Fußball

Chelsea-Filiale an der Elbe Arnesen bastelt sich seinen HSV

Frank Arnesen fällt der Abschied vom FC Chelsea sichtlich schwer: Bislang vier Spieler und etliche Angestellte bringt der neue Sportdirektor des Hamburger SV aus London mit. Auch wenn ein Umbruch unvermeidbar ist, rennt der Däne mit seiner Personalpolitik nicht gerade offene Türen ein.

Frank Arnesen, Architekt des FC Chelsea Hamburg.

Frank Arnesen, Architekt des FC Chelsea Hamburg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Was für Pippi Langstrumpf in ihrer Villa Kunterbunt gilt, gilt auch für Frank Arnesen beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Dem 54-jährigen Dänen hat es scheinbar so gut bei seinem vorigen Arbeitgeber FC Chelsea gefallen, dass er es in Hamburg genauso wie in London haben will. Der FC Chelsea Hamburg nimmt immer konkretere Formen an.

Mit dem Wechsel des neuen Sportdirektors von der Themse an die Elbe verändert sich das Gesicht des HSV rapide. Die Haupt-Baustelle des Skandinaviers, der derzeit "glücklich wäre, wenn ein Tag mehr als 24 Stunden hätte", ist die Auffrischung des Spielerkaders. Alt-Stars wie Ruud van Nistelrooy, Ze Roberto oder Joris Mathijsen sind schon weg oder dürfen den Verein noch verlassen, stattdessen sollen es in der kommenden Saison vor allem junge, hungrige Spieler richten. Spieler vom FC Chelsea.

"Diese Spieler kennt keiner"

Michael Mancienne war zuletzt an die Wolverhampton Wanderers ausgeliehen.

Michael Mancienne war zuletzt an die Wolverhampton Wanderers ausgeliehen.

(Foto: REUTERS)

Während Jacopo Sala und Gökhan Töre, beide 19 Jahre alt, vor allem als Investitionen in die Zukunft gelten, soll Michael Mancienne sofort helfen. Der 23 Jahre alte Defensiv-Allrounder kommt mit der Erfahrung von 50 Premier-League-Partien, die er vorwiegend als Leihspieler für die Wolverhampton Wanderes absolvierte. Auch der 19 Jahre alte niederländische Nationalverteidiger Jeffrey Bruma könnte sofort in die erste Elf rücken. Wenn er den medizinischen Check ohne Probleme absolviert, ist der Wechsel perfekt.

Arnesen setzt bedingungslos auf die Jugend und scheut dabei offenbar nicht das Risiko. Denn ob die bisherigen Verpflichtungen den HSV wieder nach vorne bringen, ist im Umfeld umstritten. "Was da passiert, sorgt für Gesprächsstoff. Es herrscht das große Rätselraten, denn diese Spieler kennt wirklich keiner", sagte Volker Struth, Berater des HSV-Stürmers Mladen Petric, vor der Verpflichtung von Bruma. Hamburgs Fußball-Idol Uwe Seeler ist da etwas optimistischer: "Mich beruhigt, dass er auch internationale Fußball-Geschichte mitgeschrieben hat. Insofern hoffe ich, dass er das Händchen für eine Mannschaft und ein sehr gutes Team hat", sagte Seeler dem Internetportal "Transfermarkt".

Rückschläge sind garantiert

HSV-Legende Uwe Seeler vertraut auf Arnesens Erfahrung.

HSV-Legende Uwe Seeler vertraut auf Arnesens Erfahrung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auch abseits des Platzes pflügt der frühere dänische Nationalspieler kräftig durch die HSV-Gründe und verfährt nach Pippi Langstrumpfs Credo. Ob in der Scoutingabteilung, bei der taktischen Analyse oder beim neuen technischen Direktor: Arnesen setzt auf Mitarbeiter, die er aus seiner Zeit in England kennt, insgesamt elf Bekannte aus London sind inzwischen beim HSV angestellt. Der Umbruch läuft dabei nicht ganz ohne Nebengeräusche ab. Physiotherapeut Uwe Eplinius musste nach sieben Jahren Platz machen - und erfuhr davon aus der Zeitung.

Die "Rothosen" haben nach Jahren ohne starke sportliche Führung wieder ein echtes Alphatier. Ob Arnesen mit seiner Radikalreform in Hamburg schnell so beliebt wird wie Pippi Langstrumpf, darf aber bezweifelt werden. Der HSV baut eine neue, jüngere Mannschaft auf, dabei sind Rückschläge garantiert. Das kleine Mädchen mit Äffchen und Pferd hätte trotz alledem sicher ihre Freude an den Hanseaten, denn der HSV ist in der kommenden Saison eine echte Wundertüte.

Quelle: ntv.de, Peer Lasse Korff, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen