Formel1

Niki Lauda zum F1-Saison-Finale Webber ist selbst schuld

Wenn wir dieses Bild in Abu Dhabi sehen, dann werden die Roten feiern: Vettel siegt vor Webber und Alonso in Brasilien.

Wenn wir dieses Bild in Abu Dhabi sehen, dann werden die Roten feiern: Vettel siegt vor Webber und Alonso in Brasilien.

(Foto: REUTERS)

Im Scheichtum Abu Dhabi trifft sich die Formel 1 am Sonntag zum letzten Rennen der Saison. Das wird spannend, schließlich können noch vier Fahrer den Titel holen. n-tv.de spricht mit dem dreifachen Formel-1-Weltmeister Niki Lauda über die Chancen von Sebastian Vettel, die Saison von Michael Schumacher und darüber, dass das Red-Bull-Team seinen Fahrern keine Vorgaben macht. Vettel und sein australischer Kollege Mark Webber dürfen frei entscheiden.

Wie beurteilen Sie das Thema Teamorder nach dem Grand Prix von Brasilien?

Dieter Mateschitz, der Besitzer von Red Bull, will nicht eingreifen. Er will keine Politik mit seinen beiden Fahrern machen. Er lässt sie frei fahren und am Ende wird man sehen, wer Weltmeister ist. Das ist eine grundsätzliche Entscheidung. Die haben wir alle zu akzeptieren. Obwohl die Formel 1 ganz anders funktioniert. Dort wird immer an die Grenzen gegangen. Dort wird immer versucht, mit allen Mitteln zu gewinnen. Genau da unterscheidet sich Red Bull von anderen Teams.

"Kann immer alles passieren": Niki Lauda schätzt die Chancen von

"Kann immer alles passieren": Niki Lauda schätzt die Chancen von

(Foto: REUTERS)

Was passiert denn, wenn sich in Abu Dhabi kurz vor Rennende die gleiche Reihenfolge zeigt wie in Brasilien? Vettel führt vor Webber und Alonso. Alonso im Ferrari würde dann Weltmeister werden. Kann Red Bull das wirklich durchhalten?

Die Voraussetzungen sind erst mal so, dass Red Bull in Brasilien nicht eingegriffen hat. Sie haben Webber dort nicht die wichtigen Punkte geschenkt. Ich glaube, dass in Abu Dhabi die Vernunft der Fahrer siegen wird. Wenn Vettel Erster, Webber Zweiter und Alonso Dritter ist, kann Sebastian nicht mehr Weltmeister werden. Dann wird er Mark Webber vorbeilassen. Und Sebastian wäre der größte Rennfahrer der heutigen Zeit, der eben an das Team denkt, wenn er selbst nicht Weltmeister werden kann.

Auf der anderen Seite würde sich Sebastian Vettel auch diskreditieren, wenn er den Titel für seinen Teamkollegen verhindert.

Ja, das würde der Red-Bull-Philosophie widersprechen. Eines ist klar: Zu meiner und auch zur heutigen Zeit – ich denke da an die Stallorder von Ferrari in Hockenheim – wird in der Formel 1 versucht, mit allen Mitteln zu gewinnen. Auch an der Grenze der Legalität. Der Sebastian ist ein Ehrenmann. Wenn er nicht mehr gewinnen kann, wird er sich an der Philosophie von Red Bull orientieren müssen und das auch gerne tun. Das würde bedeuten, unter Umständen dem Mark zu helfen.

Wie schätzen Sie die Chancen Vettels ein, aus eigener Kraft noch Weltmeister zu werden?

Realistisch gesehen sind sie sehr gering. Alonsos Punktevorsprung ist einfach zu groß, um unter normalen Rennbedingungen noch Weltmeister zu werden. Das muss man ganz nüchtern sehen. Aber es kann auch immer alles passieren. Deshalb sind die ganzen Spekulationen sinnlos. Man muss abwarten, wie das Rennen in Abu Dhabi verläuft.

Formel-1-Weltmeister unter sich: Emerson Fittipaldi, Jackie Stewart und Niki Lauda (v. links n. r.).

Formel-1-Weltmeister unter sich: Emerson Fittipaldi, Jackie Stewart und Niki Lauda (v. links n. r.).

(Foto: picture alliance / dpa)

Können Sie sich als ehemaliger Rennfahrer in die Lage von Mark Webber hineinversetzen?

Im Endeffekt hat er seine Situation selbst verschuldet. Er fährt bei Red Bull in einem Team, wo es keine Stallorder gibt. Hätte er beim Regenrennen von Korea das Auto nicht weggeschmissen, gäbe es heute keine Diskussion. Er muss seine Leistung bringen und seine Möglichkeiten nutzen. Wenn er damit Weltmeister wird, schön. Wenn es nicht reicht, hat er Pech gehabt.

