"Wird nur geahndet, wenn ..." Kuriose Strafstoß-Szene: Neue Regel hätte Kroaten geholfen

Kroatien geht zum EM-Auftakt unter, gegen Spanien setzt es eine deutliche Niederlage. Auch, weil die Kroaten einen Elfmeter verschießen. Die Szene gibt Anlass, um über eine neue Regel zu sprechen, die bei diesem Turnier erstmals gilt.

Die kroatische Fußball-Nationalmannschaft startet desaströs in die Europameisterschaft: In Berlin liegt die Mannschaft von Superstar Luka Modrić, der sein letztes großes Turnier spielt, gegen Spanien schon zur Halbzeit 0:3 hinten. Am Ergebnis ändert sich bis zum Ende nichts mehr - auch weil die Kroaten bei einer kuriosen Elfmeterszene Pech haben: Ihren einzigen Treffer des Abends dürfen sie nur kurz bejubeln, danach gibt es kurz Verwirrung, bevor das vermeintliche Tor von Bruno Petkovic wieder aberkannt wurde. Zurecht. Die Szene liefert Anschauungsmaterial für eine Schiedsrichter-Schulung.

Es läuft die 78. Minute, als der kurz zuvor eingewechselte Bruno Petkovic einen Fauxpas von Spaniens Torwart Unai Simon nutzt: Der kroatische Stürmer stibitzt Simon den Ball wenige Meter vor dem Tor vom Fuß, danach verpasst Verteidiger Rodri dem Kroaten einen Gehfehler und Petkovic geht zu Boden. Elfmeter, Gelbe Karte und die Chance, wenigstens das Torverhältnis ein bisschen freundlicher zu gestalten. Und das kann bei dieser EM wichtig sein, schließlich ziehen auch die vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale ein. Und mit Italien wartet in der Gruppenphase immerhin noch der Titelverteidiger auf die Kroaten.

"Würde Regel 14 strikt angewandt ..."

Petkovic läuft persönlich zum Strafstoß an - und scheitert an Simon. Dann aber kommt der eingewechselte Ivan Perišić an den Ball, bringt ihn vors Tor und Petkovic schiebt doch noch ein. Der Jubel der Zehntausenden kroatischen Fans im Berliner Olympiastadion wird aber schnell zum Schweigen gebracht: Der VAR meldet sich. Eine Abseitsstellung liegt sichtbar nicht vor, das Tor ist aber trotzdem irregulär - weil Vorlagengeber Ivan Perišić einen Sekundenbruchteil zu früh in den Strafraum startet.

Verboten war das schon immer, geahndet werden soll ganz offiziell nur noch in Ausnahmefällen - wie dem, den die Kroaten produzierten. "Würde Regel 14 strikt angewandt, müssten die meisten Strafstöße wiederholt werden", kommentieren die Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) die Strafstoßregeln - und präzisierten nun, wann ein Vergehen während der Ausführung strikt zu ahnden ist.

Zum Start der Saison 2024/25 - und damals erstmals bei der laufenden EM - gilt dieser Zusatz: "Das Vergehen eines Mitspielers des Schützen wird nur geahndet, wenn es den Torhüter eindeutig beeinträchtigt; oder der fehlbare Spieler den Ball spielt oder einen Zweikampf um den Ball führt und dann ein Tor erzielt oder zu erzielen versucht oder eine Torchance kreiert", heißt es jetzt.

Ein Treffer hätte gezählt

Und Ivan Perišić erlaubte sich ein in diesem Sinne eindeutig zu ahndendes Vergehen, indem er dem vermeintlichen Torschützen und nunmehr doppelten Pechvogel Petkovic den Ball zum Torschuss auflegte. Dass der Strafstoß nicht wiederholt wurde, war dabei die schon bekannte Konsequenz. Hätte Petkovic getroffen, hätte das Tor nach der neuen Regel gezählt. Zuvor, also vor der Anpassung der Regel, hätte der erfolgreiche Strafstoßversuch wiederholt werden müssen. Auch wenn Perišić überhaupt keinen Einfluss auf den Torerfolg gehabt hätte.

Verschossene Strafstöße dagegen werden ohnehin nur wiederholt, wenn sich der Torwart oder einer seiner Mitspieler einen Regelverstoß leisten. "Deshalb kann es nur eins geben: indirekter Freistoß wegen zu frühen Betretens", erklärte DFB-Lehrwart Lutz Wagner noch während des Spiels in der ARD.

Quelle: ntv.de, ter

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