F1-Grand Prix in Bahrain Vettels Führung verpufft
14.03.2010, 16:43 Uhr
Erstes Rennen für Ferrari, erster Sieg: Fernando Alonso feiert einen Auftalt nach Maß für die Roten in Bahrain.
(Foto: REUTERS)
Ferrari im Glück, Vettel verliert den Sieg: Beim Großen Preis von Bahrain scheitert Sebastian Vettel an einem kaputten Auspuff. Mit massivem Leistungsverlust wird Vettel durchgereicht, kann nach großem Kampf aber noch den vierten Platz retten. Ferrari-Pilot Fernando Alonso fährt als Erster über die Ziellinie. Rückkehrer Schumacher wird Sechster.
Der Puls geht hoch, als in Bahrain die roten Ampeln ausgehen. Sebastian Vettel legt auf der Pole Position einen perfekten Start hin und geht mit knappem Vorsprung ungefährdet in die erste Kurve. Dieses Mal keine Schwäche beim Start des Heppenheimers. Dahinter ein heißer Kampf der beiden Ferraris, in dem sich Fernando Alonso taktisch klug in der zweiten Kurve an seinem Teamkollegen Massa vorbeischiebt. Red-Bull-Pilot Mark Webber verliert in der zweiten Kurve eine Menge Öl. Folge: Eine riesige Rauchwolke vernebelt dem Hauptfeld die Sicht. Adrian Sutil wird im Durcheinander berührt und dreht sich auf der Strecke. Großes Pech für den Force-India-Pilot, der als einziger der Top Ten mit den langsameren harten Reifen gestartet war. Dieser Vorteil war gleich weg.
Entgegen den Befürchtungen kommt es in den ersten Kurven nicht zu weiteren Kollisionen. Die meisten Piloten, vor allem die Top-Teams, fahren in diesen ersten Runden mit Samthandschuhen am Lenkrad. Keiner der Titelaspiranten will zuviel riskieren, niemand will sich in dieser frühen Phase die weichen Reifen ruinieren. Vorne kann sich Vettel schon in den ersten Runden einen Abstand von rund zwei Sekunden erarbeiten. Alonso und Massa fahren im Ferrari-Paket hinterher. Nico Rosberg bekommt im Feld mächtig Druck von Lewis Hamilton, der auf der Geraden deutlich schneller ist. Dahinter Michael Schumacher, der mit Hamilton nicht mithalten kann, aber den anderen McLaren mit Jenson Button kontrolliert.

Sebastian Vettel verliert das Rennen wegen eines technischen Defekts. Wahrscheinlich war ein gebrochener Auspuff die Ursache. Der Red Bull verliert ab Runde 34 massiv an Leistung.
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Nach 13 Runden bricht bei Renault-Pilot Vitaly Petrov die Aufhängung. Der Russe muss nach einem guten Rennen sein Auto in der Box abstellen. Zuvor scheidet Timo Glock im Virgin aus, nachdem er in einem sehenswerten Überholmanöver Lotus-Piloten Heikki Kovalainen kassiert hat. Grund: Getriebeschaden. Die beiden Sauber halten sich lange Zeit tapfer auf den Positionen zwölf und 13, müssen aber später einen Doppelausfall hinnehmen.
Boxenstopps im Sekundentakt
Richtig spannend wird es in Runde 16, als die Top-Teams in kurzen Abständen zum Boxenstopp reinkommen. Alle Teams absolvieren ihren Reifenwechsel innerhalb von zwei Runden. Den Auftakt unter den Top-Teams machen Lewis Hamilton und Michael Schumacher. Doch beim Briten läuft es besser, er kann eine Sekunde Zeit in der Box herausholen. Beide Ferrari-Stopps laufen ebenfalls reibungslos ab. Sebastian Vettel, vor dem Halt mit rund fünf Sekunden Vorsprung unterwegs, kommt eine Runde später. Das Red-Bull-Team legt aber einen perfekten Stopp hin, der schnellste aller Teams. Obwohl Fernando Alonso in der Zwischenzeit mit den neuen Reifen auf der Strecke eine Sekunde aufholen kann, bleibt der Vorsprung von Sebastian Vettel komfortabel.

Kampflos muss Vettel die beiden Ferraris von Fernando Alonso und Felipe Massa an sich vorbeiziehen lassen. Ein bitterer Moment für den Deutschen.
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Nach Runde 21 hat sich das Feld wieder einsortiert, alle Autos waren an der Box. Außer Force-India-Pilot Vitantonio Liuzzi, der eine ganz andere Taktik fährt und sehr lange draußen bleibt. Doch die Rechnung geht auf, am Ende wird der Italiener Neunter. Vorne ist das Klassement festzementiert: Vettel kontrolliert die beiden Ferraris souverän und gibt sich keine Blöße. Alle Top-Teams sind allerdings reifenschonend unterwegs. Auch der Sprit ist ein Faktor, denn keines der Teams hat mehr Treibstoff an Bord als unbedingt nötig. McLaren-Pilot Lewis Hamilton befindet sich 18 Sekunden vor seinem Teamkollegen Jenson Button, Michael Schumacher ist mit ähnlichen Rundenzeiten unterwegs wie sein Teamkollege Nico Rosberg, der aber vor ihm liegt.
Alsonso zeigt Muskeln
Richtig spannend wird es wieder in Runde 30. Fernando Alonso zeigt Muskeln, legt mit unter zwei Minuten formidable Rundezeiten hin und schließt zu Sebastian Vettel nach und nach auf. Aber Vettel bleibt ruhig, lässt sich vom forschen Spanier nicht beeindrucken. Zwei Runden später schon bezahlt der Spanier den Preis für seinen Husarenritt: Die Reifen bauen schnell ab und Alonso muss wieder einen Gang rausnehmen. Vettel bleibt souverän an der Spitze und kann sich sogar wieder Luft verschaffen.

