Vertrauen ist da, Europa kann kommen BVB startet in Neapel mit breiter Brust
18.09.2013, 13:01 Uhr
Jubel, Trubel, Heiterkeit - so würde sich der BVB gern auch in Europa präsentieren.
(Foto: imago sportfotodienst)
Fünf Spiele, fünf Siege. Der BVB legt in der Fußball Bundesliga den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte hin. Furiose Auftritte lassen Borussia Dortmund von Erfolgen träumen - auch in der Champions League. Danach sah es lange Zeit nicht aus.
SSC Neapel: Reina - Maggio, Raul Albiol, Britos, Zuniga - Inler, Behrami - José Callejon, Hamsik, L. Insigne - Higuain
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Sokratis, Hummels, Schmelzer - S. Bender, Sahin - Aubameyang, Mkhitaryan, Reus - Lewandowski
Schiedsrichter: Proenca (Portugal)
Es war der Tag vor dem wichtigen Halbfinal-Hinspiel gegen Real M adrid, als eine einzige Nachricht ganz Dortmund erschütterte: Mario Götze wechselt innerhalb der Bundesliga zum FC Bayern München. Ausgerechnet Supertalent Mario Götze. Ausgerechnet zum großen Rivalen von der Isar.
Ganz Dortmund verstand die Fußball-Welt nicht mehr. Entgegen dem Vereinsmotto "Echte Liebe" hatte sich das Aushängeschild des Dortmunder Aufschwungs für einen Wechsel entschieden. Mit Götze verlor der Verein nicht nur eine Identifikationsfigur, sondern auch "brutale Qualität", wie Coach Jürgen Klopp es immer nennt. Als dann auch noch Top-Torjäger Robert Lewandowski öffentlich einen Transfer an die Säbener Straße erzwingen wollte, drohte die heile Welt in Schwarz-Gelb zu zerbrechen. Erst ein Machtwort von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und eine satte Gehaltserhöhung konnten den Polen davon überzeugen, in dieser Saison noch einmal alles für den BVB zu geben. Es galt also, die Lücke zu schließen, die Götze hinterlassen hatte.
Wenn die Borussia heute mit der Partie beim SSC Neapel (ab 20.45 Uhr im ZDF und im Liveticker bei n-tv.de) in die Champions League startet, können die Verantwortlichen konstatieren, dass ihnen das gelungen ist. Und zwar mit Bravour. Für 50 Millionen Euro verpflichtete der Klub Pierre-Emerick Aubameyang (AS St. Etienne), Henrikh Mkhitharyan (Schachtjor Donezk) und Sokratis (Werder Bremen). "Das sind einfach alles Top-Jungs. Menschlich und auch auf dem Platz. Der Abgang von Mario belastet uns nicht mehr wirklich", erklärte Klopp unlängst. Und hat damit offensichtlich recht.
Wie gut die Neuzugänge eingeschlagen sind, zeigt ein Blick auf die Stati stik. Immerhin acht der 15 in dieser Saison erzielten Treffer gehen auf das Konto der Neuzugänge. Die Offensivabteilung hat also noch einmal an Qualität gewonnen. Zudem ist die Eingespieltheit der Borussen ihre große Stärke. Die Neuen haben das von Klopp geforderte Spielsystem ohne Anpassungsprobleme verinnerlicht.
Dortmund ist auf dem Spielfeld in der Lage, auf so gut wie jede Situation zu reagieren. Mit Marco Reus, Jakub Blaszczykowski und Pierre-Emerick Aubameyang verfügt Klopp über unfassbar schnelle Außenbahnspieler, die bei Ballverlust des Gegners innerhalb von Sekunden brandgefährlich vor dem gegnerischen Tor auftauchen. Mit Mkhitharyan ist ein Zehner hinzugekommen, der nicht nur den tödlichen Pass spielen kann, sondern auch selber in die Lücken stößt, um hinter die Abwehr zu kommen. Mats Hummels gibt zudem oft eine Art Quarterback, der die Bälle tief aus der eigenen Hälfte verteilt.
"Das ist zum Kotzen"
Einzige kleine Schwachstelle ist die Defensive. Beim 6:2-Sieg gegen den HSV offenbarte der BVB Probleme bei Standardsituationen des Gegners. Für Marco Reus ein Grund, Alarm zu schlagen: "Wir müssen unser Spiel besser verwalten. Gegen Hamburg haben wir aus dem Nichts zwei Tore kassiert. Das ist zum Kotzen", so der Nationalspieler. Wohlwissend, dass Fehler in der Champions League eigentlich immer bestraft werden.
Dennoch, der Fußball der Borussia ist mittlerweile in Europa angekommen. War die Champions-League-Saison 2011/12 noch gespickt von individuellen Fehlern und nervösen Auftritten, hat sich der BVB im letzten Jahr gefestigt. In der "Todesgruppe D" überlebte Dortmund nicht nur, sie wurden mehr als verdient Gruppenerster.
Dass Schwarz-Gelb auch in diesem Jahr eine gute Rolle spielen kann, hat vor allem der Sieg im Supercup gegen Bayern München bewiesen. Zwar war das Spiel noch recht früh in der Vorbereitung und kann nicht als absoluter Gradmesser herhalten, doch die Art und Weise, wie der BVB agierte, war ein Ausrufezeichen. Die Mannschaft legte endlich wieder die Galligkeit aus den beiden Meisterjahren an den Tag und strahlt pure Lust auf Fußball aus. Zudem ist die Truppe eine Einheit, die Stimmung innerhalb des Teams laut Nuri Sahin "überragend".
Wie weit der Weg in der Champions League am Ende wirklich geht, hängt allerdings von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Jürgen Klopp weiß, dass sich seine Mannschaft gerade in den englischen Wochen der letzten Saison sehr schwer getan hat. In der Bundesliga ließ man damals zu viele Punkte liegen. Bleibt der BVB aber vom großen Verletzungspech in dieser Saison verschont, ist das Team wieder ein Kandidat für das Halbfinale. Und dass dort durchaus nicht Schluss sein muss, hat man im letzten Jahr eindrucksvoll bewiesen.
Quelle: ntv.de, sport.de