"Die anderen hängen Eier in den Pool" Vettel muss mit den Pfiffen leben
23.09.2013, 15:22 Uhr
Schönen Gruß an die Konkurrenz: Sebastian Vettel.
(Foto: dpa)
Sebastian Vettel ist so gut, dass die Formel 1 immer mehr zur Formel Langeweile wird. Der deutsche Pilot ist auf dem besten Weg zu seinem vierten WM-Titel - und erntete dafür auch in Singapur Pfiffe. Gefallen lässt er sich das nicht.
Sebastian Vettel rast in der Formel 1 von Sieg zu Sieg. Seine Dominanz ist unglaublich, sein Können kaum in Worte zu fassen. Doch während einstige Helden wie Ayrton Senna oder – mit Abstrichen - Michael Schumacher rund um die Welt gefeiert wurden, hat Vettel ein ernstes Problem: Nach seinen Galavorstellungen erntet der Deutsche regelmäßig gellende Pfeifkonzerte. Warum nur?
1. Sebastian Vettel | Red Bull | 247 |
2. Fernando Alon so | Ferrari | 187 |
3. Lewis Hamilton | Mercedes | 151 |
4. Kimi Räikkönen | Lotus | 149 |
5. Mark Webber | Red Bull | 130 |
6. Nico Rosberg | Mercedes | 116 |
7. Felipe Massa | Ferrari | 87 |
8. Romain Grosjean | Lotus | 57 |
9. Jenson Button | McLaren | 54 |
10. Paul di Resta | Force India | 36 |
Silverstone, Montreal, Monza - bereits dreimal in dieser Saison hatten die Z uschauer den Red-Bull-Piloten ausgebuht. Dies hatte Vettel jeweils mit den vielen Ferraristi an den Orten erklärt. Doch dass er das gleiche Schicksal auch in Fernost in Singapur erleidet, war nicht zu erwarten. "Sie sind auf Tour, sie fahren mit dem Bus rum…", nahm es Vettel scheinbar mit Humor. "Die meisten Fans haben rote Shirts an, sie sind für Ferrari. Die roten Fans sind halt sehr emotional. Und offenbar reich genug, um nach Monza auch nach Singapur zu kommen."
"Natürlich sagt er, dass es ihn nicht trifft, aber er ist auch nur ein Mensch", sagte dagegen sein Teamchef Christian Horner und verurteilte die Pfiffe. "Das ist nicht sportlich. Der Junge ist ein unglaubliches Rennen gefahren." Martin Brundle, der die Top drei auf dem Podium interviewte, hatte noch versucht, Schlimmeres zu verhindern. "Bitte nicht. Das ist nicht in Ordnung", flehte der ehemalige Rennfahrer ins Mikrofon. Doch seine Worte verhallten. Auch Niki Lauda reagierte unwillig. "Das ist total unfair", sagte der RTL-Experte: "Er macht einen Wahnsinnsjob, das habe ich vielleicht noch nie gesehen." Florian König fand die Buh-Rufe total daneben: "Dominanz gleich Langeweile? Für mich nicht. Vettels Perfektion ist für mich bewundernswert."
Seit Malaysia der Buhmann
Horner mutmaßt, dass hinter den Pfiffen mehr steckt, als nur ein paar harmlose, mit dem Bus umherfahrende Ferrari-Fans. "Mag sein, dass die Ereignisse aus Malaysia ihren Teil dazu beigetragen haben." Beim zweiten WM-Lauf hatte Vettel kurz vor dem Ziel Mark Webber noch den Sieg entrissen, obwohl das Team ein vermeintliches Überholverbot ausgesprochen hatte. Vettel stand anschließend wie der unbarmherzige Kannibale dar, zumal Webber seine Version der Dinge geschickt über die Medien lancierte.
"Kein Fan kann beurteilen, was damals wirklich passiert ist", deutete Horner an, dass die Wahrheit über den Malaysia-Eklat nicht vollständig an die Öffentlichkeit gelangt ist. "Ich weiß, dass Seb nicht gelogen und in Malaysia alles richtig gemacht hat", zitiert der "Spiegel" den BBC-Experten Eddie Jordan: "Er hat die Wahrheit nur nicht kommuniziert, um sein Team zu schützen. Das aber wissen die Leute nicht."
Das Dilemma ist: Vettel selbst hat kaum eine Chance, aus der Rolle des Buhmanns herauszukommen, denn dafür ist er, so paradox es klingt, in Kombination mit dem Über-Rennstall Red Bull einfach zu gut. "Wir gewinnen weiter und sie buhen. Das ist nicht nett, aber so lange sie buhen, machen wir einen sehr guten Job", sagte Vettel. Imagemäßig helfen würde ihm daher wohl nur ein Teamwechsel. Sollte er auch in einem Ferrari Rennen um Rennen gewinnen, hätte sich das Problem mit den pfeifenden Tifosi sicherlich erledigt. Bis dahin muss er mit den Pfiffen leben. Sich für seine Überlegenheit entschuldigen will er aber auf keinen Fall - und schickte einen schönen Gruß an die Konkurrenz: "Der Unterschied steckt im Detail. Wenn die anderen nach Hause gehen und die Eier in den Pool hängen, sind wir noch da und tüfteln weiter am Auto. Dann versuchen wir, noch mehr rauszuquetschen, und sowas macht natürlich über das Wochenende den Unterschied und über das Jahr gesehen dann auch."
Quelle: ntv.de, sport.de