Elf Strohhalme für ein Halleluja gegen Real BVB hofft auf den Fluch des Ancelotti
08.04.2014, 14:55 Uhr
Verhalten optimistisch: Die Dortmunder Mats Hummels und Robert Lewandowski.
(Foto: imago/Joachim Sielski)
Es soll ja Menschen geben, die sagen, die Sache sei durch. Die Fußballer von Borussia Dortmund laufen heute in der Champions League gegen Real Madrid einem Drei-Tore-Rückstand hinterher. Doch es gibt Hoffnung: Carlo Ancelotti.
"Die Sache ist durch, oder?" Ein - versprochen! - vorletztes Mal wollen wir das mittlerweile geflügelte Wort des Moderators Jochen Breyer bemühen, wenn es darum geht, ob die Fußballer der Dortmunder Borussia heute (ab 20.45 Uhr nicht im ZDF, dafür aber im Liveticker bei n-tv.de) doch noch das Halbfinale der Champions League erreichen. Gegner ist Real Madrid. Und nachdem die Spanier das Hinspiel vor knapp einer Woche mit 3:0 gewonnen haben, spricht tatsächlich viel dafür, dass sie es sein werden, die eine Runde weiterkommen. Viel, aber eben nicht alles.
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Durm - Jojic, Sahin - Großkreutz, Mkhitaryan, Reus - Lewandowski
Real Madrid: Casillas - Carvajal, Pepe, Ramos, Coentrao - Modric, Alonso, di Maria - Bale, Benzema, Ronaldo
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)
Elfmal kam in der 69 Jahre währenden Geschichte des Europ apokals der Landesmeister, der seit 1992 eine Meisterliga ist, eine Mannschaft weiter, die das Hinspiel mit drei Toren verloren hatte. Fünfmal holte ein Team ein 0:3 auf, sechsmal ein 1:4. Macht das nun Mut, sind das die Strohhalme, an die die Dortmunder sich klammern können? Oder zeigt die Statistik nur die Aussichtslosigkeit des Unterfangens? Dortmunds Robert Lewandowski, im Hinspiel gesperrt, gibt vor, an ein Wunder zu glauben. Ein wenig zumindest. "Wir dürfen keine Angst haben und müssen Vollgas geben. Mit unseren Zuschauern im Rücken ist vieles möglich." Kollege Mats Hummels bezifferte die Chance auf den Einzug ins Halbfinale auf "drei Prozent".
Otto, das Wunder, damals
Da muss schon das her, was die Älteren als "Wunder von der Weser" kennen. Mit 0:3 hatten der SV Werder und sein Trainer Otto Rehhagel ihr Erstrundenspiel bei den Dynamos aus Ostberlin verloren, bevor es - wegen der Olympischen Spiele in Seoul weilten drei Bremer Spieler in Südkorea - erst fünf Wochen später, am 11. Oktober 1988, zum Rückspiel im Weserstadion kam. Der Rest ist Geschichte: Michael Kutzop nach 22 Minuten, Günter Hermann (55.), Karlheinz Riedle (62.), Manfred Burgsmüller (80.) und Thomas Schaaf (90.) schossen ein grandioses 5:0 heraus. Was auch für die Dortmunder heute Abend ein prima Ergebnis wäre - auch wenn die Analogie arg weit hergeholt scheint. Vielleicht macht es dem BVB da schon mehr Mut, dass Carlo Ancelotti den Gegner aus Madrid trainiert.
Zum bisher letzten Mal holte eine Mannschaft in der europäischen Königsklasse am 7. April 2004 einen Rückstand von drei Toren auf, ebenfalls im Viertelfinale. Mit 1:4 hatte Deportivo La Coruña das Hinspiel beim AC Mailand verloren, doch im Rückspiel gelang die große Aufholjagd. Walter Pandiani gelang nach fünf Minuten die Führung für Deportivo, Juan Valerón (35.) und Alberto Luque (44.) egalisierten noch vor der Pause den Rückstand, ehe Fran für die Entscheidung zugunsten La Coruñas sorgte. Am Ende stand es 4:0, der AC war raus. Milans Trainer damals: Carlo Ancelotti.
Ein Jahr später erreichte der AC Mailand dann das Finale. Was an diesem 25. Mai 2005 in Istanbul gegen den FC Liverpool geschah, gehört zu den dramatischeren und denkwürdigeren Momenten in der Geschichte des Fußballs. Zur Halbzeit war die Sache durch, Paolo Maldini hatte nach 52 Sekunden die Führung erzielt, Hernán Crespo mit einem Doppelpack nach 39 und 43 Minuten nachgelegt. Was nach der Pause folgte, waren sechs Minuten des Wahnsinns, in denen Kapitän Steven Gerrard (54.), Vladimír Šmicer (56.) und Xabi Alonso (60.) zum 3:3 ausglichen. Im Elfmeterschießen gewann dann Liverpool vor mehr als 40.000 englischen Fans. "You`ll never walk alone." Milans Trainer damals: Carlo Ancelotti. Was aber heißt das für heute Abend und den BVB? Nichts vermutlich. Zumal es da noch eine andere Statistik gibt: In den jüngsten 22 Auswärtsspielen der Champions League erzielte Real Madrid stets mindestens ein Tor. Bei einem Gegentreffer müssten die Dortmunder schon fünf Tore schießen. Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein Wunder.
Quelle: ntv.de