Fußball

Revierderby-Chaos mit Doppel-Rot BVB erleidet Derby-Drama gegen Schalke

Marco Reus fliegt mit Rot vom Platz.

Marco Reus fliegt mit Rot vom Platz.

(Foto: imago images / DeFodi)

Das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 verläuft furios - für die Königsblauen. Der abstiegsbedrohte Klub setzt sich in der Fußball-Bundesliga gegen den Erzrivalen durch. Der kassiert gleich zwei Rote Karten - und muss sich wohl im Kampf um den Titel geschlagen geben.

Borussia Dortmund hat im hochemotionalen 176. Revierderby den vielleicht entscheidenden Rückschlag im packenden Titelrennen der Fußball-Bundesliga hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre unterlag in doppelter Unterzahl Schalke 04 mit 2:4 (1:2) und verpasste damit den vorübergehenden Sprung an die Tabellenspitze.

Der deutsche Rekordmeister Bayern München kann mit einem Sieg am Sonntag (18.00 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) beim 1. FC Nürnberg seinen Vorsprung auf den BVB auf vier Zähler ausbauen. Im Saisonendspurt muss Dortmund zudem auf Kapitän Marco Reus (60./grobes Foulspiel) und Marius Wolf (65./grobes Foulspiel) nach ihren Roten Karten verzichten.

Embolo feiert den Sieg.

Embolo feiert den Sieg.

(Foto: REUTERS)

Mario Götze brachte den Favoriten zunächst in Führung (14.), doch Daniel Caligiuri (18., Handelfmeter nach Videobeweis und 62.) sowie Salif Sané (28.) und Breel Embolo (86.) sorgten für den ersten Schalker Sieg in Dortmund seit Oktober 2012. Auch damals war Huub Stevens der Trainer. Die Schalker dürften den Klassenerhalt damit sicher haben. Das Tor von Axel Witsel (84.) brachte dem BVB nichts mehr.

Schalke rächt sich für 2007

Für Dortmund war es die erste Niederlage im 16. Heimspiel der Saison. Dabei wurden Erinnerungen an 2007 wach, als der BVB den Erzrivalen mit einem Heimsieg am 33. Spieltag aus allen Titelträumen riss. "Dortmund hat eigentlich eine bessere Mannschaft. Aber durch Kampfgeist und Leidenschaft kannst du viel erreichen", sagte Stevens vor dem Anpfiff bei Sky - und sollte Recht behalten. Der Niederländer wählte dafür vor 80.196 Zuschauern eine defensive Herangehensweise und formierte sein Team in einem 5-3-2-System.

Die Gastgeber hatten dadurch viel Ballbesitz, dem BVB mangelte es aber zunächst an Tempo und Ideen. Einzige Ausnahme: Wenn Jungstar Jadon Sancho den Ball hatte, wurde es gefährlich. Der englische Nationalspieler leitete auch die Führung mit einem sehenswerten Lupfer auf Mario Götze ein. Der WM-Held von 2014 veredelte das Zuspiel per Kopf.

Hinein in den Winkel: Daniel Cilgiuris Treffer zum 1:3.

Hinein in den Winkel: Daniel Cilgiuris Treffer zum 1:3.

(Foto: imago images / Team 2)

Beim anschließenden Jubel vor dem Schalker Fanblock wurde Sancho von einem Feuerzeug am Kopf getroffen. Nach einer kurzen Behandlungspause konnte er aber weiterspielen. Die Gäste erholten sich vom Schock des Rückstands schnell. Stürmer Breel Embolo schoss Julian Weigl den Ball aus kurzer Distanz an die Hand und Schiedsrichter Felix Zwayer entschied nach Studium der TV-Bilder zum Entsetzen der Dortmunder auf Elfmeter.

Zwayer hält an Entscheidungen fes

Zwayer bekräftigte diese Einstellung auch nach dem Spiel: Es ist ein Elfmeter, "weil der Arm auf Schulterhöhe waagrecht abgespreizt ist. Das ist eine Vergrößerung der Körperfläche. Damit wird der Ball abgeblockt. Insofern ist das nach aktueller Auslegung ein strafbares Handspiel. International und in Deutschland besteht diese Auslegung seit Saisonbeginn. Es soll immer so gehandhabt werden. Fehler passieren auch uns Schiedsrichtern. Aber in dem Fall ist es sehr eindeutig nach Ansicht der Fernsehbilder."

