"Wie eine Ballerina" Vettels Fahrstil führt in die Krise
11.08.2014, 11:51 Uhr
Auf Platz sechs in die Sommerpause - bislang bereitet die Saison Sebastian Vettel keine Freude.
(Foto: imago/Sven Simon)
Warum nur kommt der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel in dieser Formel-1-Saison nicht in die Gänge? Sein Teamchef Christian Horner schiebt die Schuld auf Vettels sensiblen Fahrstil. Der passe nicht zu den neuen Boliden.
Dass Sebastian Vettel in dieser Formel-1-Saison seinen eigenen Ansprüchen hinterher fährt, ist kein Geheimnis. Spekuliert wurde bislang fleißig über die Gründe für den Einbruch beim viermaligen Weltmeister. Liegt es am neuen Reglement, am enormen Erwartungsdruck, oder hat der Deutsche einfach nur Pech? Vettels Teamchef Christian Horner bringt Licht ins Dunkel - und erklärt die Krise mit Vettels Fahrstil.
Das Mercedes-Team fährt dank seiner überlegenen Turbomotoren in diesem Jahr alles in Grund und Boden. Da ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass Sebastian Vettel gegen WM-Leader Nico Rosberg und Lewis Hamilton wenig ausrichten kann. Überraschend hingegen ist die Tatsache, dass ausgerechnet Daniel Ricciardo "Best of the rest" ist. Der Australier kommt augenscheinlich besser mit dem RB10 zurecht als sein Teamkollege - und das in seinem ersten Jahr bei Red Bull.
Spezial-Tricks ziehen nicht mehr
Laut Christian Horner gibt es mehrere Gründe dafür, dass Vettel zur Saisonhälfte in der Gesamtwertung nur auf Platz 6 liegt - und damit sogar hinter Williams-Mann Valtteri Bottas. "Es ist eine Kombination aus mehreren Dingen. Es raubt dir viel Energie, wenn du fünf Jahre lang um den Titel kämpfst. Das macht müde, ist aber kein fundamentales Problem", sagt der Red-Bull-Teamchef im Interview mit "Auto Bild Motorsport".
Der entscheidende Faktor sei aber, dass Vettels individuelle Stärken in dieser Saison schlichtweg nicht gefragt sind. "Seb fuhr teilweise wie eine Ballerina, ist zwischen Gas und Bremspedal hin und her getanzt und hat teilweise auch beide gleichzeitig betätigt. Das waren seine kleinen Spezial-Tricks, die ihn schneller machten als alle anderen, die er heute aber nicht mehr ausspielen kann", führt der Brite das Dilemma aus. "Die Art und Weise, wie Sebastian in den letzten Jahren diese Extra-Zehntel aus dem Auto rausgeholt hat, war ziemlich einmalig. Er reagiert sehr sensibel auf das Verhalten des Autos, zum Beispiel beim Bremsen", so Horner weiter. Aufgrund zahlreicher Reglement-Änderungen seien Vettels "Spezial-Tricks" nun nicht mehr möglich: "Die neue elektronische Bremse gibt weniger Feedback als die alte. Deshalb hat Sebastian einen Teil seines Gefühls für das Auto verloren."
Zurück in den "Vettel-Modus"
Für die zweite Saisonhälfte sieht Horner deswegen aber keineswegs schwarz. Das Team habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Boliden wieder so weit wie möglich auf den "Vettel-Modus" einzustellen. Dadurch habe der Deutsche "wieder mehr Gefühl für das Auto und das sieht man an den Rundenzeiten und Startplatz 2 in Ungarn", erklärt Horner.
Der Teamchef verweist zudem darauf, dass der Champ oft auch unverschuldet ausfiel und vom Pech verfolgt wurde: "Sebastian hatte extrem viele Technikprobleme. Oft haben ihn Kleinigkeiten gestoppt. Das hat seinen Flow gestört. Er hatte also gar keine Chance, seinen Fahrstil anzupassen." Bleibt aus Sicht von Horner und Red Bull nur die Hoffnung, dass Vettel im Saisonendspurt diese Chance bekommen wird.
Quelle: ntv.de, sport.de