Hymnen auf "El Tigre" und Diego "Atlético gewinnt Falcão-League"
10.05.2012, 16:09 Uhr
Radamel Falcao hat sich im Finale gegen Athletic Bilbao endgültig zum Mr. Europa League gemacht.
(Foto: REUTERS)
Radamel Falcão und Diego schießen Atlético Madrid gemeinsam zum Triumph in der Europa League. Doch der Verbleib der beiden Superstars in der spanischen Hauptstadt ist offen. Besonders "Tor-Tiger" Falcão ist bei den Topklubs heiß begehrt. Über die Zukunft von Diego entscheidet Felix Magath.

Gemeinsam mit Atletico-Spielmacher Diego war er der überragende Spieler im Endspiel. Offen ist, ob beide bleiben.
(Foto: AP)
Radamel Falcão tanzte freudetrunken durch die Katakomben der Arena National und wollte den riesigen Pokal gar nicht mehr hergeben. Sein kongenialer Partner Diego bekam seine Hände nach dem Duschen erst wieder an die kostbare Trophäe, als die Mannschaft im Bus unterwegs zum Hotel war. Der Spielmacher hüpfte mit dem 15 Kilogramm schweren Silberbecher durch den Luxusliner und schlug immer wieder im Rhythmus der Gesänge seiner Mitspieler gegen die Fensterscheiben.
Gemeinsam kosteten die beiden Superstars ihren 3:0 (2:0)-Triumph mit Atlético Madrid in der Europa League gegen Athletic Bilbao im Finale von Bukarest in vollen Zügen aus. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass es ihr letzter großer Auftritt im Atletico-Trikot war.
Tore: 1:0 Falcao (7.), 2:0 Falcao (34.), 3:0 Diego (85.)
Madrid: Courtois - Juanfran, Godin, Miranda, Filipe - Suarez, Gabi - Diego (90. Koke), Adrian (88. Salvio), Arda Turan (90.+3 Dominguez) - Falcao
Bilbao: Iraizoz - Iraola, Martinez, Amorebieta, Aurtenetxe (46. Ibai) - Iturraspe (46. Perez) - Herrera (63. Toquero), De Marcos - Susaeta, Llorente, Muniain
Referee: Stark Zuschauer: 52.347
Schüsse: 16:17 Ecken: 3:8 Ballbesitz: 39:61
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Beide haben sich mit ihren Leistungen ins Schaufenster gestellt, und nicht von ungefähr geriet Wolfsburgs Trainer und Manager Felix Magath am Tag nach dem Finale mit Blick auf seine Leihgabe Diego ins Schwärmen: "Seine Leistung war überragend." Die Jagd nach dem Tor-Tiger Falcão ist schon lange eröffnet. Und Diego steht noch bis 2014 in Wolfsburg unter Vertrag. "Beide sind Spieler, die den Unterschied ausmachen. Wenn sie gut spielen, sind die Chancen zu gewinnen sehr viel höher", sagte Atlético-Trainer Diego Simeone, "wir müssen versuchen, in die Champions League zu kommen, damit sie bei uns bleiben."
"Keine Grenzen" für Falcão
Allerdings haben die Hauptstädter vor dem Saisonfinale in der Primera Division zwei Punkte Rückstand auf Platz vier - ein Sieg gegen Villarreal am Sonntag ist also Pflicht. Zudem müssen sie auf einen Ausrutscher Malagas hoffen. Für Falcão gab es von Simeone noch ein Extralob: "Ich liebe und bewundere ihn. Für ihn gibt es keine Grenze." Im Gegensatz zu ihrem Trainer wollten die beiden Hauptdarsteller des Abends den Moment genießen und noch nicht an die Zukunft denken. "Wörter können meine Freude nicht beschreiben. Ein Traum ist wahr geworden", sagte Falcão, nachdem er mit seinen beiden herrlichen Treffern (7./34.) nicht nur bei den Atlético-Fans im Stadion riesigen Jubel ausgelöst hatte, sondern auch Tausende Anhänger in Madrid in Ekstase versetzt hatte. Am Rande der Party am legendären Neptun-Brunnen kam es zu vereinzelten Ausschreitungen und Festnahmen. 37 Personen wurden dabei verletzt, darunter 12 Polizisten.
Für Hannover-Bezwinger Madrid war es der zwölfte Sieg in Folge. So viele waren noch keinem Verein in einem europäischen Wettbewerb in Serie geglückt. Zudem war es nach 2010 in Hamburg der zweite Triumph innerhalb von drei Jahren in der Europa League. Tormaschine Falcão hatte bereits im Vorjahr den FC Porto zum Europa-League-Triumph geschossen, zudem war der 26 Jahre alte Kolumbianer mit insgesamt zwölf Toren erneut treffsicherster Stürmer (2011: 17 Tore).
Spitzenklubs stehen Schlange
"Atletico gewinnt die Falcão-League", titelte "El Mundo Deportivo". Kein Wunder, dass finanzstarke Top-Klubs Schlange stehen, um sich die Dienste von "El Tigre", dem Tiger, zu sichern. Real Madrid, der FC Barcelona sowie der FC Chelsea, Manchester City und Paris Saint-Germain wollen den Mann aus dem Karibik-Badeort Santa Marta angeblich verpflichten. Atlético überwies vor Jahresfrist 40 Millionen Euro für den eiskalten Vollstrecker und wird ihn für weniger als 60 Millionen wohl nicht ziehen lassen. Viel Geld, das der Klub wiederum in den Verbleib Diegos investieren könnte. 2009 hatte er noch das letzte UEFA-Cup-Endspiel zwischen Werder Bremen und Schachtjor Donezk (1:2 n.V.) wegen einer Gelbsperre verpasst. Umso motivierter war er gegen Bilbao. Der Brasilianer rannte, biss und präsentierte sich als trickreicher Ideengeber und Lenker des Atlético-Spiels. Er schien die Bälle förmlich anzusaugen.
"Ich freue mich für ihn, Atletico und den VfL. Er ist ein großartiger Fußballer", sagte Magath. Seine Leistung krönte Diego mit einem herrlichen Solo und dem anschließenden 3:0 (85.). Zudem sicherte er sich den inoffiziellen Titel des besten Vorbereiters (sieben Assists). "Ich danke Gott für diesen so unglaublichen Augenblick", sagte Diego, "ein Traum wird wahr. Wir haben ein außerordentliches Spiel gemacht."
"Will da spielen, wo man mich liebt"
Zu seiner Zukunft äußern wollte er sich nicht, schließlich sei bereits alles gesagt. Zuletzt hatte er stets betont, dass alles offen sei und er sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen könne. Wolfsburg müsse entscheiden. "Ich will da spielen, wo man mich liebt", hat er auch immer wieder gesagt. Das ist in Madrid ohne Frage der Fall. In Wolfsburg - nach seiner spektakulären Arbeitsverweigerung im vergangenen Jahr und einer Abmahnung durch Magath - wohl eher nicht.
Doch der allmächtige VfL-Macher ließ alles offen. "Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Diego hat ab 1. Juli wieder Vertrag bei uns", sagte Magath: "Nach jetzigem Stand wird er beim Trainingsauftakt erscheinen. Danach müssen wir abwarten."
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid