Formel1

"Was zur Hölle ...?" Vettels kleine, ärgerliche Heldengeschichte

Sebastian Vettel im Regen von Spa.

Sebastian Vettel im Regen von Spa.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Beim Qualifying zum Großen Preis von Belgien kommt es auf regennasser Piste zu einem heftigen Crash. Das macht den viermaligen Formel-1-Champion Sebastian Vettel mächtig sauer. Die Sache geht glimpflich aus und Vettel produziert eine bemerkenswerte Szene.

Sebastian Vettel war am Samstagnachmittag mächtig sauer: "Was zur Hölle habe ich gerade gesagt? Was habe ich gesagt? Rote Flagge", brüllte der vierfache Formel-1-Weltmeister während des letzten Abschnitts des regenreiches Qualifying zum Großen Preis von Belgien am heutigen Sonntag (15 Uhr/ Sky und im Liveticker auf ntv.de) in Richtung seiner Box. Wobei "was zur Hölle" noch die familienfreundliche Übersetzung des Funkspruchs ist, der von den übertragenden Sendern nur mit reichlich Piepstönen sendefähig gemacht werden konnte. Der Auslöser für die Empörung des Aston-Martin-Piloten: Ein schwerer Unfall von McLaren-Pilot Lando Norris. Und der sei "völlig überflüssig" gewesen, ist sich Vettel sicher.

Norris war im Q3 verunfallt, in einer verregneten Einheit mit viel, viel Wasser auf der Strecke. Vettel hatte es kommen sehen, kurz zuvor hatte der Deutsche gefordert: "Ich finde, sie sollten die rote Flagge zeigen. Da steht zu viel Wasser". Norris selbst hatte sein Team informiert, dass es Aquaplaning auf der Strecke gebe. Eine Rote Flagge hätte die sofortige Unterbrechung der Session bedeutet. Dennoch war der Aufsteiger der Saison das Risiko eingegangen, eine schnelle Runde hinzulegen. Und bezahlte dafür mit einem heftigen Abflug, der immerhin glimpflich ausging.

Das Qualifying wurde anschließend für mehr als 40 Minuten unterbrochen, nachdem der McLaren-Fahrer die Kontrolle über sein Auto verloren hatte und nach der legendären Kurve Eau Rouge in die Streckenbegrenzung gekracht war. Sein Wagen wurde schwer beschädigt. Bei Sebastian Vettels ehemaligem Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc brachte der Anblick des Wracks üble Erinnerungen hoch: "Das hat mir schon einen Schrecken eingejagt und erinnert uns daran, was hier vor zwei Jahren passiert ist", sagte Charles Leclerc bei "Sky". Der Ferrari-Fahrer erinnerte an den tödlichen Unfall seines Freundes Anthoine Hubert, der Ende August 2019 fast an der gleichen Stelle bei einem Unfall in der Nachwuchsserie Formel 2 ums Leben kam.

Diesmal ging es anders aus, zum Glück: "Lando ist okay. Er hat sich den Ellbogen leicht angestoßen. Er wird noch im Krankenhaus gecheckt und geröntgt", sagte McLarens deutscher Teamchef Andreas Seidl. "Sorry, Jungs. Das war mein Fehler", funkte Norris selbst an die Box. Auch am Tag zuvor hatte sich in der Eau Rouge im Qualifying der W-Series ein Massencrash ereignet, der zum Glück glimpflich ausging.

"Gut, dass nichts passiert ist"

Nach Vettels Meinung hätte der Durchgang schon vorher unterbrochen werden müssen, nachdem vor dem Start noch einmal ein heftiger Regenschutt niedergegangen war. Er selbst habe aus dem Auto heraus gleich bei Eau Rouge erkannt, dass da "viel Wasser" auf der Strecke gewesen sei. "Deshalb machte ich mich für eine rote Flagge stark. In Wahrheit hätte die Einheit gar nicht erst freigegeben werden sollen. Es gibt vieles, was wir hier hätten besser machen können. Gut, dass nichts passiert ist. Das ist das Wichtigste." Die Sache habe auch "ganz anders ausgehen können". Am Abend gab McLaren bekannt, dass Norris beim Rennen am Sonntag starten kann. Er geht von Position neun ins Rennen.

Vettel hatte sich vorher persönlich vom glücklichen Ausgang der Situation überzeugt - und damit für eine der bemerkenswertesten Szenen der bisherigen Saison gesorgt: "Ist er okay?", fragte Vettel an die eigene Box, wenige Meter später kümmerte er sich selbst um die Antwort - und stellte seinen Boliden neben Norris' Unfallwagen ab, um sich schnell nach dem Zustand des Kollegen zu erkundigen. "Er war heftig eingeschlagen. Ich wusste nicht, wie es ihm geht", sagte Vettel. "Ich dachte nicht nach, ich hielt an, weil ich sehen wollte, ob er mir den Daumen nach oben zeigt oder ob er wirklich bei Bewusstsein ist."

Vettel, der am Ende der chaotischen Qualifying-Session starker Fünfter geworden war, fuhr erst weiter, als Norris signalisiert hatte, den Einschlag ohne größere körperliche Schäden überstanden zu haben. Die Formel 1 feierte die Fürsorge des Deutschen auf ihren Social-Media-Kanälen: "Wenn du in Schwierigkeiten bist, passt er auf dich auf! Wir sollten alle versuchen, ein bisschen mehr wie Seb zu sein."

Quelle: ntv.de, ter

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