Abi-Stress, dann Königsklasse BVB belohnt Youngster Wätjen mit Sonderflug nach Paris
06.05.2024, 14:18 Uhr
Terzic war mit Wätjen hochzufrieden.
(Foto: picture alliance / Jb-sportfoto)
Am Samstag das Debüt in der Fußball-Bundesliga, am Dienstag im Kader für die Champions League. Diesem Traum macht eigentlich eine Abi-Prüfung zunichte, doch Borussia Dortmund will Kjell Wätjen in Paris dabei haben - und belohnt seine Leistung mit Aufwand.
Erst die Schulbank, dann die Champions League - Borussia Dortmund ermöglicht seinem Talent Kjell-Arik Wätjen am Dienstag ein ganz besonderes Erlebnis. "Er ist im Abi-Stress, hat eine Klausur. Wir werden ihn trotzdem danach noch nach Paris bringen", kündigte Sportdirektor Sebastian Kehl vor dem Abflug zum Halbfinal-Rückspiel bei Paris St. Germain an.
Der 18-jährige Wätjen besucht eine BVB-Partnerschule und muss seine Mathematik-Prüfung schreiben, am Abend (21 Uhr/Prime Video und im ntv.de-Liveticker) soll er dann im Prinzenpark sogar im Kader stehen. "Er hat eine tolle Geschichte geschrieben, gerade sein erstes Bundesliga-Spiel gemacht", betonte Kehl: "Das wird eine tolle Erfahrung für ihn. Das hat er sich auch verdient."
Dass der BVB im Champions-League-Halbfinale steht, hat dem U17-Europameister überhaupt erst das Liga-Debüt ermöglicht: Trainer Edin Terzic wechselte für das sportlich bedeutungslose Spiel gegen den FC Augsburg (5:1) kräftig durch. Wätjen überzeugte und legte Marco Reus ein Tor auf.
Einsatz gegen PSG fraglich
Nun folgt also im Sprint das erste Mal das Erlebnis in der Champions League, es ist gleich das Halbfinale. Ziel ist das Finale im Wembley-Stadion - wie 2013 bei der letzten Endspiel-Teilnahme seines Klubs. Da war Reus schon dabei, Wätjen dagegen gerade einmal sieben Jahre alt und spielte bei seinem ersten Verein, dem FSV Gevelsberg. Eben jenem Klub, bei dem einst auch der Leipzig-Profi Lukas Klostermann seine Anfänge hatte.
Seit 2015 ist Wätjen inzwischen schon beim BVB, reingerutscht durch einen Ferienkurs der Nachwuchsakademie. Erst Ende März unterschrieb er seinen ersten Profivertrag, nun folgte das Debüt im A-Team unter Terzic. Ob er in Paris zum Einsatz kommen wird, ist fraglich. Es ist das wichtigste Spiel der Saison für den BVB.
Eines, das auch alte Leiden weckt. Etwa bei Hans-Joachim Watzke. "Auch elf Jahre später habe ich mir das Finale von 2013 noch nicht angeschaut", sagte der scheidende Vereinsboss. "Wenn wir es wieder ins Endspiel schaffen, dann schaue ich es mir an." An die knappe Niederlage gegen den FC Bayern kann er sich nicht mehr erinnern, gelöscht aus dem Gehirn. "Das wäre ein Riesenstatement, nach Wembley zu kommen und die Geschichte noch einmal neu zu schreiben", sagte Sportdirektor Kehl, der damals ebenfalls als Spieler dabei war.
"... das kann dir das Genick brechen"
"Da steht allerdings noch ein Abend bei PSG davor", ergänzte Watzke. Und dieser kann mit dem dünnen 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel sehr, sehr lang werden. "Das wird noch ein bretthartes Ding", so Mats Hummels, Niclas Füllkrug beschwor das notwendige Abrufen "maximaler Leidensfähigkeit".
Die Erinnerung an das 0:2 im Prinzenpark in der Gruppenphase dient als Mahnung. Der BVB spielte sehr zaghaft, ängstlich, verschreckt - er wurde phasenweise vorgeführt. Am Dienstag muss er die Balance zwischen Mut und Zurückhaltung besser auspendeln. "Wir müssen auf der Hut sein, dass wir nicht zu viel riskieren, sonst laufen wir in Konter", riet Nico Schlotterbeck. "Wir dürfen auch nicht zu nervös sein, das kann dir das Genick brechen."
In einer Sache gibt sich der Innenverteidiger keinen Illusionen hin: "Mbappé kannst du nicht ganz ausschalten - das ist ein Ausnahmespieler." So einer könnte Wätjen werden. Erst einmal muss er den Abi-Stress bewältigen.
Quelle: ntv.de, ara/sid