"Wir hoffen inständig ..." BVB droht Gerhard Schröder mit Rauswurf
01.03.2022, 16:03 Uhr
Gerhard Schröder im Klubornat und mit Staatsgast.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Gerhard Schröder ist vieles: Altkanzler, Aufsichtsrat, Fußballfan. Eine Gemengelage, die im Lichte des russischen Angriffs auf die Ukraine für Ärger, bisweilen auch Empörung sorgt. Bei Borussia Dortmund ist Schröder Ehrenmitglied. Das könnte bald vorbei sein.
"Acker" droht Ärger: Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, einst unterklassig unter dem Spitznamen "Acker" fußballerisch aktiv, wie der 77-Jährige nie müde wurde zu berichten, könnte seine Ehrenmitgliedschaft bei Borussia Dortmund verlieren. Dann nämlich, wenn er nicht persönliche Konsequenzen aus dem Angriff Russlands auf die Ukraine zieht.
Schröder ist - neben seiner zur Schau gestellten Sympathien für zahlreiche andere Klubs - bekennender Anhänger von Borussia Dortmund. Während seiner Kanzlerschaft hatte der Klub ihn zum Ehrenmitglied ernannt. Im Lichte des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine zweifelt man beim BVB nun aber offenbar an der Eignung des augenscheinlich sehr guten Freundes des russischen Präsidenten Wladimir Putin für eine Mitgliedschaft im Klub.
Schröder ist Aufsichtsratsmitglied des russischen Staatsunternehmens Rosneft, bei Gazprom, das als Reaktion auf die russische Invasion im europäischen Sport unter Druck geraten ist, könnte er in Kürze in den Aufsichtsrat aufrücken. Außerdem hat der 77-Jährige auch Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2 inne. "Unserer Meinung nach gehört dazu in einer Situation, in der an jedem einzelnen Tag unschuldige Menschen durch Bomben sterben, zwingend nicht nur ein mündliches Bekenntnis gegen jede kriegerische Handlung (dieses hat Gerhard Schröder abgegeben), sondern auch der klare Wille und die Überzeugung, auf Führungspositionen in russischen Staatskonzernen verzichten zu müssen", teilt der Verein in einem Statement mit: "Wir hoffen inständig, dass Gerhard Schröder zu dieser Ansicht gelangen wird und möchten ihm die Gelegenheit dazu geben."
"Sonst würden wir eine entsprechende Entscheidung treffen"
Schröder hatte vergangene Woche über einen Beitrag im Karriere-Netzwerk LinkedIn die russische Regierung aufgefordert, ihren Krieg in der Ukraine "schnellstmöglich" zu beenden. "Auch Sicherheitsinteressen Russlands rechtfertigen nicht den Einsatz militärischer Mittel", schrieb Schröder. Und ergänzte, es habe in den vergangenen Jahren "Fehler und Versäumnisse im Verhältnis zwischen dem Westen und Russland" gegeben, auf "beiden Seiten". Konkret wurde der SPD-Politiker in seinem Statement nicht.
Man habe Gerhard Schröder "während seines politischen Wirkens als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland als mutigen, streitbaren Demokraten kennengelernt, der sein freiheitliches Weltbild auch gegen Widerstände verteidigt. Diesen Gerhard Schröder halten wir gern in Erinnerung und hoffen, dass dieser Gerhard Schröder nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat", heißt es in der Mitteilung des Klubs.
Gegenüber dem Medienunternehmen "The Pioneer" erklärte der Verein nun, dass Präsident Reinhard Rauball das persönliche Gespräch mit dem ehemaligen Kanzler suchen werde. "Sollte Gerhard Schröder jedoch weiterhin an besagten Positionen festhalten, könnten wir dies nicht akzeptieren und würden eine entsprechende Entscheidung treffen", so der Verein.
Quelle: ntv.de, ter