Breyer: "War eine dämliche Frage" Klopp, der Meister der Selbstbeherrschung
03.04.2014, 10:01 Uhr
Jürgen Klopp geht während der Diskussion mit Moderator Jochen Breyer (nicht im Bild) und Oliver Kahn auf mentale Tauchstation.
(Foto: Screenshot ZDF/n-tv.de)
Neuer Ausraster des Emotionsbolzens Jürgen Klopp? Dieses Mal nicht. Nach der Niederlage seines BVB bei Real Madrid bekommt er eine Reihe wirklich doofer Fragen gestellt - und erlaubt sich nur wenige doofe Antworten.

"Die Sache ist durch, oder, Jürgen Klopp?" Ja, die Geduld ist für den BVB-Trainer jetzt wirklich durch.
(Foto: Screenshot ZDF/n-tv.de)
Er sei ein "sehr emotional Trainer", sagt der weise Oliver Kahn zu seinem ZDF-Kollegen. "Emotional" spricht er englisch aus. Jürgen Klopp hat gerade das Mikrofon auf den Tisch gepfeffert. "Sind wir fertig?" - " Wir sind fertig, Sie dürfen gehen." ZDF-Moderator Jochen Breyer hatte den Fußballtrainer von Borussia Dortmund zuvor mit Fragen gequält, die weh tun. Aber nicht, weil sie so kritisch oder schlau gewesen wären. "Auf doofe Fragen kann ich schon auch doof antworten", sind Klopps vorletzte Worte. Seine letzten sind an Kahn gerichtet: "Olli, super heute, wir zwei!" Vor knapp zwei Wochen hatten sich die beiden noch angeknurrt.
Bevor Jürgen Klopp entnervt geht, hat er einiges ausgehalten und das nur durch angestrengte Mimik und gepresste Laute gezeigt. War das Wortgefecht zwischen Moderator Breyer und Klopp der neuerliche Ausraster eines unbeherrschten Trainers? Im Gegenteil. Klopp hat eine Meisterleistung der Selbstbeherrschung gezeigt. Auslöser dafür, dass er das Studio verließ, war die unangenehm kumpelhaft gestellte Frage Breyers: "Sie haben schon gesagt, wir treten natürlich an, aber die Sache ist durch, oder, Jürgen Klopp?" Es muss unheimlich aufbauend sein, das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League mit 0:3 bei Real Madrid zu verlieren - und dann diese Frage gestellt zu bekommen. Klopp erwiderte: "Wie könnte man mir Geld überweisen für meinen Job, wenn ich heute hier stehen und sagen würde, die Sache ist durch?"
Mittlerweile ließ Breyer via "Bild"-Zeitung ausrichten: "Das war eine dämliche Frage. Ich würde sie so nicht nochmal stellen. Ich kann Klopp verstehen. Es ist klar, dass ein Trainer so kurz nach so einer Niederlage so eine Frage nicht gutheißt." Als ob es darum ginge, dass der, den ein Journalist interviewt, die Fragen goutiert.
Warum das Aschenputtel verloren hat
Am kommenden Dienstag steht das Rückspiel in Dortmund an. Dortmund müsste 4:0 gewinnen, um doch noch das Halbfinale zu erreichen. Das ist sehr unwahrscheinlich, das weiß Jürgen Klopp natürlich. "Ich wäre genau so ein Doofi, wenn ich sagen würde, wir hauen die sicher weg." Ein 1:3 wäre schon leichter gewesen, dann würde nächste Woche in Dortmund ein 2:0 reichen - deshalb ist Klopp so enttäuscht. "2:0 gewinnen mit 80.000 im Rücken ist nicht sicher, aber möglich - hätte mir schon gefallen, hier ein Tor zu machen."
Die Niederlage zu erklären, das hat der z erknirschte Klopp zuvor eigentlich noch sehr gut hingekriegt. "Warum hat das Aschenputtel gegen die Stiefschwestern von Madrid nicht triumphieren können?" fragt der Reporter den Trainer. Der legt eine klare Analyse der Fehler vor. "Im Grunde genommen hat es mit nichts was zu tun, außer dass wir nicht kompakt sind, und das gegen eine der besten Offensivmannschaften der Welt." Punkt.
Damit wäre dann eigentlich auch schon alles gesagt. Doch der Reporter hat noch eine andere Idee: "Haben Sie sich ertappt beim Gedanken: Wäre doch Robert Lewandowski dabei heute?" – Klopps Antwort ist so klar wie logisch: "Nein! Ich bin ja kein Idiot. Wenn er nicht da ist, brauche ich nicht darüber nachzudenken, warum das so ist." Der Reporter bohrt nach: "Also es gab keine Vorahnung, wie schwierig es werden könnte ohne Robert Lewandowski?"
Breyer hat sich offensichtlich eine These überlegt, die er unbedingt halten will: Dortmund hat verloren, weil Lewandowski nicht gespielt hat. Was soll ein Trainer dazu auch sagen? "Also, hab ich jetzt nicht drüber nachgedacht heute. Heute war Robert nicht dabei. Die Chancen haben andere vergeben. Wer weiß, ob Robert in dieser Situation am Ball gewesen wäre. Fakt ist, wir hatten eine Unzahl von Möglichkeiten, die wir nicht zur Chance gemacht haben." Da ist er wieder, der vergebliche Versuch, das Spiel sachlich zu analysieren.
Nächste Woche kein ZDF-Alarm für Klopp
Oliver Kahn zeigt übrigens in dieser Situation, dass er ein richtig guter TV-Experte geworden ist. "Natürlich weiß Jürgen Klopp, dass es so gut wie unmöglich ist", erklärt er seinem moderierenden Kollegen. "Aber mei: Ich will nicht die Platitüde vom Wunder bemühen. Es geht einfach darum, für den BVB aufzutreten."
"Wir schaffen das auch noch", hat Moderator Breyer dem herauseilenden Klopp hinterhergerufen, nachdem dieser Oliver Kahn die Schulter getätschelt hat. "Aber nicht nächste Woche." Dann überträgt das ZDF am Mittwoch das Spiel des FC Bayern gegen Manchester United.
Quelle: ntv.de