Ein EM-Aus, das ratlos macht Oranje stürzt in schwere Fußball-Depression
28.06.2021, 06:42 Uhr
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(Foto: dpa)
Die Fußball-Europameisterschaft hat ihre erste große Überraschung. Der hochgelobte Titelanwärter Niederlande ist an Tschechien bereits im Achtelfinale gescheitert. Der Außenseiter spielt nun gegen das wohl beliebteste Team der EM. Oranje-Coach Frank de Boer lässt seine Zukunft offen.
Was nun, Frank de Boer? Nach dem doch überraschenden Aus der Niederlande im Achtelfinale der Fußball-EM gegen Tschechien musste sich der Bondscoach Fragen nach seiner Zukunft stellen. De Boer blieb nach dem 0:2 (0:0) gegen den Außenseiter aber klare Aussagen schuldig. "Ich bin sehr enttäuscht. Jeder hatte eine andere Route im Kopf", meinte der 51-Jährige nach der bitteren Niederlage in Budapest über den so abrupt beendeten Marsch zum ersehnten Titel.
De Boer übernahm für den K.o. die Verantwortung. Zugleich warb der frühere Weltklasseverteidiger jedoch um Zeit. "Im Moment ist man voller Emotionen", sagte er. "Ich werde in Ruhe darüber nachdenken. Ich habe jetzt einen heftigen Kater genauso wie alle Fans." Er hatte im September vergangenen Jahres das Amt übernommen und einen Vertrag bis nach der WM 2022 unterschrieben. Der Posten war nach dem Wechsel von Ronald Koeman zum FC Barcelona vakant gewesen. "Am Ende des Tages bin ich verantwortlich", sagte de Boer.
Mit drei Siegen war Oranje durch die Vorrundengruppe C gestürmt. Im ersten K.-o.-Spiel war von dem rasanten Angriffsfußball nur noch wenig übrig. Von der 55. Minute an spielten die Niederländer sogar in Unterzahl, nachdem Abwehrchef Matthijs de Ligt als letzter Mann im Zweikampf mit dem tschechischen Stürmer Patrik Schick wegen Handspiels die Rote Karte nach Videobeweis bekommen hatte. "Natürlich fühlt es sich schlecht an", räumte de Ligt ein. "Wir haben das Spiel im Grunde genommen wegen dem verloren, was ich getan habe." Bezeichnend: Erstmals seit 1980 hat Oranje bei WM oder EM keinen Schuss direkt aufs Tor abgegeben.
Niederländer verzweifeln am Druck
"Das Spiel war hart. Irgendwie sind wir nicht damit klargekommen, wie sie uns unter Druck gesetzt haben", beklagte Georginio Wijnaldum. "Wir konnten keine Räume schaffen." Der Kapitän trug eine spezielle Armbinde mit der Aufschrift "One Love", womit die Mannschaft und er ein Zeichen gegen Ausgrenzung setzen wollten. Sponsoren unterlegten im Stadion ihre Bandenwerbung mit den Regenbogenfarben, zahlreiche der 52.834 Zuschauer hatten Utensilien wie Fächer in Regenbogenfarben dabei.
Tomas Holes von Slavia Prag (68. Minute) traf zur Führung. Als Reaktion darauf verstärkte Bondscoach de Boer die Offensive und brachte den Wolfsburger Wout Weghorst. Doch statt Weghorst war es Tschechiens Schick, der nach einem Konter zum 2:0 traf (80.) und mit seinem vierten EM-Tor den Außenseiter ins Viertelfinale schoss. Dort wartet am Samstag in Baku Dänemark. 2004 bezwang Tschechien die Skandinavier im EM-Viertelfinale von Portugal sogar mit 3:0 und zog ins Halbfinale ein.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid