Formel1

Die Formel 1 rechnet Was wäre wenn in Abu Dhabi

Was Neues im Heck? Mark Webber inspiziert sein Auto in Abu Dhabi. Der 34-Jährige steht vor der größten Chance seines Lebens.

Was Neues im Heck? Mark Webber inspiziert sein Auto in Abu Dhabi. Der 34-Jährige steht vor der größten Chance seines Lebens.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Sebastian Vettel will nur noch fahren und nicht mehr rechnen, Fernando Alonso rechnet sich Chancen aus und Mark Webber rechnet nach, ob ihn sein Patzer in Südkorea den Titel gekostet haben könnte. Vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi lässt sich viel spekulieren. Wir rechnen nach.

Den Hosenstall bitte zumachen, Herr Webber! Nervosität herrscht wahrscheinlich bei allen vier Titelaspiranten. Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Mark Webber (v. l. nach r.).

Den Hosenstall bitte zumachen, Herr Webber! Nervosität herrscht wahrscheinlich bei allen vier Titelaspiranten. Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Mark Webber (v. l. nach r.).

(Foto: REUTERS)

Eigentlich muss man Red Bull danken. Nämlich für so viel Spannung beim letzten Rennen der diesjährigen Formel-1-Saison. Vier Fahrer mit Titel-Chancen, drei davon sind ganz heiße Anwärter, das gibt es sehr selten im kühl kalkulierenden F1-Zirkus. Hätte Red Bull Webber an Vettel in Brasilien vorbeigewunken, dann wären die Chancen von Hamilton und Vettel nur noch rechnerischer Art gewesen, dann hätte Alonso schon ein achter und Webber ein siebter Platz für den Titel gereicht. Aber Red Bull handelte anders, auch wenn es einige Experten, wie Niki Lauda zum Beispiel, nicht nachvollziehen können. So ist es zum Saisonfinale ein echter Dreikampf, mit einem Trumpf Hamilton in der Hinterhand. Rechnen wir es mal durch:

Lewis Hamilton wäre Weltmeister, wenn …

Will gewinnen: McLaren-Pilot Lewis Hamilton.

Will gewinnen: McLaren-Pilot Lewis Hamilton.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die unwahrscheinlichste Variante zu Beginn. Für einen Weltmeister Lewis Hamilton müsste er gewinnen und Alonso auf jeden Fall ausfallen oder maximal Elfter werden. Selbst wenn der Spanier auf dem zehnten Platz nur ein einziges Pünktchen ergattert, wäre er punktgleich mit Hamilton und wegen des Plus an Einzelsiegen Champion. Mark Webber dürfte höchstens Sechster und Sebastian Vettel höchstens Dritter werden.

Sebastian Vettel wäre Weltmeister, wenn …

Jung und ungestüm: Sebastian Vettel will voll auf Angriff fahren und sehen, was dabei rauskommt.

Jung und ungestüm: Sebastian Vettel will voll auf Angriff fahren und sehen, was dabei rauskommt.

(Foto: REUTERS)

Auch Vettels Chancen sind auf dem Papier bescheiden. Vettel muss gewinnen und hätte dann 256 Punkte. Fernando Alonso dürfte höchstens Fünfter werden. Dann hätten beide gleich viele Punkte und Siege, Vettel aber mehr Podestplätze und wäre somit Weltmeister. Wenn Webber auch noch Zweiter wird, käme auch er auf die gleiche Punktzahl, hätte aber einen Sieg weniger. Für einen Titel von Sebastian Vettel ist die Platzierung von Alonso also entscheidend, zumindest wenn er gewinnt. Wenn er nicht siegt reicht es auch aus, nicht vor Mark Webber ins Ziel zu kommen.

Mark Webber wäre Weltmeister, wenn …

Mark Webbers Chancen auf den Titel stehen gar nicht schlecht. Zumal er am Ende vielleicht auf Unterstützung hoffen kann.

Mark Webbers Chancen auf den Titel stehen gar nicht schlecht. Zumal er am Ende vielleicht auf Unterstützung hoffen kann.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Der Australier hat nach Alonso die besten Karten. Für ihn würde ein Sieg in Abu Dhabi auf jeden Fall reichen, wenn der Ferrari von Alonso höchstens als Dritter ins Ziel kommt. Er braucht also einen Puffer zwischen sich und dem Spanier, sonst wird es nichts. Denkbar wäre auch, dass er Zweiter wird und Alonso maximal Sechster. Allerdings dürfte Sebastian Vettel dann nicht gewinnen, weil der sonst einen Sieg mehr in der Tasche hätte. Möglich auch noch die unwahrscheinliche Konstellation mit Webber auf Drei und Alonso Siebter, immer vorausgesetzt Vettel siegt nicht.

Fernando Alonso wäre Weltmeister, wenn …

Der coole Spanier: Ferrari-Pilot Alonso hat die besten Karten, oder?

Der coole Spanier: Ferrari-Pilot Alonso hat die besten Karten, oder?

(Foto: REUTERS)

Man könnte es kurz machen und sagen, dem spanischen Ferrari-Piloten reicht ein zweiter Platz. Den muss er aber nur holen, wenn Mark Webber gewinnt. Ansonsten werden die Roten ins Rechnen kommen. Bei einem dritten Platz darf Webber nicht als Sieger über die Linie fahren, ebenso wie bei einem vierten. Wird er Fünfter, dann könnte ihm auch Vettel den Titel wegschnappen. Bei einem sechsten Platz oder schlechter wird es schwer für Alonso, denn dann reichen Webber schon Podestplätze und Vettel in jedem Fall ein Sieg.

Fernando Alonso hat also schon die besten Karten, zumindest theoretisch. Aber den Titel hat er noch lange nicht in der Tasche. Wenn sich ein ähnliches Bild ergibt wie in Brasilien, wo die beiden Red Bull in einer eigenen Liga fuhren, dann wird es ganz schön schwer für den Spanier. Und Red-Bull-Cheftechniker Adrian Newey hat noch ein neues Update für Abu Dhabi im Gepäck. Bei Ferrari ist unklar, ob sie beim F10 noch mal nachlegen können.

Hamilton will gewinnen

Vor dem Rennen am Sonntag tragen natürlich auch die Fahrer ihre Verbalscharmützel aus. Lewis Hamilton ist zwar realistisch, gibt aber ganz klar an: "Ich bin hier um zu gewinnen." Der Brite in Diensten von McLaren hat zwar kaum eine Chance, aber die will er nutzen.

Red Bull bringt noch mal ein neues Update mit ins Scheichtum. Ob Ferrari noch was im Köcher hat, ist offen.

Red Bull bringt noch mal ein neues Update mit ins Scheichtum. Ob Ferrari noch was im Köcher hat, ist offen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ähnlich sieht es Sebastian Vettel. Zwar sind seine Karten weitaus besser, aber auch der Heppenheimer ist realistisch. "Es ist eine Außenseiter-Chance", zeigt sich Vettel einsichtig. Sein Ziel ist es, am Wochenende zu gewinnen. Ob er im Fall der Fälle Mark Webber vorbeiwinken würde, ließ der 23-Jährige offen.

Alonso trotzig

Angesichts der ganzen Rechenspiele zeigt sich der zweifache Weltmeister Fernando Alonso mittlerweile trotzig. "Ob man am Ende mit sieben, einem oder 25 Punkten gewinnt, ist nicht wichtig", sagt der Spanier in Anspielung auf die sieben Punkte, die ihm Teamkollege Felipe Massa in Hockenheim auf Anweisung des Teams schenken musste. Er will den Titel aus eigener Kraft holen und so am liebsten alle Diskussionen um eventuelle Makel an der Meisterschaft beseitigen.

Auch bei den Scheichs kann es regnen. Den ersten Teil des freien Trainings ergoss sich ergiebiger Regen auf die Rennstrecke.

Auch bei den Scheichs kann es regnen. Den ersten Teil des freien Trainings ergoss sich ergiebiger Regen auf die Rennstrecke.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Und Mark Webber. Nach den verbalen Rundumschlägen der vergangenen Woche hält sich der Australier im Vorfeld des Saisonfinales bemerkenswert zurück. Vielmehr scheint Webber auf die Karte Mitleid zu setzen, wie ihm auch Formel-1-Experte Marc Surer unterstellt. Der Australier stellt sich als ungeliebtes Kind dar und setzt damit sein Team und Kollege Vettel unter Druck. Nicht die schlechteteste Taktik.

Gegen den Uhrzeigersinn

Ausgetragen wird der Showdown auf der modernsten Rennstrecke der Welt. Im letzten Jahr feierte der Kurs seine Formel-1-Premiere. Die Fahrer zeigten sich begeistert von der 5,55 Kilometer langen Strecke, die ungewöhnlicherweise gegen den Uhrzeigersinn verläuft. Die Kurven sind sehr weiträumig, mit großen Auslaufzonen gebaut. Was für die Sicherheit grundsätzlich gut ist, gibt den Piloten aber auch Chancen, Fehler schnell auszumerzen. Daher gab es im vergangenen Jahr weitaus weniger Überholmanöver als vorher gedacht.

Die Strecke in Abu Dhabi ist aufsehenerregend. Fahrerisch bietet sie nicht so viel Spannung wie architektonisch.

Die Strecke in Abu Dhabi ist aufsehenerregend. Fahrerisch bietet sie nicht so viel Spannung wie architektonisch.

(Foto: REUTERS)

Ein gutes Qualifying wird entscheidend werden für die Favoriten. Wetterkapriolen sind im Wüstenstaat nicht zu erwarten, auch wenn es zu Beginn des ersten freien Trainings regnete. Wahrscheinlich wird es heiß und trocken. Eine Besonderheit ist, dass nicht um 14 Uhr Ortszeit sondern um 17 Uhr gestartet wird. Damit wird die Siegerehrung im Dunkeln stattfinden. Für den Titelträger dürfte das kein Problem sein. Der Sieger wird umso heller strahlen.

Quelle: ntv.de

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