Ist die Unzufriedenheit auch der Grund, warum er verbal so ausgeteilt hat im Vorfeld des Rennens in Brasilien?

Er kann nicht erwarten, dass ihm Red Bull hilft. Bis jetzt wurde da noch kein Fahrer gebeten, dem anderen zu helfen. Die verbalen Ausschläge, die übrigens nicht so arg waren, wie sie in den Medien rüber gekommen sind, waren unnötig.

Verboten ist die Teamorder ja noch nicht lange. Wie war das zu Ihrer Zeit mit der Stallregie?

Bei mir war es immer so, dass ich die Nummer eins im Team war. Ich selbst wurde noch nie in irgendeiner Art und Weise mit einer Teamorder konfrontiert. Auch meine Kollegen nicht. Aber ich kann mich an ein Rennen erinnern, ganz am Anfang meiner Zeit bei Ferrari, wo Clay Regazzoni noch Chancen gehabt hätte. Da hätte ich ihm im Kampf um den Titel geholfen, weil ich nicht mehr Weltmeister werden konnte. Dann wurde Emerson Fittipaldi Weltmeister, was mich insgeheim gefreut hat. Man freut sich als Fahrer schon mehr, wenn ein Pilot aus einem anderen Rennstall gewinnt, als wenn der Teamkollege gewinnt.

Stichwort Ferrari: Sie sind zweimal mit den Roten Weltmeister geworden. Schlägt ihr Herz noch ein bisschen für die Scuderia?

Nein, mein Herz schlägt für das in diesem Jahr am besten fahrende Team. Es ist ungeheuer, dass ein Privatteam wie Red Bull den großen Herstellern - Ferrari, McLaren, Mercedes - so um die Ohren fährt. Das hat es in der Formel 1 noch nicht gegeben. Das ist schon eine richtige Sensation.

Wie sehen Sie denn die Lage bei Michael Schumacher? Wie beurteilen Sie seine Saison und was trauen Sie Mercedes im kommenden Jahr zu?

Niki Lauda im McLaren-Porsche 1984. Seine größten Erfolge feierte er im Ferrari.

Niki Lauda im McLaren-Porsche 1984. Seine größten Erfolge feierte er im Ferrari.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mercedes muss erst einmal grundsätzlich ein kompetitives Auto bauen. Das ist überhaupt keine Frage. Die Aufwärmphase für den Michael hat länger gedauert, als ich mir gedacht habe. Ich hatte geglaubt, dass er nach ein paar Rennen das Auto so versteht, dass er zumindest genauso schnell ist wie der Nico (Rosberg). Das Auto wird im kommenden Jahr ein ganz anderes sein, mit dem man wahrscheinlich insgesamt schneller fahren wird. Da kann der Michael zeigen, was er kann.

Bei Mercedes wird ja auch schon intensiv entwickelt für das kommende Jahr. Glauben Sie, dass Ross Brawn noch mal ein solcher Coup gelingen kann wie 2009, wo sein Auto, zumindest in den ersten Rennen, unschlagbar war?

Es wird immer schwieriger jetzt ein Top-Auto hinzustellen. Adrian Newey mit Red Bull war der einzige, der es dieses Jahr geschafft hat. Im nächsten Jahr gibt es wieder KERS. Dazu braucht man ein komplett neues Konzept. Man wird dann erst mal sehen, wie das nächste Jahr beginnt und ob Mercedes ein konkurrenzfähiges Auto haben wird.

Wir haben in Interlagos einen Nico Hülkenberg gesehen, der dort sensationell die Pole geholt hat. Dennoch ist sein Cockpit gefährdet durch einen Maldonado, der viele Sponsoren-Millionen mitbringt. Ähnliches droht Nick Heidfeld. Kommen die Bezahlfahrer zurück?

Der Nico hat eine sensationelle Leistung gebracht. Er hat in der Formel 1 schon bewiesen, wie schnell er Auto fahren kann. Alles Geld hilft einem Team nicht, wenn der Fahrer nichts zustande bringt. Daher glaube ich, dass seine Chancen, bei Williams zu bleiben, sehr gut sind.

Ist das nicht insgesamt dennoch eine bedenkliche Entwicklung? Es gab früher ja schon öfter Piloten, die sich mit Geld als Fahrer in die Formel 1 eingekauft haben?

Das hat es immer gegeben. Ich habe zu Beginn meiner Karriere auch Sponsoren suchen müssen. Das war immer so. Aber im Endeffekt gewinnen immer nur die Besten.

Apropos: Wer wird denn nun Weltmeister?

Alonso hat die besten Chancen, einfach weil er die meisten Punkte hat.

Quelle: ntv.de, Mit Niki Lauda sprach Markus Mechnich.

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