Hannover, Nürnberg & Bochum Abstiegskampf im Konjunktiv
08.05.2010, 13:20 Uhr
Wird noch gesucht: der zweite direkte Absteiger neben Hertha BSC.
(Foto: picture alliance / dpa)
Drei Mannschaften kämpfen noch dagegen an, Hertha BSC in die 2. Liga folgen zu müssen. Die Ausgangslage verspricht Hochspannung. Denn anders als Hannover 96 sind der VfL Bochum und der 1. FC Nürnberg mit einem Sieg keinesfalls sicher gerettet. Aber: Bei einer Niederlage sind beide Vereine auch keineswegs sicher abgestiegen.
Die Situation im Bundesliga-Tabellenkeller oberhalb von Platz 18 lässt sich getrost als leicht kompliziert beschreiben. Hertha BSC hat sich den vorzeitigen Abstieg nach gefühlt 34 Spieltagen in Folge auf dem letzten Platz redlich verdient, die Berliner dürfen deshalb auch die Rote Laterne mit in Liga zwei nehmen. Darüber beginnt jedoch das große Rechnen und das Jonglieren mit Konjunktiven.
Zwar streiten am letzten Spieltag nur noch drei Teams um die Rettung und damit zwei weniger als beispielsweise in der Vorsaison in Spanien. Der Unterschied aber ist: In der Primera Division konnte sich in der vergangenen Spielzeit jede der fünf bedrohten Mannschaften mit einem Sieg aus eigener Kraft retten. In der Bundesliga gilt das nur für Hannover 96. Gewinnen die Niedersachsen in Bochum, ist der Klassenerhalt sicher. Gewinnt Hannover nicht, ist alles möglich - für die Niedersachsen und die Konkurrenten.
15. | Hannover 96 | 33 | 40:67 | -27 | 30 |
16. | 1. FC Nürnberg | 33 | 31:58 | -27 | 28 |
17. | VfL Bochum | 33 | 33:61 | -28 | 28 |
HANNOVER rettet sich endgültig, wenn man ...
... in Bochum gewinnt.
... ein Remis in Bochum holt und Nürnberg nicht gegen Köln gewinnt.
HANNOVER erreicht mindestens die Relegation, wenn ...
... in Bochum einen Punkt holt.
... in Bochum verliert und Nürnberg nicht gegen Köln gewinnt.
NÜRNBEGRG rettet sich endgültig, wenn ...
... in Köln ein Sieg gelingt und Hannover gegen Bochum einen Punkt holt.
... man gegen Köln höher gewinnt als Bochum gegen Hannover.
... in Köln ein Sieg gelingt und Bochum durch einen Heimerfolg über Hannover nicht auf die gleiche oder eine bessere Tordifferenz kommt. Sollten "Club" und VfL am Ende punkt- und torgleich sein, z.B. wenn Nürnberg 4:3 und Bochum 2:0 gewinnt, zählt der direkte Vergleich. Dann steigt Nürnberg steigt zum achten Mal ab.
NÜRNBERG rettet sich mindestens in die Relegation, wenn ...
... es drei Punkte gegen Köln gibt.
... man gegen Köln remis spielt und Bochum nicht gegen Hannover gewinnt.
... wenn man gegen Köln verliert, Bochum gegen Hannover aber so verliert, dass die Tordifferenz nicht für den VfL spricht.
BOCHUM rettet sich endgültig, wenn ...
... gegen Hannover ein Heimsieg gelingt und Nürnberg nicht gegen Köln gewinnt.
... man gegen H96 höher gewinnt als Nürnberg gegen Köln, und Nürnberg maximal ein Tor mehr schießt als der VfL. Dann spricht die Tordifferenz für das Team von Interimscoach Dariusz Wosz.
BOCHUM rettet sich mindestens in die Relegation, wenn ...
... gegen Hannover ein Heimsieg gelingt und Nürnberg nur unentschieden spielt.
... gegen Hannover ein Remis glückt und Nürnberg verliert.
... man man zwar gegen Hannover verliert, der "Club" gegen Köln aber höher verliert. Je nach Anzahl der erzielten Tore könnte es dann schon reichen, wenn man die gleiche Tordifferenz aufweist wie Nürnberg.
Um sich am letzten Spiel zu retten, gehen die drei Teams ganz unterschiedliche Wege. Bochum setzt auf den Spaßfaktor, Nürnberg auf kirchlichen Beistand und Hannover auf seine Fans, die zu tausenden nach Bochum pilgern wollen.
In Bochum steigt vor dem Abstiegsfinale gegen Hannover die Anspannung. Verein und Fans proben den Schulterschluss. Sogar zum Abschlusstraining des VfL am Freitag hatten sich zahlreichen Fan- Gruppierungen angesagt, um die Mannschaft zu unterstützen. Interimstrainer Dariusz Wosz bleibt seiner Linie treu und setzt auf den Spaßfaktor im Training. Für Samstag fordert er aber Kampf bis zum Umfallen: "Dann müssen die Jungs den Rasen umpflügen. Ich erwarte eine gute Leistung und einen klaren Sieg."
Der fränkische Altmeister 1. FC Nürnberg erhält kirchlichen Beistand im Kampf gegen den drohenden achten Bundesliga-Abstieg. "Beten und Hoffen tun wir", sagte Pfarrer Heinrich Weniger von St. Egidien vor dem Schicksalsspiel gegen den 1. FC Köln. "Aber kämpfen und spielen müsst ihr selber." Für den Fall der Rettung im letzten Moment verspricht der Geistliche fast schon himmlische Zustände: "Ihr könnt euch nicht vorstellen, was am Sonntag in allen Kirchen Nürnbergs los ist, wenn wir gewinnen und vielleicht in der Liga bleiben. Ich hätte fast gesagt, dann ist die Hölle los..."
Hannover 96 ist mit einer großen Portion Optimismus zum Abstiegsgipfel nach Bochum gereist. Nicht im Bus saß am Freitag Jan Schlaudraff. Der am Oberschenkel verletzte Offensivspieler bestand am Vormittag einen Belastungstest nicht. Er hatte bei der 2:3-Niederlage gegen Bochum in der Hinrunde beide Tore erzielt. Es waren seine einzigen Saisontreffer. Slomka setzt auf das Team, das zuletzt 6:1 gegen Mönchengladbach gewann. "Die Mannschaft glaubt an ihre Stärke", erklärte der Trainer. 7000 bis 10.000 96-Fans wollen ihr Team in Bochum unterstützen.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid