Formel1

Der deutsche Heimfluch geht weiter Alonso triumphiert, Vettel bestraft

König von Hockenheim: Fernando Alonso.

König von Hockenheim: Fernando Alonso.

(Foto: REUTERS)

Nicht Weltmeister Sebastian Vettel, sondern WM-Spitzenreiter Fernando Alonso gewinnt den Großen Preis von Deutschland. Der Ferrari-Pilot fährt seine Pole Position nach Hause. Vettel sichert sich im Heimrennen durch ein spektakuläres Überholmanöver zunächst noch Platz zwei - bis ihm die Rennkommissare auch dieses Trostpflaster wieder abreißen.

Gut gefahren, aber nicht gewonnen: Sebastian Vettel kam an Alonso nicht vorbei.

Gut gefahren, aber nicht gewonnen: Sebastian Vettel kam an Alonso nicht vorbei.

(Foto: dpa)

Sebastian Vettel kann seinen Heimfluch einfach nicht überwinden. Der zweifache Formel-1-Weltmeister verpasste beim Großen Preis von Deutschland trotz fulminanter Fahrt erneut den Sieg, rettete aber nach einem spektakulären Überholmanöver in der vorletzten Runde zunächst noch Rang zwei. Zwei Stunden nach dem Rennen wurde ihm aber auch dieses Trostpflaster wieder abgerissen. Die Rennkommissare erlegten Vettel eine 20-Sekunden-Strafe auf, weil er beim Überholen Buttons die Strecke verlassen hatte. Dadurch rutschte er auf Rang fünf zurück und verlor im Titelrennen weiter an Boden auf Sieger Fernando Alonso im Ferrari.

"Toll, toll, toll. Das Auto war großartig", jubelte der spanische WM-Spitzenreiter nach seinem Triumph. Durch seinen dritten Saisonerfolg baute Alonso die Führung zur Saisonhalbzeit in der WM-Wertung weiter aus. Hinter dem Ferrari-Piloten rückten nach Vettels Zurückstufung Button und Kimi Räikkönen (Lotus) aufs Podium.

Gekämpft wie ein Löwe - trotzdem verloren

Für Vettel blieb nur Frust. Schon über Platz zwei hatte er sich geärgert. "Ich hab gekämpft wie ein Löwe", entschuldigte sich Vettel mit belegter Stimme per Boxenfunk für den scheinbar knapp verpassten Sieg.

Hockenheim-Rekordsieger Michael Schumacher verfehlte einen Podestplatz. Der Mercedes-Pilot war als Siebter auf dem 4,574 Kilometer langen Kurs zweitbester Deutscher und fuhr zum dritten Mal hintereinander in die Punkte. Mit schnellsten Runden am Fließband sorgte der 43 Jahre alte Schumacher zudem für ein weiteres Ausrufezeichen. Der siebenmalige Weltmeister hatte 2006 für den letzten deutschen Heimsieg gesorgt und im badischen Motodrom insgesamt viermal gewonnen.

WM-Stand nach 10 v. 20 Rennen
1.Fernando Alonso(Ferrari)  154
2.Mark Webber(Red Bull Racing)  120
3.Sebastian Vettel(Red Bull Racing)  110
4.Kimi Räikkönen(Lotus)    98
5.Lewis Hamilton(McLaren)    92
6.Nico Rosberg(Mercedes)    76
7.Jenson Button(McLaren)    68
8.Romain Grosjean(Lotus)    61
9.Sergio Perez(Sauber)    47
10.Kamui Kobayashi(Sauber)    33

Nach zehn von 20 Rennen liegt Alonso mit 154 Punkten klar vor Mark Webber (120) und Vettel (110). Der Australier belegte bei seinem 100. GP für Red Bull nur den achten den Platz. Webber hatte wegen eines außerplanmäßigen Getriebewechsels fünf Plätze weiter hinten von Position acht starten müssen.

Diffusor-Aufregung abgeschüttelt

Vettel versuchte alles und ließ sich auch von Vorwürfen eines angeblichen Regelverstoßes wenige Stunden vor dem Start nicht beirren. Aber Alonso war vor etwa 65.000 Zuschauern nicht zu schlagen. Mehr als zwei Runden zwischenzeitlich an der Spitze waren für den 25 Jahre alten Hessen nicht drin. Aber bis zum Schluss blieb der Kampf zwischen diesem Trio spannend.

Nico Rosberg belegte im zweiten Silberpfeil Rang zehn. Der 27-Jährige, der wegen eines außerplanmäßigen Getriebewechsels fünf Startplätze nach hinten strafversetzt worden war, startete eine fulminante Aufholjagd. Innerhalb weniger Umläufe katapultierte sich der Mercedes-Pilot aus Wiesbaden von Position 21 auf Rang 12 vor. Nico Hülkenberg belegte den neunten Rang. Der Force-India-Pilot bot eine gute Vorstellung, auch wenn er seinen vierten Startplatz nicht behaupten konnte. Timo Glock wurde im Marussia 22.

Plattfuß verdirbt Hamilton-Jubiläum

Der Spanier hatte das Duell mit Vettel jederzeit im Griff, auch wenn der Weltmeister zwischenzeitlich sehr nahe kam.

Der Spanier hatte das Duell mit Vettel jederzeit im Griff, auch wenn der Weltmeister zwischenzeitlich sehr nahe kam.

(Foto: dpa)

Hamilton hatte an seinem 100. Grand Prix kein Glück. Wegen eines Plattfußes an seinem McLaren verlor er früh wertvolle Zeit und hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. Schließlich gab der Brite in der 58. von 67 Runden frustriert auf. Hamilton (92 Punkte) fiel damit auch im Titelrennen weit zurück.

Schumacher attackierte Vettel gleich in der ersten Runde in der Haarnadelkurve, aber der Titelverteidiger konnte seinen Kumpel hinter sich halten und Platz zwei verteidigen. Der Rekord-Champion aus Kerpen verlor danach schnell den Anschluss und musste in der elften Runde McLaren-Rivale Jenson Button beinahe kampflos passieren lassen.

Alonso vorn, Vettel dran

Alonso verteidigte seine Pole-Position problemlos, konnte sich aber von Vettel nicht entscheidend absetzen. Als der Spanier in der 19. Runde zum ersten Reifenwechsel abbog, übernahm Vettel vorübergehend die Führung. Nach seinem ersten Boxenstopp zwei Umläufe später fiel der Deutsche wieder mit einem noch größeren Rückstand als zuvor auf Rang zwei zurück. Aber auf harten Reifen machte der Red-Bull-Pilot Zehntel um Zehntel wett und setzte den Ferrari-Widersacher unter Druck.

In der 42. von 67 Runden holte das Führungsduo parallel neue Pneus. Während Alonso danach die Spitze verteidigen konnte, rutschte Vettel sogar hinter Button auf Rang drei. Damit war die Chance auf den sehnlichst erhofften ersten Heimsieg praktisch vorbei. Nach 306,458 Kilometern gewann Alonso in 1:31:05,862 Stunden. Vettel wies 3,732 Sekunden Rückstand auf, wurde nach seiner Zeitstrafe durch die engen Abstände aber noch auf Rang fünf durchgereicht.

Rennkommissare düpieren die Fia

Keine Folgen für Red Bull hatte der Vorwurf eines angeblichen Regelverstoßes. Die Rennkommissare entschieden kurz vor dem Start, dass die beiden RB8 den Vorgaben entsprechen. "Alles sieht fein aus, ich bin aufs Rennen konzentriert. Es wird immer viel geredet und diskutiert, aber letztendlich steht das Auto da", sagte Vettel erleichtert.

Der Technische Delegierte Jo Bauer hatte nach einer Auswertung der Daten bemängelt, dass das Drehmoment in einem bestimmten Bereich unter dem vergleichbaren Wert dieser Motoren bei vorhergehenden Rennen liege. Die dadurch künstlich erzeugten zusätzlichen Auspuffgase könnten ans Heck geleitet werden, wodurch sich der Abtrieb erhöht und damit die Haftung verbessert.

Quelle: ntv.de, dpa

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