählige Runden blockierte, nie wirklich angreifen oder gar überholen. Gleich mehrere Male fand er sich neben der Strecke wieder und konnte nur mit Mühe seinen Ferrari auf Kurs halten.
Alle Pleiten vergessen
Keine Frage, Vettel muss sich beim russischen Formel-1-Rookie Petrov bedanken, dass der den Spanier über weite Strecken des Rennens in Schach gehalten hat. Der Renault-Pilot hat sich als echter Kämpfer präsentiert und seine Position bis aufs Messer verteidigt. Das ist sein gutes Recht und fairer Sport, auch wenn Alonso das sicher anders sieht. In der Auslaufrunde zeigte der Spanier seinen ganzen Groll mit einer sehr unschönen Geste gegenüber dem Russen. Schade, aber da bahnte sich wohl der Frust ungezügelt seinen Weg.

Riesenenttäuschung bei Ferrari: Die Roten glaubten fest an den Titel für Fernando Alonso. Die Enttäuschung ist umso größer.
(Foto: REUTERS)
Vettel darf das alles egal sein. Er hat es geschafft, er ist der Champion 2010. Pleiten, Pech und Pannen der gesamten Saison sind vergessen. Jetzt ist alles, was in den vergangenen Monaten gesagt und geschrieben wurde, Makulatur. Seb, wie er im Team gerufen wird, hat es allen gezeigt, hat die Sensation perfekt gemacht. Noch schöner, dass ihm im Fahrerfeld viele den Titel gönnen. Das war nach dem Rennende von Abu Dhabi zu sehen. Bei Lewis Hamilton und Jenson Button, die mit ihm auf dem Podium standen, aber auch bei all den anderen Fahrern, die dem Deutschen mit ehrlicher Freude zum Titel gratulierten.
Er ist ein würdiger Weltmeister, weil er keine Teamorder brauchte, weil es keine Diskussion um sieben Punkte geben wird, die Alonso in Hockenheim geschenkt wurden, und weil er den Triumph trotz zahlreicher Widrigkeiten möglich machte. Er hat immer an sich und seine Chance geglaubt, egal was die anderen sagten. Vettel weiß, was er kann. Und wenn er das Quäntchen Glück hat, das es nun mal braucht, um Weltmeister zu werden, dann ist er nicht zu stoppen.
Quelle: ntv.de