Löw und seine Fußballer Alarm auf der Baustelle
04.03.2010, 13:36 UhrDeutschlands beste Fußballer verlieren ein Testspiel gegen Argentinien – und die "Bild"-Zeitung titelt in Richtung Bundestrainer: "Jogi, so haben wir Angst um die WM". Was ist bloß passiert?
Die Nationalmannschaft hat ein Freundschaftsspiel mit 0:1 verloren, weil Deutschlands beste Fußballer nicht gut genug waren und die aus Argentinien einfach besser. Das ist erst einmal nicht schlimm, abgesehen davon, dass im Fußball normalerweise eh nichts wirklich Schlimmes passiert. Dafür ist es halt Fußball. Dennoch macht sich nicht nur die "Bild"-Zeitung große Sorgen: "Jogi, so haben wir Angst um die WM" titelte das Fachblatt für die Sorgen des kleinen Mannes in Richtung Bundestrainer Joachim Löw. Was um Himmels Willen ist bloß passiert?
Zuerst die gute Nachricht: Die Weltmeisterschaft in Südafrika findet statt, am 11. Juni geht es los. Und ja: Die deutsche Mannschaft ist auch mit dabei, sie spielt in der Gruppe D gegen Australien, Serbien und Ghana, alles bleibt, wie es ist. Nur ob die DFB-Elf bis zum Schluss, also bis zum Endspiel am 11. Juli, mitmachen darf, darf nach der Niederlage gegen Argentinien bezweifelt werden. Vorher aber auch.
Nicht auf Augenhöhe mit den Besten
Das ist die schlechte Nachricht: Die deutsche Mannschaft, auch wenn tatsächlich die besten Fußballer des Landes mitspielen, ist im Moment nicht auf Augenhöhe mit den Besten des Weltfußballs. Auch das ist keine neue Erkenntnis, aber sie ist unangenehm und hat sich –wieder einmal - bestätigt. Gegen die von Diego Armando Maradona, nun ja, trainierten und keineswegs übermächtigen Argentinier reichte es in 90 langen Minuten für die sehr bemühte, aber wenig druckvolle und ideenlose Mannschaft von Joachim Löw gerade einmal zu zwei Torchancen der minderen Güte. Die Gäste überzeugten mit ihrer Ballsicherheit, ihrer taktischen Reife – und zwei, drei zwingenden Offensivaktionen, von denen Gonzalo Higuaín eine zum Tor des Abends nutzte.
Die Mängelliste der deutschen Mannschaft ist alarmierend lang. Löw fasste das nach dem Spiel so zusammen: "Selbstverständlich spüre ich, es gibt die eine oder andere Baustelle." Man konnte sie auch sehen. Der Bundestrainer sah es. Er sah was fehlte. Und sagte es auch. Seine Mannschaft habe offensiv keinen Druck entwickeln, den Gegner nicht zu Fehlern zwingen können. Er habe vorne keine Anspielstationen gesehen, in den Zweikämpfen seien seine Spieler häufig unterlegen gewesen. Er habe kein Tempo gesehen und keinen Mut, zu viele Rück- und Querpässe, statt entschlossenes Spiel nach vorne.
Miroslav Klose trat gar nicht in Erscheinung
Namen nannte Löw nicht. Aber auch das konnte jeder sehen. Die Innenverteidigung wackelt, Serdar Tasci tat wenig, um sich als ständiger Partner des soliden Per Mertesacker zu empfehlen. Das gilt auch für Bastian Schweinsteiger, der als zweiter Sechser neben Michael Ballack zwar weitgehend für Ordnung sorgte, aber nichts für den Spielaufbau tat. Mesut Özil und Lukas Podolski sorgten in der Offensive eher weniger für Akzente und schossen kaum aufs Tor, Miroslav Klose, in der ersten Halbzeit als einziger Stürmer auf sich alleine gestellt, trat gar nicht in Erscheinung. Erst der eingewechselte Cacau brachte ein wenig Schwung. Fazit: Das hört sich nicht gut an, war es auch nicht.
Was bleibt? Die Nationalmannschaft hat ein Freundschaftsspiel mit 0:1 verloren, weil Deutschlands beste Fußballer an diesem Abend in München nicht gut genug waren. Und es vielleicht auch grundsätzlich nicht sind. Zumindest, wenn es gegen große Mannschaften geht. Das ist nicht neu und somit kein Grund, in Panik zu verfallen. Denn gegen Australien, Serbien und Ghana könnte es reichen. Und dann sehen wir mal. Dafür ist es halt Fußball.
Quelle: ntv.de