UEFA-Dementi ist zweifelhaft Engländer beharrt: Habe im Stadion übernachtet

Die Engländer spielten ihren EM-Auftakt in Gelsenkirchen.

Die Engländer spielten ihren EM-Auftakt in Gelsenkirchen.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Ein England-Fan hat im EM-Stadion geschlafen, so zeigt es ein Video in den Sozialen Medien. Alles gefälscht, dementiert die UEFA. Doch es gibt Zweifel an diesem Statement. Auch, weil der Mann seine Geschichte selbst ausführlich erzählt.

Völlig verschlafen und verpeilt - so zeigt sich ein England-Fan in einem Video in der Arena Auf Schalke. Der kurze Clip geht schnell viral, denn der Mann behauptet, im EM-Stadion nach der Partie England gegen Serbien übernachtet zu haben. "Bin gerade aufgewacht. Es ist vier Uhr morgens. Ich zittere", sagt er in seine Kamera. Dann macht er einen Kameraschwenk durch die leere Arena, in der aber das Licht an ist.

Nicht echt, so das Dementi der UEFA. Fragen zur Sicherheit werden damit abgebügelt. "Es ist offensichtlich, dass dieses Video nicht während des Turniers oder sogar in den letzten Wochen aufgenommen wurde, da es im Stadion keine Beschilderung, kein Branding und keine Protokollelemente der UEFA EURO 2024 gibt", heißt es in dem Statement. Weiterhin gebe es auch keine Linienmarkierungen auf dem Spielfeld, die sichtbar wären, wenn das Video tatsächlich in den Stunden nach dem Spiel aufgenommen worden wäre.

Ruhe also, alle sind einem lustigen Fake aufgesessen? Nicht unbedingt. Zum einen ist die Darstellung der UEFA nach Recherchen von RTL/ntv/Stern in Teilen anzuzweifeln. Denn dass im Video keine Linienmarkierungen zu erkennen seien, stimmt nicht. Für Sekundenbruchteile sind sowohl eine Seitenlinie als auch Teile der Strafraummarkierung zu erkennen. Die Qualität der Aufnahme reicht nicht für genaue Darstellungen aus. Deswegen lässt sich auch kein Schriftzug eindeutig entziffern. Allerdings gibt es ein zweites Video des Mannes, in dem bunte Flaggen an der Außenseite der Brüstung zu sehen sind. Wenn der FC Schalke in der 2. Bundesliga in seinem Stadion spielt, ist die Brüstung allerdings durchweg blau und mit dem Vereinsnamen und dem Sponsor beschriftet.

Tom Kitchin ist der Mann aus dem Video

Und ebenfalls der UEFA-Behauptung entgegensteht das, was der Mann selbst sagt. Der "Spiegel" hat ihn ausfindig gemacht. Tom Kitchin aus Yorkshire, so stellt er sich vor. Und erklärt seine Geschichte. Er habe nach dem Abpfiff noch ein paar Bier geholt und sei dann zurück in den Innenraum gegangen. Dort sei er offenbar eingeschlafen, er könne sich nur erinnern, frierend wieder aufgewacht zu sein.

Er habe das Video aufgenommen, weil er sicher war, seine Freunde würden ihm das nie glauben. Kitchin behauptet, am Ausgang hätten ihn zwei Sicherheitsleute gefragt, was er um diese Uhrzeit hier mache. Dann hätten sie gelacht und er sei schließlich ins Hotel gefahren. "Und das war's."

Der "Spiegel" bekommt von ihm zudem Fotos, die Kitchin mit anderen England-Fans zeigen. Das Stadion ist zu sehen, auch die Anzeigetafel mit dem Spielergebnis - 1:0 für England gegen Serbien. Das Stadion ist da schon ziemlich leer. Und er stellt auch das zweite Video zur Verfügung, das er laut eigener Aussage im Stadion aufgenommen hatte - und den Screenshot der Kamera-App, auf der die Aufnahmezeit 3.11 Uhr zu sehen ist. Kitchin zufolge die britische Zeit, also 4.11 Uhr deutscher Zeit.

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Der Vorfall kann aufgrund der verschiedenen Darstellungen und mangels bekannter Zeugen nicht zweifelsfrei geklärt werden. Fraglich, ob das UEFA-Dementi überzeugend ist - zumal das Video Gegenbeweise enthält. Oder ob sie den peinlichen, vielleicht sogar den die Sicherheit infrage stellenden Vorfall, nicht zugeben möchte.

Der England-Fan hätte sich für einen Fake ganz schön viel Mühe geben müssen, zu dem Schluss kommt auch der "Spiegel". Er hätte vorher nach Gelsenkirchen reisen müssen, er hätte während des Spiels wieder da sein müssen, er hätte seine Uhrzeit umstellen müssen. Und er hätte verschiedenen Medien konsequent denselben ausgedachten Blödsinn erzählen müssen.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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