Rückkehrer Michael Schumacher fährt ein relativ entspanntes Rennen. Sein Mercedes kann mit Red Bull und Ferrari nicht mithalten. Am Ende wird es Platz sechs.
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In der 34. Runde beginnt das Drama für Vettel. Plötzlich rückt Alonso mit Siebenmeilenstiefeln an Vettel heran. Fast panisch ruft der Heppenheimer über Funk: "Leistungsverlust!" Keine Chance mehr für Vettel gegen Alonso. Schon hängt der Ferrari im Heck des Red Bull. In aller Seelenruhe kann sich der Spanier den Deutschen zurechtlegen und schon vor der Start-Ziel-Geraden locker vorbeiziehen. So tragisch für Vettel, der bis dahin ein perfektes Rennen abliefert. Auch Massa zieht am Heppenheimer vorbei. Sogar ein Ausfall ist in dieser Phase zu befürchten. Man kann nur erahnen, was in Vettel zu diesem Zeitpunkt vorgeht.
Hamilton fliegt auf Rang drei
Mit Lewis Hamilton taucht schon der nächste im Rückspiegel von Sebastian Vettel auf. Auch der Brite im McLaren ist schnell, viel zu schnell für Vettel mit seinem defekten Auto. Der Deutsche verliert pro Runde fünf Sekunden auf den Weltmeister von 2008. Vettel fragt über Boxenfunk: "Könnt ihr das reparieren?" Die Antwort: "Negativ". Keine Chance auch gegen Hamilton, in Runde 38 zieht der McLaren, auch dank seiner überlegenen Endgeschwindigkeit, souverän am Red Bull vorbei. Beide Ferraris sind schon weit weg. Vorne zeigt Fernando Alonso seinem Teamkollegen Felipe Masse, wer der Boss ist und sichert sich mit ganz starken Rundenzeiten den Gesamtsieg.

Der Triumphator: Fernando Alonso gewinnt der Saisonauftakt in Bahrain, weil der Ferrari keine Probleme macht. Seine Teamkollegen Felipe Massa beherrscht der Spanier.
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Dahinter wird es aber immer dramatischer. Wird Sebastian Vettel jetzt komplett durchgereicht? Mercedes-Mann Nico Rosberg kann immer mehr aufschließen. Vettel kämpft sich jetzt verbissen durch jede Runde. Auf der Geraden hat er keine Chance. Da fehlt einfach die Leistung. Aber im Infield, also auf dem kurvigen Innenteil der Strecke, lässt Vettel seinen Red Bull fliegen. Dort kann Rosberg, trotz des mechanischen Defekts an Vettels Auto, nicht aufholen. Dennoch schmilzt der Vorsprung von Runde zu Runde. Am Kommandostand von Red Bull wird Teamchef Christian Horner immer nervöser. Hektisches Rechnen beginnt. Kann es sein Schützling schaffen und den vierten Platz ins Ziel bringen?
Vettel mit grandiosem Kampf
Zwei Runden vor Schluss hat Nico Rosberg den Vorsprung von Sebastian Vettel aufgesaugt. Er zeigt sich im Rückspiegel und wird immer größer. Doch der Mercedes schafft es nicht, am Red Bull vorbeizufahren. Immer, wenn er am Heck von Vettel klebt, verliert das Auto Haftung und es reicht nicht zum Überholen. Sebstian Vettel beißt sich durch und verteidigt schließlich den äußerst knappen Vorsprung bis auf die letzten Meter ins Ziel. Vorne holen die beiden Ferraris einen Doppelsieg, der ungefährdet ist. Lewis Hamilton kann zwar noch etwas zu Felipe Massa aufschließen, aber für einen Angriff auf den Ferrari reicht es nicht mehr. Michael Schumacher wird hinter seinem Teamkollegen Rosberg Sechster. Ein gutes Ergebnis für den Rückkehrer.
Sebastian Vettel zeigte sich nach dem Rennen maßlos enttäuscht über das Ergebnis. "Ich hatte keinen Dampf mehr auf der Kette", sagt der 21-Jährige über sein beschädigtes Auto. "In den Kurven habe ich alles rausgequetscht, aber auf der Geraden war ich chancenlos." Nico Rosberg haderte mit seiner und der Leistung seines Fahrzeugs: "Ich war im ganzen Rennen nicht schnell genug." Insgesamt zeigte er sich mit seinem Abschneiden aber zufrieden. Ebenso wie Rekordchampion Michael Schumacher, der aber konstatierte: "Ferrari und Red Bull sind im Vorteil. Das hat sich abgezeichnet. Wir haben einen Rückstand, den müssen wir aufholen." Formel-1-Neuling Nico Hülkenberg wurde im Williams 14. bei seinem ersten Rennen, Adrian Sutil steuerte seinen Force India auf Platz 12.
Quelle: ntv.de