Caligiuri behielt trotz Videobeweis und Beschwerden die Nerven und verwandelte sicher. Der Derbysieg ist für den Schalker etwas Besonderes: "Ein Derby zu gewinnen mit 4:2 in Dortmund, das gibt es nicht alle Tage. Von Anfang an wusste jeder Bescheid, was auf uns zukommt. Dass jeder hochfokussiert sein muss. Das haben wir im ganzen Spiel bewiesen, dass wir es können."

Superjoker Alcácer sticht nicht

Die Schalker agierten nach dem Ausgleich mit großer Leidenschaft und gingen aggressiv in die Zweikämpfe. Der BVB kam im ersten Durchgang überhaupt nicht ins Spiel und offenbarte wieder einmal seine Anfälligkeit bei Standardsituationen. Nach einem Eckball von Caligiuri köpfte Sané zur Führung der Königsblauen ein - da halfen dem BVB auch 76 Prozent Ballbesitz im ersten Durchgang nichts. Den Dortmundern fehlte auch zu Beginn der zweiten Halbzeit die spielerische Linie, viele Fouls und Unterbrechungen hinderten zudem den Spielfluss. Ein Distanzschuss von Raphael Guerreiro verfehlte sein Ziel (54.).

Reus verlässt geknickt den Platz.

Reus verlässt geknickt den Platz.

(Foto: imago images / Nordphoto)

Favre reagierte und brachte in der 56. Minute seinen Superjoker Paco Alcácer. Doch als der BVB den Druck erhöhen wollte, flog Reus nach Foul an Suat Serdar vom Platz und Caligiuri schlenzte den anschließenden Freistoß in den Winkel. Danach verloren die Dortmunder die Nerven und Wolf sah ebenfalls die Rote Karte. Der doppelt gefoulte Serdar bezeichnet vor allem die Bestrafung von Wolfs Grätsche als "auf jeden Fall berechtigt".

Reus dementiert ob seines Platzverweises jegliche Absicht: "In erster Linie brauchen wir nicht darüber reden, dass es eine Rote Karte war. Ich komme einen Schritt zu spät. Wer mich kennt, weiß, dass ich niemals den Gegner verletzen möchte. Ich wollte zum Ball gehen, er macht einen Zwischenschritt und ich treffe ihn an der Achillessehne." Schiedsrichter Zwayer nennt die Platzverweise "unstrittig". Es zähle nicht die Absicht sondern die Aktion und deren möglicherweise gesundheitsschädigende Folgen. 

Schiedsrichter sind "die ärmsten Schweine"

Favre ist grantig.

Favre ist grantig.

(Foto: imago images / RHR-Foto)

Favre zeigte sich nach dem Spiel sichtlich enttäuscht und ungehalten. Vor allem kritisiert er den Handelfmeter, der den Gästen zum 1:1 verhalf:  "Plötzlich gibt es Elfmeter, das hat uns weh getan. Das ist so lächerlich. Die Leute, die diese Regel erfunden haben, können nicht mehr in den Spiegel sehen. Das ist der größte Skandal in der Fußball-Geschichte für mich" echauffiert sich der BVB-Coach.

Zwayer bleibt dennoch unbeeindruckt. " Das ist keine Frage, die mir zu stellen ist. Ich mache die Regeln nicht", erklärt der Schiedsrichter. "Wenn Fußball-Experten mit dieser Regel nicht einverstanden sind, ist es deren Recht. Wir Schiedsrichter sind dann aber die ärmsten Schweine. Wir setzen das Regelwerk um."

Lucien Favre weiß nach dem Abpfiff eines mit Sicherheit: "Der Titel ist verspielt. Das ist klar für mich." Weniger fatalistisch ist Marco Reus eingestellt: "Wenn es morgen weiter ein Punkt ist, ist es weiter offen. Aber das ist rein hypothetisch."

Im Schalker Lager hingegen herrscht Euphorie: Caligiuri freut sich auf "ein, zwei Bier, vielleicht auch drei." Auch Huub Stevens lobt seine Mannschaft: "Man muss es vor so einer Kulisse genießen. Ein Derby hat immer seine eigenen Gesetze. Wir sind heute über uns hinausgewachsen. Ein großes Kompliment an die Mannschaft für die taktische Ausführung."

Quelle: ntv.de, Oliver Mucha und Thomas Lipinski, sid

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